Sonntag, 09. September, 10 Uhr Ostertorwache Gedenkveranstaltung für die Opfer von Faschismus und Krieg. Anschließend lesen Karin Pfitzner-Brauer und Marion Bonk aus den Gefängnisbriefen von Heinrich Buchholz, der 1933 – 1938 wegen Fortführung der Tätigkeit der von den Faschisten verbotenen KPD im KZ Mißler, in der Ostertorwache und im Zuchthaus Oslebshausen inhaftiert war. 14 Uhr Ausstellung der Grabungsfunde der ersten KZ-Baracke im Schützenhof (Brombergerstraße 117).
Mahnwache für Hiroshima und Nagasaki
20. Juni 2018
Montag, 06. August, 12 bis 13 Uhr, Bremen, Marktplatz, Mahnwache zum 73. Jahrestag der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki
Veranstaltung zum Antikriegstag
20. Juni 2018
Freitag, 31. August, 18 Uhr, DGB-Haus Bremen, Veranstaltung zum Antikriegstag mit Wolfgang Lemb, Hauptvorstand der IG Metall. Am Samstag, 01.September, spricht er nach der Antikriegsdemonstration um 12 Uhr mittags bei der Kundgebung zum Antikriegstag auf dem Marktplatz.
Besuch der NCPGR Meensel-Kiezegem 44
20. Juni 2018
Sonntag, 26. August, 14 Uhr auf Bahrs Plate und am Bunker Farge Blumengebinde niederlegen und Gedichte von Ina Stabergh auf Flämisch und Deutsch, gemeinsam mit 48 Angehörigen der NCPGR Meensel-Kiezegem 44, zur Erinnerung an ihre in den Bremer Neuengamme-Außenlagern umgekommenen Familienmitglieder. Für Außenstehende immer wieder überraschend der Fahnenappell und die belgische Nationalhymne.
Sommerausfahrt der VVN-BdA nach Bergen-Belsen
20. Juni 2018
Sonntag, 05. August, 10 Uhr ab Linkstreff West, Gröpelinger Heerstraße 120/Ecke Moorstraße Sommerausfahrt zur KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen Ausstellung Kinder im KZ. Wir wollen in Fahrgemeinschaften dorthin fahren. Interessierte melden sich bitte bei Raimund unter (0421) 6163215 oder 0176/4986 5184 (bitte Bescheid geben, ob PKW und Plätze für Mitf.).
Spurensicherung eines Grenzgängers
15. Mai 2018
„Auch Band II durchzieht die Aufdeckung der Naziverbrechen, den Alltag der Judenverfolgung und Umgang mit Taten und Tätern in der BRD und deren Folgen bis heute. Doch sein kritischer Blick richtet sich auch auf Praktiken und Versäumnisse der DDR, ohne diese mit der Schlussstrich- Mentalität der Bundesrepublik auf eine Stufe zu stellen. Zahlreiche Zeugnisse belegen die strukturellen, personellen und ideellen Kontinuitätslinien aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg über die Weimarer Republik zur faschistischen Diktatur und von dort in die BRD. So werden auch Erklärungen für antisemitische, rassistische und antidemokratische Verhaltensweisen angeboten, im Alltag die persönliche Bereicherung und der Karrieredrang der „Arisierungsgewinner“ nachgewiesen. Er ist auch der diffizilen Problematik der „roten Kapos“ nicht ausgewichen, wozu er differenzierende Wertungen anbietet und davor warnt, die grundsätzliche Unterscheidung zwischen den eigentlichen Tätern und ihren Opfern nicht preiszugeben. Nachgewiesen werden die Einbindung der Wehrmacht (einschließlich führender Vertreter der Verschwörung des 20. Juli“) in die Kriegsverbrechen, der Wirtschaftsbosse in die Ausplünderung und unmenschliche Ausbeutung. Das verbindet sich mit Polemik gegen die Verharmloser wie Götz Aly, Christopher Clark und andere. Nicht zuletzt die polemischen Repliken zeugen zugleich von Wollenbergs großer Belesenheit. Eine beträchtliche Anzahl der Beiträge ist Personen gewidmet oder ranken sich um das Wirken von Personen, die ihn als Streiter für Demokratie und sozialen Fortschritt besonders beeindruckt haben, die er als seine Mentoren oder Wegbegleiter würdigt: Willy Brandt, Hermann Brill, Walter Fabian, Hellmut von Gerlach, Arno Klönne, Hermann Glaser, Ada und Theodor Lessing, Peter Weiss – um nur einige zu nennen. Ihn beschäftigte indes auch die Biografik jener Leute, die nicht in den Kreis bekannter Repräsentanten vorgestoßen sind. Das verbindet sich mit Erörterungen zu kollektivbiografischen Problemen, zur Methodologie der Erforschung bestimmter Kohorten von Arbeiterpersönlichkeiten und deren Typologisierung“…
Jörg Wollenberg, Die andere Erinnerung. Spurensicherung eines widerständigen Grenzgängers. Eine Spurensuche, Bd. II, Sujet Verlag, Bremen 2017, 356 S.; m. e. DVD als Ergänzung zu Bd. I u. II, 356 S., 50,00 Euro.
Günter Benser in ZEITSCHRIFT MARXISTISCHE EREUERUNG Nr 112, Dez. 2017,S. 208-213
Kurt Nelhiebel erhält das Bundesverdienstkreuz
15. Mai 2018
Der Bremer Autor und Journalist Kurt Nelhiebel erhielt am 18. April im Kaminsaal des Rathauses das Bundesverdienstkreuz am Bande. Er war Redakteur und später Nachrichtenchef bei Radio Bremen. In den 1960er-Jahren schrieb er unter dem Pseudonym Conrad Taler über den Auschwitz-Prozess am Frankfurter Landgericht. Nelhiebel wuchs in Nordböhmen auf, einem Gebiet, das heute zu Tschechien gehört. 1965 kam er nach Bremen. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher über die jüngere deutsche Geschichte, über wieder erstarkenden Nationalismus und Rechtsextremismus. Sein Werk gilt „dem Kampf gegen den Nazi-Ungeist und der Erinnerung an ermordete Widerstandskämpfer und alle anderen Opfer des Nationalsozialismus.“ Kurt bezog Position und scheute streitbare Thesen nicht: 2014 erhielt er den Friedenspreis der Villa Ichon…
Herkunft
Wenn später jemand fragen sollte,
wo kam der Mann denn her,
der alle gern versöhnt sehn wollte,
dann sagt ihm ungefähr:
Wo sich die Menschen einst vertrugen,
wo Schwäche fand Applaus,
bevor die Eintracht sie erschlugen,
dort war er einst zu Haus.
Wo blaue Berge sich erhoben
aus einem Wäldermeer,
wo sich zwei Welten eng verwoben,
aus Böhmen stammt er her.
K.N.
Auszug BAF 06/07.18
Zwangsarbeit in Gröpelingen
15. Mai 2018
Am 23. April wurde abends in der Andreaskirche in Gröpelingen ein neuer Anlauf genommen, der Geschichte der Zwangsarbeit auf der AG Weser zu erinnern. Rund 45 Mitglieder der evangelischen Gemeinde Gröpelingen-Oslebshausen, der Geschichtswerkstatt, zahlreicher kultureller Einrichtungen folgten mit lebhaftem Interesse den Schilderungen der Studierenden der Forschungsstelle Osteuropa, ihrer Professorin Dr. Ulrike Huhn und der Landesarchäologin Dr. Uta Halle über den Austausch mit Hochschullehrern und Studierenden der Universität Nikolajew/Ukraine…
Die Landesarchäologin Dr. Uta Halle stellte das aktuelle Projekt einer Lehrgrabung mit Studierenden am Schützenhof vor. Mithilfe von Archivbildern wurde die Geschichte des Schützenhofs dargestellt. Mit der Beschlagnahmung des Geländes durch die Marine 1937 begann ein neues Kapitel. Mit Kriegsbeginn wurden zunächst indische Seeleute im Schützenhof interniert, nach deren Freilassung folgten 1940 Sintifamilien, die später das Vernichtungslager Belzec im besetzten Polen aufbauen mussten. Luftaufnahmen und eine Barackenskizze aus den Bauakten zeigen die Lage der erst 1944 errichteten Baracken an…
Auszug BAF06/07.18
Unserer Opfer weiter zu gedenken
15. Mai 2018
(…) Es war Heinrich Gütting, ein Ingenieur der Schiffswerft Blohm und Voss im Hafen von Hamburg, der über das Leben der KZ-Gefangenen auf dieser Schiffswerft Zeugnis ablegte. Nachdem er nach dem Krieg einen Brief an meine Mutter geschrieben hatte, ist er auch bei uns zu Hause auf Besuch gewesen. Ich war damals gerade 5 oder 6 Jahre alt, aber ich erinnere mich noch gut, wie er unglaubliche Geschichten über die Verhältnisse in diesem Außenlager von Neuengamme erzählte…
Mein Vater wurde am 30. August 1944, über die Gefängnisse von Gent und Antwerpen nach Neuengamme deportiert. Der Zug, mit mehr als 2000 belgischen Gefangenen, kam letztendlich in der Nacht vorn 1. auf den 2. September 1944 in Neuengarnme an. Mein Vater bekam die KZ-Häftlingsnummer 45167. Er hat, wie so viele andere, diese Gefangenschaft nicht überlebt (…).
Mark Van den Driessche (Ansprache am 03 Mai 2018 in Neuengamme)
Auszg BAF 06/07.18
Treblinka – Lager, Revolte, Flucht, Warschauer Aufstand
15. Mai 2018
Der Welt erzählen, was hier geschehen ist
Als 20-jähriger wird Samuel Willenberg 1943 ins Vernichtungslager Treblinka verschleppt. Auf eindrucksvolle Weise berichtet er in seinen erstmals 1986 in hebräischer Sprache erschienen Buch über den täglichen Lagerablauf. Er überlebt dank seiner sportlichen Verfassung, der Unterstützung durch Leidensgefährten und einer Reihe von glücklichen Zufällen. Er schreibt ohne Pathos, aber der tiefe Schmerz über den Verlust seiner ermordeten Familienmitglieder und Leidensgefährten durchdringt den Bericht. In Częstochowa geboren, wo sein Vater Kunst unterrichtet, meldet er sich als 16-jähriger September 1939 zum polnischen Militär und wird verwundet. Die Familie geht unter falscher Identität nach Opatow, wo sie 1942 denunziert und abtransportiert werden. Verzweiflungsschreie und Resignation der Deportierten lässt Willenberg spürbar werden. 120 Menschen werden in einen Viehwagon eingepfercht. Der Zug mit 20 Waggons endet scheinbar in einem Wäldchen, dem Vernichtungslager Treblinka.
Als vermeintlicher Maurer überlebt Samuel Willenberg in verschiedenen Arbeitskommandos, hört täglich neue Züge voller todgeweihter Menschen ankommen. Er sortiert Brillen, Löffeln, Rasierapparaten, Uhren, Zigarettendosen aus zehn Meter hohen Bergen von Kleidung, Schuhen, Koffern und Rucksäcken. Die Kleidung wird nach eingenähten Wertgegenständen, Goldstücken, Banknoten peinlichst durchsucht. Es sind die Hinterlassenschaften Tausender von Menschen, die nackt ins Gas getrieben werden. Die Auspuffgase kommen aus einen erbeuteten russischen Panzermotor. Die Gaskammern liegen abgeschirmt hinter einem riesigen Erdwall. Pässe, Familienfotos, Briefe, Zeugnisse bringt Samuel Willenberg zum Verbrennen ins Lazarett, wo Kranke nach Betäubung durch Schüsse von einem ukrainischen Trawniki in den Hinterkopf getötet und in eine brennende Grube gestoßen werden. Waggons voller Kleiderbündel und Koffer gefüllt mit Wertgegenständen verlassen das Lager. Über allem liegt der süßliche Verwesungsgeruch.
Samuel Willenberg wechselt ins Kommando Tarnung, das Äste und Büsche zur Abschirmung der Baracken vor der Umgebung aus dem Wald holt. Es gibt dort etwas mehr zu essen. März 1943 beginnt die Registrierung der Männer in den Kommandos. Im Sommer wird das Lager mit Eisenböcken und Stacheldraht befestigt. Für das Waffenarsenal wird ein festes Haus gebaut. Die zuvor vergrabenen und mit Kalk bedeckten Toten werden ausgegraben und auf Rosten aus Eisenbahnschienen verbrannt. Am Nachmittag des 2. August holt die Aufstandsbewegung Waffen aus den Verstecken, Pistolen, aber auch Zangen, Hämmer, Äxte zur Überwindung der Umzäunung. Teile der Wachmannschaften und SS sind zu ihren Familien gefahren. Der Ausbruch gelingt einem Teil der Todgeweihten.
Samuel Willenberg schlägt sich auf geheimen Wegen bis Warschau durch, Częstochowa und Opatow erweisen sich als zu gefährlich zum Bleiben. Er trifft seinen Vater wieder, der sich als Maler von Heiligenbildern über Wasser hält. Willenberg nimmt am Warschauer Aufstand der polnischen Heimatarmee teil und erlebt die Kapitulation Bor-Komorowskis vor den Deutschen nach wenigen Monaten erbitterter Kämpfe. Er erlebt den Verrat an den Widerstandsgruppen, die nicht direkt der Heimatarmee angehören, und die Auslieferung enttarnter jüdischer Partisanen. Er hat seinen Anteil an der Rettung zweier Brücken für die sich nähernde russische Front. 1950 emigriert er nach Israel. Seit 1983 verarbeitet er das Erlebte in Vorträgen vor Schulklassen und in Skulpturen.
Samuel Willenberg, Treblinka – Lager, Revolte, Flucht, Warschauer Aufstand, Reihe Antifaschistischer Texte, Unrast Verlag Münster, 240 S. 22 Euro, 2. Aufl. März 2018, ISBN 9-783897-718203