Internationaler Solitätsbasar

14. September 2015

Fr. 27.11. ab 19.30 Uhr, Zionsgemeinde Internationaler Solidaritätsbasar, es spricht Karin Leukefeld.

Veranstaltungsreihe „Bremen vor 70 Jahren im Spiegel der Akten und Zeitzeugen“ von Prof. Dr. Jörg Wollenberg

14. September 2015

In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Geschichte der IG Metall Bremen (Detlef Dahlke) und VVN/BdA. Bremen

Donnerstag, 15.10.15 um 17 Uhr in Gröpelingen, Nachbarschaftshaus Ohlenhof, „Bremen vor 70 Jahren: Niederlage oder Befreiung“.
In Kooperation mit der AWO „Universität der 3. Generation“ Anmeldung unter (0421) 790297

War der 8. Mai 1945 „trotz allem eine große Stunde, die Rückkehr Deutschlands zur Menschlichkeit“? So Thomas Mann nach der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 10 Mai 1945 im Britischen Hörfunk. „Jetzt kommt unsere Stunde“. So der Aufruf vom Bremer Arbeiter Heinz Kundel schon im Januar 1945, ebenfalls ausgestrahlt von der BBC. Zwei deutsche Reden im O-Ton als Aufhänger des Vortrags. Eine Nachbetrachtung zum 70. Jahrestag des Kriegsendes, der aus der Sicht der Deutschen eher der Tag der Niederlage, nicht der Befreiung war. Viele Deutsche hatten noch 1945 auf einen Sonderfrieden mit dem Westen gehofft, um weiter mit den Westalliierten gegen die sowjetische Armee zu kämpfen. Die letzte NS-Reichsregierung unter Admiral Dönitz hatte sich in der „Nordfestung“ von Holstein bis Dänemark zurückgezogen und existierte noch bis Ende Mai 1945. Trotzdem riefen Bremer Gegner des NS-Systems schon am 6. Mai 1945 zum Neuaufbau auf. Ihr Organ, der „Aufbau“, schrieb das erste Kapitel der Demokratie in Bremen. Aber schon im Januar 1946 löste sich die „Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus auf“ und verpflichtete ihre Mitglieder, in den entstehenden Parteien und Gewerkschaften weiter für die Bildung einer sozialistischen Einheitspartei und für das Arbeiterhilfswerk zu kämpfen.

Dienstag, 10.11.15 um 17 Uhr in Gröpelingen, Nachbarschaftshaus Ohlenhof, „Der 9. November und seine Hinterlassenschaften in der deutschen Geschichte“.
Im Bewusstsein der Deutschen ist die Erinnerung an den Judenpogrom vom 9. November 1938 seit Jahren fest verankert. In Zeiten, in denen der Judenhass wieder aus dem Fremdenhass hervortritt, soll an seine Vorgeschichte erinnert werden, u.a. an den 9. November 1918, die Ausrufung der deutschen Republik, die von den rechten Gegnern sofort als „Judenrepublik“ denunziert wurde. Es ist deshalb kein Zufall, dass Hitler am 9. November 1923 in München gegen die Republik putschte und zum gleichen Zeitpunkt die legal gewählten Arbeiterregierungen in Sachsen und Thüringen von Reichstruppen aus dem Amt gejagt wurden. Der 9. November ist gerade auch wegen der 9. November 1989 ein Tag, der Anlass gibt zum Nachdenken über die deutsche Geschichte.

Mittwoch, 02.12.15, um 17 Uhr in Gröpelingen, Nachbarschaftshaus Ohlenhof, „Das ist nicht das Deutschland, für das wir gekämpft haben“. Ein Resumee aus der Sicht von Käthe Popall.
Nach 10 Jahren Zuchthaus, KZ und Zwangsarbeit kehrte Käthe Lübeck im Juni 1945 nach Bremen zurück. Die KPD entsandte Käthe Popall 1946 in die erste, von der amerikanischen Besatzungsmacht ernannte Bürgerschaft, die sie zur Vizepräsidentin des Parlaments wählte. Mit den Lübecker Zellengenossinnen, den prominenten Bremer Sozialdemokratinnen Anna Stiegler und Dora Lange, leitete sie den Bremer Frauenausschuss und gründete die Frauengilde der Konsumgenossenschaft. Käthe Popall trat 1946 als erste Frau in den seit Jahrhunderten ausnahmslos von Männern besetzten Senat der Hansestadt Bremen ein. Am 15. Februar 1907 in Bremen geboren, verstarb sie am 23. Mai 1984 im Alter von 77 Jahren nach einer schweren Krankheit.Der Sieg des Faschismus und die Niederlage der deutschen Arbeiterbewegung hatten Käthe Popall tief getroffen. Die Unfähigkeit, diese Niederlage nach dem 2. Weltkrieg überzeugend aufzuarbeiten, hatte sie noch mehr verbittert. Besonders enttäuscht war sie darüber, dass die sozialistischen Neuordnungsvorstellungen der Linken im Restaurationsprozess der BRD untergingen. „Nein, dies ist nicht das Deutschland, für das wir gekämpft haben“, antwortete Käthe Popall Anfang der 1980er Jahre einer Jüdin, die 1935 nach Palästina emigriert war und zu Besuch nach Deutschland kam. Diese meinte: „Jetzt haben Sie ja das Deutschland, für das wir gekämpft haben“. Dennoch nahm Käthe Popall keinen „Abschied vom Proletariat“. Bei aller Hoffnungslosigkeit, bei allem Pessimismus: Ihre lebensbestimmende politische Grundhaltung war und blieb die bewusst gewollte Identifikation mit der Idee und den Zielen der Arbeiterbewegung. Für diese Arbeiterbewegung hat Käthe Popall zeitlebens mit Wort und Tat gearbeitet und gekämpft, auch unter Einsatz des Lebens im Widerstand gegen das NS-System und nach 1945 für ein demokratisches Deutschland.

Kolbe

10. September 2015

Ein kleiner Beamter des Auswärtigen Amtes in Berlin wird mitten im Zweiten Weltkrieg zum stillen Helden. Fritz Kolbe war kein Nazi. Beharrlich widersteht er bis zum Schluss allen Aufforderungen seiner Vorgesetzten, der Nazipartei beizutreten. Vor dem Krieg ist er im deutschen Konsulat in Kapstadt tätig. Sein Vorgesetzter, der erzkonservative Konsul Biermann, besteht darauf, Fritz Kolbe zu Kriegsbeginn mit zurück nach Berlin zu nehmen. Carlsroupe, dem Sekretär des britischen Gesandten und Freund, drückt Kolbe zum Abschied einen handgeschriebenen Zettel mit den Codes der Funkstellung und Namen zurückbleibender deutscher Agenten in die Hand. Schweren Herzens lässt er seine Tochter Katrin in Obhut seiner Freunde Hiltrud und Werner Lichtwang in Südwest zurück. Die Überfahrt mit einem niederländischen Dampfer wird zu einer bedrohlichen Höllenfahrt.
Seine Freunde Walter und Käthe Braunwein holen ihn ab und bringen ihn nach Berlin. Eine zentral gelegene Wohnung haben sie ihm auch besorgt. Fritz Kolbe gelangt ins Vorzimmer von Ernst von Günther, Botschafter zur besonderen Verwendung in der Wilhelmstraße. Über seinen Schreibtisch laufen tausende streng geheimer Akten, Bau der V2-Anlage, Entwicklung der Messerschmidt 206, Deportation Römischer Juden, Wannseekonferenz, Verhungern-Lassen sowjetischer Kriegsgefangener, Stimmungsberichte von der Front. Fritz Kolbe soll für die ordnungsgemäße Vernichtung der Akten im Keller des Auswärtigen Amtes sorgen. August 1943 soll er eine Kurierfahrt nach Bern zur deutschen Botschaft antreten. Am rechten Bein befestigt, schmuggelt er brisante, zur Vernichtung bestimmte Akten. Die Zeit ist knapp bemessen. Er muss zurück nach Berlin. Sein Freund Eugen Sacher stellt den Kontakt zu Allen Dulles und William Priest vom amerikanischen Geheimdienst OSS (Office of Strategic Services) her. Nach einem intensiven Verhör werden die mitgeführten Geheimdokumente geprüft. Es geht um Nazi-Agenten in Ankara, Pläne zur Deportation römischer Juden, Wolframlieferungen aus Spanien.
Kolbe begleitet seinen Vorgesetzten Ernst von Günther zu Hitlers Hauptquartier, der Wolfsschanze. Aus dem Gedächtnis zeichnet er Details auf einen Lageplan ein. Originalakten kann er nicht mehr herausschmuggeln, da die Abgabe am Verbrennungsofen dokumentiert wird. Hunderte von Seiten abschreiben, wie soll er das schaffen? Er riskiert es in einer Bunkernacht, Marlene Wiese aus der Charité zur Hilfe zu bitten, mit der er ein geheimes Verhältnis hat. Ein weiteres Mal muss Kolbe nach Bern. An Botschafter von Lützow vorbei soll er geheime Unterlagen an dessen Sekretär Weygand geben. Erneut kann er Allen Dulles sprechen und ihm seinen selbstgefertigten Lageplan von Hitlers Hauptquartier übergeben, außerdem Pläne der Leunawerke, Eichmanns Judenvernichtungsplanungen, einen Geheimsender in Dublin, die Einschätzung amerikanischer Flottenverbände im Pazifik. Als Gegenleistung verlangt er das Herausschmuggeln von Marlene und den Schutz seiner Tochter Katrin. Die Amerikaner sind skeptisch. Sie verlangen Informationen über General Gehlen, über den deutschen militärischen Geheimdienst im Osten und über japanische Verbände im Pazifik. Kolbe gerät in Gefahr, Spielfigur zwischen amerikanischem, britischem und sowjetischem Geheimdienst zu werden. Der Tod seines Freundes Walter Braunwein in Dublin trifft ihn hart. Er fühlt sich daran schuldig und versinkt in Resignation.
Eugen Sacher sucht ihn in Berlin auf und macht ihm die Wichtigkeit der von ihm gelieferten Informationen für die Zeit nach Beginn der alliierten Landung in der Normandie deutlich. Er will ihn im Auftrag von Allen Dulles zurückgewinnen. In der Nazihierarchie beginnen vorsichtige Absatzbewegungen, Goldreserven und Devisen werden in die Schweiz gebracht. Anfang 1945 reist Fritz Kolbe in diplomatischem Auftrag ein drittes Mal in die Schweiz. Er setzt Botschafter von Lützow unter Druck, um ihn für die Alliierten zu gewinnen. Der wählt den Freitod. Noch einmal geht Kolbe zurück nach Berlin, will Marlene herausholen. Kurz vor der Befreiung gelingt es ihnen mit ordnungsgemäßen Papieren bis zur Schweizer Grenze zu fahren, von wo sie bei Nacht von William Priest mit dem Boot herübergeholt werden.
„Kolbe“ von Andreas Kollender ist packend geschrieben, eine Mischung aus dokumentarischer und fiktiver Wiedergabe. Es ist keine Autobiographie, Erläuterungen werden in eine fiktive Interviewsituation mit Schweizer Journalisten verpackt. Kolbes Motive lassen sich erst bei gezieltem Nachlesen erschließen. Seine Tochter darf er nicht nach Berlin mitnehmen. Seine Freunde sind eher konservativ eingestellt. Als Diplomat hat er Vergleichsmöglichkeiten und Auslandskontakte. Aufgrund seiner Kenntnisse geheimer Vorgänge hat er ein klareres Bild über die Kriegslage und über die Verbrechen, die in deutschem Namen begangen werden. Er verlangt kein Geld für seine Kundschafter-Tätigkeit, er will zwei geliebte Menschen beschützen.
Andreas Kollender „Kolbe“, 448 S., Pendragon Verlag Bielefeld, 16,99 Euro, ISBN 978-3-86532-489-4
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Auf Spurensuche

10. September 2015

Mal ist es ein Satz in einer Ortsbeschreibung, mal die Anfrage eines Angehörigen, die zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Schicksal eines Menschen führt, der bis dahin kaum oder gar nicht bekannt war. Das kann zu langwierigen Nachforschungen führen oder in einer Sackgasse enden… Hinrichtungsverzeichnisse, Transport-, Belegungs- und Abgangslisten boten erste Hinweise… Archivarbeiten bilden eine Grundlage für die Aufdeckung der Lebensgeschichte von Personen, derer mit einem Stolperstein gedacht wird. … Ausgangspunkt bieten oft die Totenlisten der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und Friedhofsregister…Mit den Stolpersteinen der vergangenen 10 Jahre eröffnen sich neue Möglichkeiten, die Verfolgungssituation in Gröpelingen während des Faschismus deutlicher zu machen. … Mit der Errichtung einer Stele mit den 77 Namen der 1941/42 aus dem ehemaligen jüdischen Altersheim Deportierten wird eine Lücke auf dem Weg zum KZ-Außenlager Schützenhof geschlossen.
Auszug BAF 10./11.2015

Die Seele wurde schon 1933 gebrochen

10. September 2015

Zu elft waren wir am 29. August in der Gedenkstätte Esterwegen, …Kurt Buck, Leiter der Gedenkstätte, nahm sich ausführlich Zeit, uns einen sehr eindrucksvollen Einblick in Entstehungsgeschichte der Emslandlager, die unterschiedlichen Gruppen von Gefangenen, den Lageralltag, Strafen, über Biographien, Gespräche mit Zeitzeugen und die Gestaltung der vor vier Jahren auf diesem historischen Gelände …Im nördlichen Lagerkomplex, unweit der niederländischen Grenze, wurden in einer abgelegenen Moorlandschaft Esterwegen, Börgermoor, Aschersdorf angelegt, wo politische Häftlinge vor ihrem Prozess durch Arbeit im Moor „umerzogen“ werden sollten. …Nach einer unterhaltsamen Mittagspause führte Kurt Buck uns über einen Stählernen Plattenweg, der den Tritt der Gefangenen und die Unbeständigkeit des moorigen Untergrundes nachempfinden ließ, zur ehemaligen Lagerstraße. …Nahe dem früheren Eingangstor machten wir Halt, um die von Georg Gumpert gestifteten Erinnerungssteine zu betrachten. Kurt Buck schilderte den mühsamen Weg zur Gedenkstätte. Zum Abschluss gingen wir für eine gute Stunde durch die sehenswerte Ausstellung.
Auszug BAF 10./11.2015

Sommerausfahrt zur Gedenkstätte Esterwegen

8. August 2015

Sa. 29.08. gegen 10 Uhr ab Linkstreff West Gröpelingeer Heerstraße/Ecke Moorstraße: Sommerausfahrt in die Gedenkstätte Esterwegen. Geplant ist Fahrgemeinschaften zu bilden. Wir werden dort um 11:45 Uhr von Kurt Buck, dem Leiter der Gedenkstätte, erwartet. Fahrzeit ab Bremen ca. 90 min. Anmeldungen erbeten bei Raimund Gaebelein unter (0421) 6163215 raygaeb@web.de 0176/4986 5184 bitte angeben ob PKW zur Verfügung und Möglichkeit der Mitnahme. Dauer Vortrag und Besichtigung ca. 3 Stunden. Möglichkeit zum Kaffeetrinken nach Anmeldung gegeben.
Bebilderter Vortrag zur Geschichte der Emslandlager im Seminarraum; Erläuterungen zur Topographie des Lagers Esterwegen am Luftbild im Eingangsbereich; anschließend Gang über das Lagergelände mit Erläuterungen; Einführung in die Ausstellungen und individueller Rundgang; Abgeurteilt von Justiz und Wehrmacht. Gefangene in der Strafanstalt Lingen und den Emslandlagern 1935-1945 Sonderausstellung von Studierenden der Universität Osnabrück in Kooperation mit den Gedenkstätten Gestapokeller Osnabrück und Esterwegen.
„Unmittelbar nach der Machtübertragung an den Faschismus am 30. Januar 1933 begann eine Phase der Machtsicherung. An die Stelle der verhältnismäßig liberalen Rechtsordnung der Weimarer Republik sollte eine völkische Lebensordnung treten. Recht ergab sich aus den Vorstellungen der „Volksgemeinschaft“ und dem „Führerwillen“. Neue Verordnungen und Gesetze wie das „Ermächtigungsgesetz“ zerstörten die parlamentarische Demokratie und setzten verfassungsmäßige Grundrechte außer Kraft. Neue politische Straftatbestände wurden geschaffen und durch die zivile Justiz streng geahndet. Gleichzeitig verschärfte sie auch die Rechtsprechung gegenüber kriminellen Angeklagten drastisch. Strafvollzug sollte vor allem harte Sühne sein. Die Militärjustiz begriff sich als Instrument zur „Aufrechterhaltung der Manneszucht“ in der Wehrmacht und fällte ebenfalls mit zunehmender Dauer des Krieges immer gnadenlosere Urteile. Eine beispielhafte Auswahl von zwölf Gefangenen-Biographien zeigt unterschiedliche Lebensläufe und Tatvorwürfe. Mit ihnen werden individuelle Schicksale sichtbar, die hinter der Rechtsprechung der NS-Gerichte standen. Nicht alle Verurteilten waren ausschließlich Opfer. Einige waren auch zugleich Täter. Aber alle wurden Opfer einer politischen Justiz. Die Haftzeiten der ausgewählten Gefangenen reichten insgesamt von 1935 bis 1945 und machen die zunehmende Radikalisierung der Rechtsprechung und die stetige Verschlechterung der Lebensbedingungen der Gefangenen deutlich; insbesondere in den emsländischen Strafgefangenenlagern, in denen bis 1945 etwa 1.600 Gefangene umkamen.“
Fahrt (ca. 7 km) zur Begräbnisstätte Esterwegen (Lagerfriedhof) mit geführter Begehung oder Filmvorführung mit Zeitzeugenberichten

Was war los in Hohehorst? Ein Buch über die Nazi-Zeit in Leichter Sprache

5. August 2015

Am 23.06.2015 stellte Astrid Felguth ihr Buch „Was war los in Hohehorst? Ein Buch über die Nazi-Zeit in Leichter Sprache“ im Wallsaal unserer Zentralbibliothek vor. Sie will damit Jugendlichen und Erwachsenen mit und ohne Behinderung die „Nazi-Zeit“ näherbringen.
Ende der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts ließ die Familie Lahusen – Besitzer der Nordwolle, damals größter Textilkonzern Europas mit Hauptsitz in Delmenhorst – in Löhnhorst, nördlich Bremens, auf ihrem Sommerwohnsitz Gut Hohehorst ein prächtiges, schlossartiges Gebäude mit großem Park errichten. Gleichzeitig ließen sie in Bremen eine überdimensionierte neue Verwaltungszentrale – das heutige Haus des Reichs bzw. Finanzamt – bauen. Da sie u. a. daran 1931 pleitegingen, mussten sie das Haus Hohehorst noch vor dem Einzug verkaufen. Danach wechselten die Nutzungen: Lebensbornheim „Friesland“, Krankenhaus, Drogentherapie-Einrichtung … Seit einigen Jahren steht es leer.
Im Buch geht es um die Lebensborn-Zeit. Es beginnt mit Jugendlichen in Löhnhorst, wo Frau Felguth geboren und aufgewachsen ist, die 1977 zufällig auf die Geschichte Hohehorsts stoßen und ein Heft finden, das die Tagebuch-Aufzeichnungen von Anni 1944 enthält. Diese ist unverheiratet schwanger und findet ihre „Rettung“ im Haus Friesland. Nach dieser gekonnten Einführung folgen einige Seiten Erklärungen zu Lebensborn und „Nazi-Zeit“.
Hier erweist sich besonders die Problematik der „Leichten Sprache“. Sprache ist doch schwer nicht aus Schikane, sondern weil die Zusammenhänge kompliziert sind. Auf Ursachen und Zusammenhänge wird nicht eingegangen; der Faschismus kam irgendwie über Deutschland; dabei hatte das doch, um es mit Bertolt Brecht zu sagen, „Name und Anschrift“.
Besonders ärgerlich finde ich die Erwähnung des Widerstands: „Einige Menschen sagten etwas gegen die Verbrechen. Das waren oft Menschen von der Kirche.“ (S. 92) Und das, obwohl doch beide Amtskirchen eng mit den Faschisten zusammenwirkten, da sie ja den gleichen Feind, die Kommunisten, hatten.
Bei diesem Konglomerat aus Kindersprache und PowerPoint-Präsentation zeigt sich wieder einmal: „Das Gegenteil von „gut“ ist „gut gemeint“.
Astrid Felguth: „Was war los in Hohehorst? Ein Buch über die Nazi-Zeit in Leichter Sprache“, Mabuse-Verlag, Frankfurt/Main 2015, 16,90 EUR

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Katalog erschienen zur Austellung „Europäischer Widerstand gegen den Nazismus“

20. Juli 2015

Der Papy-Rossa-Verlag in Köln hat zusammen mit einem belgischen Verleger und der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) im Sommer 2015 einen Bildband vorgelegt, der einen europäischen Blick auf die Widerstandsbewegung wirft. Er entstand im Zusammenhang mit einer Ausstellung, die das „Institut des Vétérans“ und die FIR im Sommer 2013 zum ersten Mal im Europäischen Parlament präsentieren konnten. Auf über 300 Seiten berichtet der Band über zentrale Ereignisse, insbesondere durch ausdrucksstarke Bilder. Jean Cardoen / Ulrich Schneider, Antifaschistischer Widerstand in Europa 1922 – 1945, Mit einem Vorwort von Manolis Glezos, Paperback, 24 x 24 cm, 335 Seiten, durchgehend mit s/w-Fotografien, 29,90 EUR. Erhältlich über die VVN-BdA Bremen gegen Vorkasse.

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Entschädigung ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener

20. Juli 2015

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Der Bremer Freundeskreis von „Kontakte-Kontakty“ hat mit großer Freude zur Kenntnis genommen, dass der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags am 20. Mai mit breiter Unterstützung von der LINKEN bis zur CDU den überlebenden sowjetischen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkriegs eine Entschädigung von insgesamt zehn Millionen Euro zugesprochen hat. Wir sehen darin eine Bestätigung auch unseres eigenen jahrelangen Engagements für die Betroffenen.
Von den insgesamt ca. 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsfangenen ist weit mehr als die Hälfte (rund 3,3, Millionen) in deutschem „Gewahrsam“ durch Seuchen, Hunger, Erfrieren, Misshandlungen und willkürlichen Tötungen umgekommen; von den Zurückgekehrten wurden überdies viele in der Sowjetunion als Kollaborateure verhaftet oder in Arbeitslager verbracht. Wenn man davon ausgeht, dass die Quote der in deutscher Kriegsgefangenschaft umgekommenen westalliierten Soldaten „nur“ rund 3 % betrug, wirft dies Schlaglichter auf das Menschenbild der Nationalsozialisten, in dem Russen und andere Sowjetvölker als „Untermenschen“ diffamiert wurden. Heute leben noch rund viertausend hochbetagte Betroffene in Russland und anderen ehemaligen Sowjetrepubliken; sie erhalten voraussichtlich von der mit der Auszahlung beauftragten Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ jeweils 2500 Euro – für armenische Rentner immerhin zwei Jahresrenten. Diese Auszahlung ist für die ehemaligen Kriegsgefangenen zugleich eine lange erwartete Anerkennung des erfahrenen Leids….Der Bremer Freundeskreis sieht sich durch die Entscheidung des Haushaltsausschusses in seinem Engagement bestätigt und darüber hinaus veranlasst, seine Tätigkeit im Sinne der Betroffenen und der Völkerverständigung fortsetzen. Es gibt noch viel zu tun!
Für den Bremer Freundeskreis von Kontakte-Kontakty

Auszug BAF Artikel 08./09.2015

Macht und Krieg

20. Juli 2015

Vor 100 Jahren legte der Bremer Mäzen und Kaufmann Ludwig Roselius (1874-1943) sein Kriegszielprogramm vor, das mit der Linie von Belgien bis zu den Dardanellen auch große Teile Russlands dem „Großdeutschen Reich“ einverleiben sollte. Die Denkschrift von 1915 an das Auswärtige Amt wurde von ihm wieder aufgenommen in seinen „Briefen und Schriften zu Deutschlands Erneuerung“ von 1933. 30 Jahre später, Anfang Mai vor 70 Jahren, versammelten sich Bremer Frauen und Männer, um ein „Sofortprogramm“ zur Neuordnung Deutschland vorzulegen. Sie veröffentlichten ihr Programm am 6. Mai 1945 im „AUFBAU“, dem Presseorgan der Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus (KGF)….Nach 12 Jahren Nazi-Herrschaft konnten die Bremer wieder frei atmen, durften sie sich wieder als Menschen fühlen. Mit Wehmut und Trauer gedachten sie –wie schon 1918- der Toten. Sie begannen mit der Beseitigung der Trümmer und sahen eine ihrer ersten Aufgaben darin, die Verantwortlichen des NS-Systems anzuklagen und zu verurteilen. Nicht noch einmal sollte „am deutschen Wesen die Welt genesen“.

Auszug BAF Artikel 08./09.2015

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