Der Schützenhof in Gröpelingen

16. Juli 2018

ein vielschichtiges Beispiel aus dem Konglomerat der Lager der Bremer Rüstungsindustrie

…Gleichzeitig sind diese kleinen Lager weniger bekannt, oftmals wurden sie schon bald nach 1945 überbaut. Allerdings muss ich als Bremer Landesarchäologin auch feststellen, dass während meiner 10jährigen Amtszeit schon Flächen ehemaliger Zwangsarbeiterlager zur Bebauung freigegeben wurden. Dies ist allerdings dem Umstand geschuldet, dass die Landesarchäologie zum einen zu wenig Kenntnis von der Lage all dieser Lager besitzt, zum anderen aber auch zu wenig Personal und Finanzmittel für eine vorbereitende Recherche zur Verfügung hat. Deshalb müssen die wenigen Spuren dieser ehemaligen Lagerstandorte als archäologische Bodendenkmale unter Denkmalschutz gestellt, aber auch vor modernen Baumaßnahmen durch Ausgrabungen untersucht werden…

Für die Vermittlung mit der archäologischen Untersuchung auf dem Gelände des ehemaligen Außenlagers „Schützenhof“ in Gröpelingen rückt eines der bislang von der Forschung nur selten berücksichtigen Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme in den Blick und dies an einem originalen Schaupatz. Eine Ausgrabung an einem Zwangsarbeiterlager ist keine alltägliche Aufgabe der Landesarchäologie, bei dieser Untersuchung gab es keinen vom Bauherrn und Baumaschinen vorgegebenen Zeitdruck, sondern es handelt sich hierbei um eine Untersuchung gegen das Vergessen und für eine Erweiterung der Erinnerungskultur im Stadtteil Gröpelingen… Dieses Lagergelände ist nur wenig bekannt, obwohl hier noch vier Baracken des Lagers von Ende 1944 stehen, an denen sich noch zahlreiche Spuren des ehemaligen Aussehens erhalten haben. Bei den noch stehenden Gebäuden handelt sich um eingeschossige und nicht unterkellerte Baracken mit einem flach geneigten Satteldach, die sich alle auch in den heutigen Luftbildern von Google etc. erkennen lassen. Ferner gibt es eine große Freifläche, die zum einen als Parkplatz der Schützengilde benutzt wird und die zum anderen mit Gras bewachsen ist… Es gab in den wenigen Monaten des Bestehens des Barackenlagers 257 Tote aus zahlreichen europäischen Ländern. Die TeilnehmerInnen der Ausgrabung gestalten zu den überraschenden Ergebnissen des Schützenhofgeländes eine Poster- und Fundpräsentation, die sie am Tag des offenen Denkmals den interessierten Besuchern und Besucherinnen im Beisein von Bürgermeister Dr. Carsten Sieling vorstellen.
Auszug BAF-Artikel 08./09.18