Erschreckende Aktualität einer Bewegung

31. März 2016

Eröffnet wurde die sechste Fassung der Ausstellung zum Thema „Neofaschismus in Deutschland“ am 1. Februar im Bremer Gewerkschaftshaus von Daniela Teppich (DGB-Bildungssekretärin) und unserem Kameraden Thomas Willms, der seit 25 Jahren intensiv mit dem Themeninhalt beschäftigt ist. Daniela Teppich unterstrich die Aktualität der Ausstellung mit einem schon vor zehn Jahren entstandenen antifaschistischen Text über ein sinnierendes rotes Känguru.
Thomas Willms hob hervor, dass man die 50.000 Anhänger faschistischer Ideen getrost als Sekte abtun könnte, fänden Elemente ihrer Vorstellungen nicht Zuspruch bei 35 % der Bevölkerung, die sie verbreiteten, darunter 15%, die sie aufgriffen und auf politischer Ebene umsetzten. Im Unterschied zu benachbarten Ländern ist dieses Potential zersplittert und verfügt nicht über eine zugkräftige Führungsfigur. Die Schwierigkeit in der Gegenaufklärung liegt darin, dass sie nicht zeigen kann, wie das wahre Gesicht des heutigen Faschismus ist, sondern vor allen darauf hinweist, was anders ist als in der Zeit faschistischer Herrschaft. An Hand eines Wimmelbildes werden die typischen Auftrittsformen faschistischer Bewegung zusammengefasst dargestellt. Im historischen Teil der Ausstellung wird deutlich, dass es nicht ausreicht, die zwölf Jahre faschistischer Schreckensherrschaft darzustellen, sondern ebenso ihren Aufstieg nach dem ersten Weltkrieg und ihre Kontinuität und Brüche seit der Befreiung 1945 zu verfolgen…
Die Bilanz war nicht so schlecht: elf Klassen und zwei Gruppen geführt (270 TN), zwei Workshops (135 TN) und drei Vorträge (175 TN), also 580 Personen erreicht. Im Gewerkschaftshaus wurde sie um eine Woche verlängert, vom 26. Februar bis 4. März in der OS Findorff ausgestellt und dann in der Europaschule Meta-Sattler-Straße ein weiteres Mal am 11. März eröffnet.
Auszug BAF3./4.2016

Antifaschistische Nordkonferenz 2016

7. Januar 2016

von Freitag, den 11. bis Sonntag, den 13. März 2016, in der Antifaschistischen Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh, 21244 Buchholz /Nordheide

Freitag, den 11. März

18.00 Uhr Abendessen – Lockere Gespräche am Abend in netter Atmosphäre

Sonnabend, den 12. März

09.30 Uhr: Begrüßung und Vorstellung Antifaschistische Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh
10.00 Uhr: Gerd Wiegel, MdB: Wie agiert die rechte Szene und wie hat sich die Szene verändert?
13.00 Uhr: Mittagessen
14.00 Uhr Felix Korsch, Mitarbeiter von MdB Kerstin Köditz (Linke): Der Zuwachs rechter Gewalt und die Reaktion in der Politik
15.30 Uhr Kaffee-Pause im Tagungsraum
15.45 Uhr Diskussion,
18.00 Uhr Abendbrot
20.00 Uhr Harald Winter, „Freiheitslieder“ aus Deutschland und aus der weiten Welt

Sonntag, den 13. März

9.00 Uhr Horst Leps, Zusammenarbeitsausschuss der Friedensbewegung Schleswig-Holstein (ZAA): Deutschland: „Neue Macht – neue Verantwortung“ – Bedeutung für Krieg und Frieden
10.30 Uhr Neofaschistische und rechtspopulistische Entwicklungen im Norden und antifaschistische Widerstand
12.00 Uhr Mittagessen

Anmeldung im Büro unter 382914 oder bei Raimund unter 6163215
Preise: Freitagabend/Sonntagmittag: 93,- Eur, Samstagmorgen/Sonntagmittag 63,- Eur, Tagespauschale: 22,- Eur. Essens- (vegetarisch?) und Unterbringungswünsche (Einzelzimmer?) bitte bei der Anmeldung angeben.

Rätegedenken

7. Januar 2016

Veranstaltung zu Ehren der Verteidiger der Bremer Räterepublik am Sonntag, 14. Februar 2016 um 11 Uhr, Waller Friedhof
Es spricht: Dr. Seltsam (Berlin), Moderation: Wolfgang Meyer, Musikalisch begleitet vom Buchtstraßenchor
Anschließend ab 12.00 Uhr: Kulturprogramm im Westend, Musikalische Einleitung: Michael Henk, Moderation Raimund Gaebelein
Es liest: Rolf Becker (Schauspieler, Hamburg) aus Peter Weiß: Ästhetik des Widerstands
Es laden ein:
Bildungsgemeinschaft SALZ; Bremer Antikapitalistische Linke (BAL); DGB Bremen; DIE LINKE. Landesverband Bremen; DIE LINKE. Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft, Deutsche Kommunistische Partei (DKP) Bremen; DKP Bremen-Nord; Initiative Bremer Montagsdemonstration; Initiative Nordbremer Bürger gegen den Krieg; Marxistische Abendschule (MASCH) Bremen; Marxistisch-Leninistische Partei Deutschland (MLPD) Bremen; Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Bremen; Rote Hilfe e.V. Ortsgruppe Bremen; Jugendverband REBELL Bremen

Franziska und van Gogh

7. Januar 2016

Auch in seinem vierten Krimi entführt uns Peter Mester in die Findorffer Kleingartenidylle „Erntedank“. Kriminalrat Strelitz und sein Team, Konstanze Kannengießer und Olaf Knispel, bekommen es am Anfang gleich mit zwei Leichen zu tun. Außer den Kleingärtnern, besonders Franziska Morgenstern, macht ein Fernsehteam mit einem sehr überspannten Regisseur das Ermitteln nicht einfacher. Als dann noch die Knochen einer seit Jahrzehnten vergrabenen Leiche gefunden werden, reichen die Geschehnisse bis in das Jahr 1939. Nicht genug damit, muss sich das Team um Strelitz und Franziska auch noch mit einer Galeristin, einem Kurator der Kunsthalle und van Gogh beschäftigen. Um die Morde aufklären zu können, müssen manche Hürden genommen werden. Dieses Buch ist schon wie seine Vorgänger kein Thriller, sondern ein mit Lokalkolorit ausgeschmückter, leicht zu lesender Kriminalroman. Peter Mesters unverkennbarer Schreibstil macht das Mitermitteln zu einem Genuss, zumal die Spannung und der Witz bis zum Schluss nicht weniger werden. Auch nach dem vierten Roman kann ich es kaum erwarten, bis der nächste Band um Franziska Morgenstern und Kriminalrat Strelitz herauskommt.
Peter Mester, „Franziska und van Gogh“, Kellner Verlag, Bremen, 229 Seiten, ISBN-13: 9783956510663, 9,90 Euro

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Städtepartnerschaft in der Ukraine

7. Januar 2016

In der Ukraine: sollte ich 1943 eingeschult werden – auf dem Kriegsschauplatz mit den größten Opferzahlen und Massenmorden… Auf dem Weg, um an der Feier zum 25. Jahrestag der von mir mit initiierten Städtepartnerschaft Charkow-Nürnberg teilzunehmen. Wo ich im „Nürnberger Haus“ an Bremer NS-Raubzüge erinnerte. Denn die Reichswehr, unterstützt von den Polizeibataillonen der Hansestädte Hamburg und Bremen, bereitete damals den Bremer Pfeffersäcken den Weg auf den Raubzügen gen Osten. Schon im 1. Weltkrieg waren sie daran beteiligt, – mit Ludwig Roselius als Vorreiter. Die Gemeinschaftsgründung des Tabakhandels und der deutschen Zigarettenindustrie errichtete u.a. unter Federführung Bremens eine Niederlassung in Kiew. Die Kaufleute halfen dabei, die sowjetische Landwirtschaft auszuplündern, Wehrmacht und Okkupationsbehörden mit Agrarerzeugnissen zu beliefern und den Weitertransport von geraubten Waren ins Reich durzuführen. Mit dafür zuständig war mein Vater – als „Sonderführer“ in Zivil.
Auszug BAF-Artikel 02./03.2016

Aufbruch und Verständigung

7. Januar 2016

Zu einem antifaschistisch-antirassistischen Kongress in Kopenhagen hatten Horserod-Stutthof Forenigingen und FIR-Dänemark verschiedene Verbände für den 21./22. November 2015 geladen. FIR und VVN-BdA waren als Gäste beteiligt. Rund 60 TeilnehmerInnen setzten sich mit der internationalen Lage, der Situation der Geflüchteten und dem europaweiten Vormarsch rechtsextremer und rechtspopulistischer Parteien auseinander. In seiner Eröffnung wies Anton Nielsen (FIR-Dk) auf die Bedeutung imperialistischer Kriegseinsätze auf die wachsende Zahl von Geflohenen hin. Antifaschistische Vereinigungen verpflichten sich zusammenzufinden und publizistisch dagegen zu halten. Mit einem Blick auf die Anschlagsserie in Paris beschwor unser Kamerad Heinz Siefritz (FIR) die Anwesenden, die Werte des Antifaschismus gegen alle politischen Versuche zu verteidigen, die Gesellschaft in autoritärer Weise zu verändern. Ausgehend vom Buchenwaldschwur sollten vier Signale gesetzt werden, eine gemeinsame Position gegen die imperialistische Politik der europäischen Regierungen, eine klare Verurteilung aller Arten von Rassismus und Ultranationalismus, Verteidigung der Anti-Hitler-Koalition im Zweiten Weltkrieg und Erinnerung an ihre Zielsetzungen, gemeinsam mit Gewerkschaften und Kirchen, die Einheit aller Organisationen, die am Kampf für eine bessere Welt ohne Rassismus, Nationalismus, Expansionismus teilnehmen.
Auszug BAF Artikel 02/03.16

Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“

1. Januar 2016

Vom 01.-19. Februar 2016 wird im Foyer des DGB-Hauses, Bahnhofsplatz 22-28 in Bremen, die Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ zu sehen sein. Bremische Veranstalter sind Arbeit & Leben, DGB, GEW, Rosa-Luxemburg-Initiative, Universität /Fachbereich 9 und VVN-BdA. Auf 21 Tafeln im DIN-A-1-Format werden Ideologie des Neofaschismus, gesellschaftliche Zusammenhänge und Hintergründe dargestellt. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht ein großes Wimmelbild, das die Struktur des Neofaschismus aufzeigt.
Der Besuch der Ausstellung und der Begleitveranstaltungen ist kostenlos. Führungen von Schulklassen und Besuchergruppen sind nach Anmeldung über Raimund Gaebelein (0421) 6163215 raygaeb@web.de 0176/4986 5184 möglich. Der Inhalt der Tafeln ist über Katalog oder im Internet einzusehen unter www.neofa-ausstellung.vvn-bda.de
Eröffnet wird die Ausstellung am Montag, den 1. Februar 2016 um 17:30 Uhr von Annette Duering, Vorsitzende der DGB-Region Bremen, und Dr. Axel Holz (Schwerin), Bundesvorsitzender der VVN-BdA. Die Begleitveranstaltungen finden im Tivoli-Saal im DGB-Haus am Bahnhofsplatz 22-28 statt.

Mittwoch, den 03. Februar, findet 17:30 Uhr ein Workshop zu „Sprache und Rassismus“ mit Margrit Kaufmann (Uni Bremen) statt.
Mittwoch, den 10. Februar um 17:30 Uhr, wird Andreas Kemper (Münster) über „Rechtspopulismus und Folgen, Ideologie und Auftreten der AfD in Bremen“ referieren.
Dienstag, den 16. Februar um 17:30 Uhr, wird Helmut Kellershohn (Neukirchen-Vluyn) über „Grundlagen rechtsextremer Ideologie (Völkischen Nationalismus, Jungkonservative, Neonationalsozialisten und deren strategischen Optionen)“ referieren.
Donnerstag, den 18. Februar um 19:30 Uhr, spricht Fritz Burschel (Berlin) zum NSU-Prozess.

Weg zum Denkort

24. November 2015

Vom 26. bis 28. November 2010 trafen sich rund 20 Menschen am Bunker Valentin. Sie waren daran interessiert an einer zukünftigen Gedenkstätte als Guide BesucherInnen zu führen… Die Überreste der beachtlichen Anzahl von Gefangenenlager war fußgängig nicht erreichbar – soweit sie überhaupt freigegeben waren. Der größte Teil des Bunkers („Ruinenteil“) durfte aus Sicherheitsgründen nicht betreten werden… Trotz allem blieb ein ansehnliches Programm übrig, woraus die Guides in Kleingruppen die ersten Entwürfe eigener Führungen entwickelten. Am 8. Mai 2011 wurde der „Denkort Bunker Valentin“ provisorisch eröffnet… Die Reaktion meiner BesucherInnen war unterschiedlich. Die meisten wirkten hoch interessiert an dem, was ich Ihnen präsentierte. Die Behandlung und das Schicksal der Zwangsarbeiter ließ kaum jemanden kalt…
Durchgeführt wurden ein- oder mehrtägige Seminare mit anderen Trägern. Es fanden internationale Workcamps statt mit Ausgrabungen an den Fundamenten der Betonmischer auf der Nordseite statt. Baulich waren die letzten ca. 18 Monate vor der endgültigen Eröffnung entscheidend… Das Projekt „Denkort Bunker Valentin“ ist aber alles in allem mehr als gelungen…
Auszug BAF 12.15/01.16

Müde, eine Lüge zu leben

16. November 2015

Sage Singer, eine 25-jährige, jüdisch-polnische Bäckerin, lebt in Westerbrook, einer nordost-amerikanischen Kleinstadt nahe der kanadischen Grenze. Ihren Vater verlor sie mit 19, ihre Mutter bei einem Autounfall, bei dem sie am Steuer saß. Seither lebt sie bei ihrer Großmutter Minka, die Auschwitz überlebte. In der Trauergruppe, die Sage seit dem Tod ihrer Mutter vor drei Jahren jede Woche besucht, lernt sie Josef Weber kennen, einen über 90-jährigen Deutschlehrer und Sporttrainer. Sage kommt ihm beim gemeinsamen Schachspiel näher. Er zeigt ihr ein Foto von sich in SS-Uniform und bittet sie, ihn sterben zu helfen und ihm zu vergeben. Verstört geht die junge Bäckerin zur Polizei und gelangt über Umwege zu Leo Stein und Genevra Astanopoulos von der Abteilung für Menschenrechte und Sonderermittlungen beim Justizministerium.
Zu unwahrscheinlich erscheint das, was Sage Singer erzählt. Ein Josef Weber ist in den Unterlagen nicht zu finden. Ein unbeschriebenes Blatt. Sage vernachlässigt ihre Arbeit und ihre wenigen sozialen Kontakte, um mehr über Josef Webers Vergangenheit herauszufinden. In seiner Hoffnung auf Vergebung nennt er ihr seinen wahren Namen, Reiner Hartmann, geboren am 12.04.1918. Und er vertraut ihr sein Leben an. Über die Hitlerjugend und die Wewelsburg gelangen sein Bruder Franz und er in die SS-Kameradschaft, über die Junkerschule in Sondergruppe und Totenkopfeinheit. Das gnadenlose Töten von Frauen und Kindern lernt Reiner Hartmann Ende September 1939 beim Pogrom in Chodziez im besetzten Polen. Über den Einsatz in der Ukraine kommt er nach Auschwitz und wird Leiter des Frauenlagers in Birkenau.
Leo Stein verifiziert Einzelheiten von Josef Webers Schilderungen und kann nach Ausräumung einiger Hindernisse Sage Singers Großmutter Minka befragen, die als Kind mit ihrer Mutter im Frauenlager von Auschwitz war. Aus einer Fotoreihe identifiziert sie den Mann, der die beste Freundin ihrer Mutter erschoss, die Zeugin eines Diebstahls des eigenen Bruders in seinem Dienstzimmer war. Er selbst hatte seine schützende Hand über Minka gehalten und sie als Vorleserin einer von ihr selbst verfassten mystischen Erzählung in seinen Arbeitsräumen beschäftigt. Josef Weber hat einen Zusammenbruch. Im Sterben erzählt er Sage Singer, warum er ihre Großmutter Minka hatte erschießen wollen und stattdessen ihre beste Freundin tödlich traf. Seinem Bruder Reiner sollte ihre Beziehung verborgen bleiben. Vor der Selektion konnte er sie retten, indem er sie krankenhausreif schlug und auf Todesmarsch in Richtung Groß-Rosen schickte. Sie konnte fliehen und bei Bauern untertauchen, wurde verraten, auf Transport geschickt und schließlich in Bergen-Belsen befreit.
Konnte ein SS-Mann wirklich auf Vergebung für einen Mord hoffen, den er begangen hat? Schuldig war er an der Beteiligung am systematischen Massenmord an ganzen Bevölkerungsgruppen aus rassistischen Gründen. Josef Weber wollte sein Gewissen erleichtern, ohne zu bereuen, im Wissen, dass er sich in Verbrechen verstrickt hatte. Vergebung hätte er sich allenfalls von Großmutter Minka erbitten können. Unzählige Zufälle bestimmten über Sterben oder Überleben in Ghetto und KZ. Überleben gelang nicht immer ohne den Tod anderer miterleben zu müssen. Jodi Picoult stellt den dünnen Grat zwischen Mitverantwortung und Überlebenswillen in extremen Ausnahmesituationen auf den Prüfstand.
Jodi Picoult, Bis ans Ende der Geschichte, C. Bertelsmann Verlag München, 554 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3-570-10217-6

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Aber es war Leere

16. November 2015

Eine 86-jährige Regisseurin und Drehbuchautorin Marceline Loridan zieht in einem Brief an ihren Vater Bilanz. Sie erinnert sich ihres Tagebuchs, in dem, sie ihre innersten Gedanken vor der Deportation festhielt. Mit 15 wurde sie mit ihm kurz vor der Befreiung nach Auschwitz verschleppt. Er kam auf dem Todesmarsch um, ihr half sein Vertrauen zu überleben. Ihre Fröhlichkeit habe sie bewahrt, „trotz allem, was uns widerfahren ist“. Sie verspürt den Verlust, ihr steht seine letzte Botschaft vor Augen, auf einem beschriebenen Papierstückchen, hineingeschmuggelt ins Frauenlager über den Lagerelektriker. Für Tomate und Zwiebel, die er ihr bei ihrer letzten Begegnung auf dem Weg zur Krematoriums-Baustelle zustecken konnte, nahm sie die Schläge des SS-Aufsehers in Kauf. Sie erinnert sich des erbitterten Kampfs ums Überleben, den sie mit ihrer Tätigkeit in der Kleiderkammer und dem Beerdigungskommando gewann.
Sie ging auf Transport, über Bergen-Belsen nach Theresienstadt, wo sie von der Roten Armee befreit wurde, von dort zurück nach Bollène. Nach ihrer Rückkehr suchte sie Überlebende ihrer Familie, in ihren Gedanken durchlebt sie Auschwitz stets aufs Neue. Ihre nächsten Angehörigen erlebten eine kurze Frühlingszeit, verstarben aber schon sehr früh. Bindeglied blieb der Vater. Die amtliche Todeserklärung machte seinen Tod so endgültig. Sie versucht es in einem Film einzufangen. Vergeblich bemüht sich Marceline Loridan, bei einem Besuch in Auschwitz verlorene Spuren wiederzufinden. Alles kam in ihr wieder hoch. Aber es war Leere. Paris wird ihr Lebensmittelpunkt, sie setzt sich ein für ein gemeinschaftliches Zusammenleben.
Marceline Loridan-Ivens, Und Du bist nicht zurückgekommen, Insel Verlag Berlin 2015, 110 S. 15 Euro, ISBN 13: 9783458176602

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