Vergessenen Opfern die Würde zurückgeben

18. September 2017

Die jahrzehntewährende Auseinandersetzung um Anerkennung der Opfer des Faschismus war über lange Zeit bemüht, ausreichende gesundheitliche und materielle Versorgung zu erstreiten. Dies betraf vor allem politische Häftlinge, rassisch und religiös Verfolgte. Entschädigungen, die gezahlt wurden, mussten oftmals mühsam gegen Beamte erstritten werden, die zur Verfolgungssituation beigetragen hatten. Einer großen Anzahl Verfolgter, vor allem Kommunisten, wurden sie mit dem Kalten Krieg nachträglich wieder aberkannt. Ausgenommen aus dem Bundesentschädigungsgesetz blieben Opfer des Faschismus, die bei weitgehendem Fortbestand der 1933/45 verschärften Strafgesetze oft vom selben bürokratischen Personal weiterverfolgt wurden, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma, Opfer der NS-Militärjustiz. Das Gutachtenwesen der Gesundheitsbehörden bestand unter dem alten Personal bis spät in die siebziger Jahre im alten Geiste fort. Zwangssterilisierte, Euthanasieopfer wurden zu Schattenwesen gestempelt. Auch innerhalb der Verfolgtenorganisationen bedurfte es eines Generationswechsels, um die Frage nach den vergessenen Opfern auf die Tagesordnung zu setzen. Nicht selten waren es leidvolle Erfahrungen aus KZ-Haft und Zuchthaus, die politische Verfolgte misstrauisch oder skeptisch gegenüber ausgegrenzten Verfolgtengruppen bleiben ließ. Seit den 80er Jahren entwickelt sich die Aufarbeitung der persönlichen Schicksale marginalisierter Betroffener durch Befragungen, Aufarbeitung von Akten, Gründung von Selbsthilfegruppen.

In diesem Jahr erscheint eine aktuelle Aufsatzsammlung unter dem Titel „Sozialrassistische Verfolgung im deutschen Faschismus“. 18 Autoren setzen sich mit den Schwierigkeiten des Gedenkens an Menschen auseinander, die während des Faschismus als minderwertig angesehen, als „asozial“, „arbeitsscheu“, kriminell verfolgt, als vermeintlich schwachsinnig stationär weggesperrt und durch Schläge und Nahrungsentzug zu Tode gebracht wurden, soweit sie nicht als arbeitsfähig von Nutzen waren. Auslese durch staatliche Eingriffe, so verdeutlicht die Herausgeberin Anne Allex, ist rassistisch motiviert. Dirk Stegemann zeichnet die Schritte gesetzlicher Erfassung, Kasernierung und Ausgliederung randständiger Gruppen während des Faschismus nach. 70.000 trugen Wolfgang Ayaß zufolge in den KZ den Schwarzen Winkel.

Um die Entwicklung und Folgen der Eugenik geht es Heike Zbik. In der Zeit der Weltwirtschaftskrise, als mehr als ein Drittel der Bevölkerung in einem Arbeitslosenhaushalt lebte, sollte rücksichtslos eingegriffen werden. Mit Zwangssterilisierung sollte Erbkrankheiten begegnet werden. Das traf in den folgenden zwölf Jahren 400.000 Menschen. „Ausgemerzt“ werden sollte alles, was schädlich und gefährlich galt. Das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vom 14.07.1933 bot Handhabe zur zunächst befristeten, in der zweiten Kriegshälfte unbegrenzten Wegsperrung. Das Ehetauglichkeitszeugnis bot den Amtsärzten eine Handhabe zur Überprüfung der persönlichen Verhältnisse. Mit Zwangssterilisation sollten Blinde, Taubstumme, Epilepsiekranke, unter Schizophrenie Leidende ausgegliedert werden. Unter dem Schutz des Krieges konnten sie durch Verhungern-lassen, Überdosierung oder Absetzen von Medikamenten ermordet werden.

Erschütternd waren die Bedingungen in den Unterbringungsorten für Jugendliche, ob Rummelsburg, Mädchen-KZ Uckermark oder Frauengefängnis Barnimstraße. Kriminalpräventiv wurde in großem Umfange Vorbeugehaft verhängt. Die Fürsorgeämter lieferten den Reichskriminalämtern zu, irgendwie auffällig gewordene Jugendliche, ledige Mütter, junge Frauen, die mit Kriegsgefangenen oder Zwangsarbeitern befreundet waren, Jugendliche, die verbotene Musik hörten. „Neu war das radikale, unnachsichtige und terroristische Vorgehen“ unter faschistischer Herrschaft, hebt Wolfgang Ayaß bereits 2009 in „ausgesteuert – ausgegrenzt … angeblich asozial“ hervor. Ulla Jelpke (MdB Linke) kritisiert, dass die sogenannten Asozialen durch das Raster der Entschädigung fielen. Sie bleiben weiter ausgegrenzt, stigmatisiert. Es geht aber darum, vergessenen Opfern die Würde zurückgeben. „Im Zentrum stehen die Würde der Toten und ihre Rückholung in die soziale Welt“, so Anne Allex abschließend.

Anne Allex (Hg.), Sozialrassistische Verfolgung im deutschen Faschismus, Kinder, Jugendliche, Frauen als sogenannte Asoziale, Schwierigkeiten beim Gedenken, Materialien der Arbeitsgemeinschaft sozialpolitischer Arbeitskreise, 438 S., Neu-Ulm 2017, 28,- Euro, ISBN 978-3-945959-21-3 (49,- Euro gemeinsam mit dem Band Anne Allex/Dietrich Kalkan (Hg.) ausgesteuert – ausgegrenzt … angeblich asozial, 356 S. Neu-Ulm 2009).

Grußworte der Belgischen Deligation aus Meensel Kiezegem

27. August 2017

Verehrte Gäste, liebe Freunde der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten,
Für uns ist es eine große Ehre, am 70. Jahrestag der Gründung eurer Vereinigung teilnehmen zu dürfen. Dafür recht herzlichen Dank.
Unsere Vereinigung, die „Nationale Konföderation der Politischen Gefangenen und Angehörigen Meensel-Kiezegem ‘44“, fährt nun zum 20. Mal nach Neuengamme, um der 63 Toten einer doppelten SS-Razzia in unserem Dorf zu gedenken und sie zu ehren. Am 1. und 11. August 1944 wurden in unserem Dorf 91 Menschen verhaftet, und bei den Razzien vier Männer als Vergeltung für die Tötung eines flämischen SS-Kollaborateurs im Dorf ermordet. Dieser Rachefeldzug wurde angeordnet und geleitet von flämischen SS-Männern im Auftrag der Familie des getöteten Kollaborateurs.
71 Personen wurden ins KZ Neuengamme deportiert, 63 von ihnen allmählich umgebracht, durch Arbeit vernichtet, gerade einmal acht überlebten diese Hölle und kamen zurück. Ein paar Tage nach ihrer Ankunft in Neuengamme wurde 15 Menschen aus unserem Dorf nach Bremen gebracht, hauptsächlich in die Außenlager Blumenthal und Schützenhof.
Zu Anfang der 2000er Jahre kamen wir auf unserer Suche in Kontakt mit Raimund Gaebelein und seinen Kameraden. Seither kommen wir fast jedes Jahr zum Schützenhof, wo dank des Bundes der Antifaschisten eine Erinnerungstafel für unsere Toten angebracht wurde. Auch auf Bahrs Plate stehen die Namen unserer Mitbürger in Stein gehauen. Wir danken herzlich für die Bemühungen und Anerkennung unserer Toten.
So wie ihr stellen wir aus Verantwortung heraus fest, dass hier in Deutschland und anderswo in der Welt Neonazistische Vereinigungen Veranstaltungen organisieren können und dürfen, um ihre faschistischen, rassistischen, extrem rechte Gedanken zu verbreiten, wie kürzlich in Erfurt. Vor einigen Monaten fand in der lettischen Hauptstadt Riga eine Gedenk- und Verherrlichungsveranstaltung für die Waffen-SS statt. Noch letzte Woche wurde in Charlottesville in der USA eine extrem rechte Kundgebung zugelassen, als Meinungsfreiheit erlaubt. Eine Gegnerin dieses Aufmarschs wurde totgefahren durch einen extrem Rechten. Erst zwei Tage später wurde der Terroranschlag durch den sogenannten mächtigsten Mann der Welt verurteilt.
Auch bei uns in Belgien ist es möglich, dass das eine oder andere Regierungsmitglied zu Treffen und Feiern ehemaliger SS-Kollaborateure eingeladen wird, Verteidigern des Hitler-Faschismus, Ostfront-Soldaten, und Gründern extrem rechter, gewaltbereiter Gruppen, und auch gerne daran teilnimmt.
Das 70-jährige Bestehen der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ beweist, dass der Kampf gegen extrem rechte Ideologie weiter notwendig bleibt, die sich vor allem auf Rassismus gründet, auf Fremdenfeindlichkeit, gegen Probleme mit Flüchtlingen und Einwanderern. Ist der nächste Einwanderungs-Ausschluss-Vorwand vielleicht der Schutz von blonden Haaren und blauen Augen?
Die „Nationale Konföderation der Politischen Gefangenen und Angehörigen Meensel-Kiezegem ‘44“ nimmt mit ihren Mitteln und Möglichkeiten an diesem Kampf teil, wir ziehen am selben Strang. Unsere Teilnahme an diesem Abend ist dafür Unterstützung und Bekräftigung.
Vielen Dank fürs Zuhören

Rede Dr. Ulrich Schneider auf der Feier zum 70. Jahrestag der VVN-BdA Bremen

27. August 2017

Auf Grund der Länge der Rede hier die PDF-Datei

70 Jahre VVN Bremen 240817 Ul Schneider

Begrüßung zum 70. Jahrestag der Gründung der VVN-BdA Bremen

27. August 2017

Verehrte Anwesende, liebe Kameradinnen und Kameraden, liebe Freunde,
zu unserer Veranstaltung 70 Jahre nach Gründung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes möchte ich alle herzlich begrüßen.
Eine neue Welt des Friedens und der Freiheit zu bauen, gelobten die Häftlinge von Buchenwald im April 1945. Nicht eher wollten sie ruhen, bis der letzte Verantwortliche für Faschismus, Krieg und Ermordung von Millionen Menschen vor seinem gesetzlichen Richter steht. Im Nürnberger Tribunal gegen die Hauptkriegsverbrecher, den Nachfolgeprozessen, im Potsdamer Abkommen offenbarten sich Interessenunterschiede zwischen den alliierten Mächten, die sehr bald Auswirkungen auf den Umgang mit Faschisten und ihren Unterstützern hatte.
Hermann Prüser, hatte er am 10. März 1933 in der Bremischen Bürgerschaft die letzte freie Rede in einem deutschen Landtag gehalten und die Sozialdemokraten zur Aktionseinheit mit den Kommunisten aufgerufen, um die Einsetzung eines Staatskommissars aus Berlin zu verhindern. Auf der Straße sollte sie stattfinden, wenn sie schon im Parlament nicht mehr möglich war. Nach der Befreiung vom Faschismus wurde er Vorsitzender des Entnazifizierungsausschusses, legte aber bald darauf sein Amt nieder, da man die Großen laufen lasse. In einem Brief an Bürgermeister Kaisen begründete er seinen Schritt: „Die Entnazifizierung wird … in der Öffentlichkeit diskriminiert, in der kleine, namenlose und wirtschaftlich ohnmächtige Beamte und Geschäftsleute bestraft und exponierte Vertreter der bremischen Wirtschaft und Verwaltung freigesprochen werden.“ Prozesse gegen die Mörder der Pogromnacht November 1938 wurden sehr spät eröffnet, die Täter zu niedrigen Strafen verurteilt und sehr schnell begnadigt.
Willi Meyer-Buer hatte sieben Zuchthausjahre und das KZ Sachsenhausen überlebt, nach einem schweren Bombenangriff drei Kollegen aus dem brennenden Geschäftshaus gerettet und das Dorf Hande vor der Zerstörung bewahrt. Als KPD-Fraktionsvorsitzender in der Bremischen Bürgerschaft kämpfte er entschieden gegen die Behinderungen bei der Bildung von Einheitsgewerkschaften durch die Militärbehörden an, die große Versammlungen verboten. Bürgermeister Kaisen wollte „wollte nicht auf belastete Nazis, in der Verwaltung, auf ehemalige Wehrwirtschaftsführer und Kriegsgewinnler … verzichten, sie seien Fachleute – so behauptete er – ohne deren Mitarbeit der Wiederaufbau Bremens nicht vorankommen könnte.“
Georg Gumpert, hatte er im KZ Börgermoor und in den Haftzellen des Landgerichts die Methoden von Gestapo und SS zu spüren bekommen. Als Bevollmächtigter für die Arbeitszuteilung war er nach der Befreiung nicht bereit, den Einsatz ehemaliger hochrangiger Nazis bei schweren körperlichen Arbeiten zu beenden und verzichtete auf einen hochrangigen Posten im Arbeitsressort des Senats.
Willy Hundertmark, Chefredakteur der kommunistischen „Tribüne der Demokratie“, ging es verstärkt um Aufklärungsarbeit für die Jugend. Die Verbrechen des Naziregimes sollten enthüllt, der antifaschistische Widerstand gewürdigt werden. Unterstützt wurde er von der KPD-Bürgerschaftsabgeordneten Maria Krüger, die den Bremer Frauenbund aufbaute und sich intensiv für die geschichtliche Aufarbeitung einsetzte.
Sie alle beteiligten sich vor 70 Jahren an der Gründung der VVN.
Heute stehen wir in einer veränderten Situation. Der Schwur von Buchenwald wird von Halbwissenschaftlern als Fälschung diffamiert. Er wird herangezogen, um der VVN-BdA ihre Verdienste um die Erhaltung und Verteidigung der Demokratie abzusprechen und erneut Berufsverbote gegen Antifaschistinnen und Antifaschisten zu verhängen.. Der Prozess gegen den NS-Untergrund schleppt sich nach vier Jahren in die Schlusskurve. Unterschlagen und durch Aktenvernichtung behindert wird die schützende Hand des Verfassungsschutzes. Das Bundesverfassungsgericht sieht keine Veranlassung, die NPD zu verbieten. Zu unbedeutend sei sie, um den Griff zur Herrschaft vollziehen zu können. Aus der Kameradschaftsszene hervorgegangene Gruppierungen dürfen im Schutze des Parteienprivilegs Gelder für ihre menschenfeindliche Propaganda kassieren.
Terror-Anschläge religiöser Fanatiker werden für konservative Politik und Behörden zum willkommenen Anlass, die Sicherheitsarchitektur auszubauen. Das Trennungsgebot zwischen Geheimdiensten und Polizei wird zunehmend aufgeweicht, die Polizei paramilitärisch aufgerüstet. Ängste in der Bevölkerung werden medial verstärkt und zunehmend gegen linke Kräfte gerichtet. Geflüchtete geraten ins Visier der Überwachung, ihre Abschiebung in vermeintlich sichere Herkunftsländer vorantrieben.
Anlässlich der Grundsteinlegung des KZ-Ehrenfelds auf dem Osterholzer Friedhof, unter dem 577 Tote aus ganz Europa ruhen, schrieb Eberhard Peters, Gesellschafter des Weserkuriers am 9. September 1947: „Die Toten mahnen – damit nicht unsere Kinder demselben Moloch geopfert werden.“ Auf jedem Grabstein für Politische und Soldaten, so Peters, müsse eigentlich stehen: “Für gewisse Konzerninteressen geopfert.“ Seit 1999 ist Krieg von deutschem Boden aus wieder machbar geworden, entgegen dem Verbot des Grundgesetzes, schamvoll als Friedensmission. Das Anwachsen der Zahl Geflüchteter wird zum Argument für ein Eingreifen in die inneren Verhältnisse der Herkunftsstaaten. Der Griff nach der Weltmacht, das Verlangen nach einem „Platz an der Sonne“, werden mit der veränderten Rolle der Bundesrepublik in der Welt begründet. Patriotismus wird mit Blick auf die Vereinigten Staaten wieder in deutsche Fahnen gekleidet.
Demgegenüber hält die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen daran fest, dass in solidarischer Gemeinschaft der Völker eine neue Welt des Friedens und der Freiheit geschaffen werden muss.
Raimund Gaebelein (Begrüßung anlässlich der 70-Jahrfeier der VVN-BdA Bremen am 24. August 2017 in der St. Pauli Gemeinde Neustadt

Krieg der Erinnerungen

10. August 2017

Von Ahrensbök über New York nach Auschwitz und zurück
Die in dem Doppelband versammelten Beiträge stammen aus den letzten 50 Jahren. Sie dokumentieren mein geschichtspolitisch und pädagogisches Engagement in der Weiterbildung und als Grenzgänger der deutschen Zeitgeschichte. Unter Einbeziehung von Zeitzeugen als Subjekte der Aufklärung und am Beispiel von Exkursionen und Auslandsreisen werden Etappen und Fehlwege der deutschen Geschichte vorgestellt und kommen Konzepte und Hoffnungen für ein „anderes Deutschland” zu Wort. Im Mittelpunkt steht dabei die Aufklärung darüber, aus welchen längst vor 1933 wirksamen Ideen und Interessen die Machteroberung der staatsverbrecherischen Politik des “Dritten Reiches” resultierte und welche nachhaltigen Belastungen sich daraus bis heute ergeben. Dabei bildet mein Geburtsort Ahrensbök im Kreis Ostholstein den Ausgangspunkt der Spurensuche. Dort wurde ich 1945 Zeuge des Todesmarsches von Auschwitz und erlebte das Schicksal von Zwangsarbeitern, Flüchtlingen und Displaced Persons vor Ort. Und hier konnten meine langjährigen Erfahrungen als Hochschullehrer in Bremen und Mitarbeiter von Volkshochschulen und Gewerkschaften u.a. in Bielefeld, Göttingen, Hannover und Nürnberg dazu beitragen, die produktive Zusammenarbeit von universitären und nicht akademischen Projekten am Beispiel der Einrichtung einer Gedenkstätte zu realisieren. Und das mit Hilfe von Überlebenden des Holocaust, die ich in beiden Teilen Deutschlands, aber auch in den USA, England, Frankreich, Spanien, Griechenland oder Polen aufsuchen und befragen konnte. Nicht wenige von ihnen gehörten zu den Zeitzeugen, die mit dazu beitrugen, historisch-politische Bildung mit ihrem Gegenwartsbezug in den Mittepunkt kritischer Aufklärungsarbeit in den Orten meines Wirkens zu stellen. Der Doppelband mit über 700 Seiten, ergänzt um weitere Beiträge in einer dem zweiten Band angefügten USB-Card, ist anspruchsvoll von Claus Hammer gestaltet, in großem Format (240x 297 mm) mit zahlreichen farbigen Abbildungen und mit Hard Cover-Fadenbindung. Bestellung: per e-mail an: wollenberg@uni-bremen.de oder Jörg Wollenberg, Bleicherstraße 10, 28203 Bremen. Oder: Sujet Verlag, Madjid Mohit, Breitenweg 57, 28195 Bremen, Tel. 0421 703737, email: kontakt@sujet-verlag.de
Gegen 15 Euro ist die DVD auch separate zu erwerben. Sie enthält Ausstellungen in Bremen, Nürnberg, Ahrensbök, überarbeitete Video-Filme mit Bremer Widerstandskämpfern aus den Jahren 1980/83 (Maria Krüger, Käthe Popall, Gustav Böhrnsen, Hilde und Karl Grobe, Hermann Prüser, Heinz Kundel, Stephane Hessel,), Rundfunksendungen sowie teilweise unveröffentlichte Beiträge.
Buchprojekt von Jörg Wollenberg

Buchinhalt
Inhalt der DVD

Ausstellung Opfer der Euthanasie

10. August 2017

Vom 16. Oktober bis 2. Dezember wird in der Stadtbibliothek West in Gröpelingen die Ausstellung über Euthanasieopfer in Bremen gezeigt werden. Die Eröffnung ist für Montag, 16.10. um 17 Uhr vorgesehen, mit Andreas Gebauer (Stadtbibliothek West), Ulrike Pala (Ortsamtsleiterin West), Dr. Achim Tischer (Kultur-Ambulanz) und Friedrich Buhlrich (Delmenhorst, aufgewachsen in Gröpelingen).
Die Ausstellung umfasst 14 Tafeln und beleuchtet Schicksale eines systematisch geplanten und ausgeführten Massenmordes an mehr als 300 Bremer Behinderten während des Faschismus. Der frühere KfZ-Sachverständige Friedrich Buhlrich verlor seine Geschwister Hans, Erika und Margret während des Krieges. Hans war sehr aufgedreht und sein Vater wollte ihn im Heim unterbringen, seine Frau war hochschwanger. Das Jugendamt stempelte Hans zum „Schwachsinnigen“. Er wurde ins Kloster Blankenburg gebracht. Nach einer Verlegung ist er 1942 angeblich an Herzschwäche verstorben. Das erfährt Friedrich Buhlrich erst bei Einsicht in die Akten seiner Schwestern. Die beiden jüngeren Schwestern ereilte dieselbe Diagnose. Sie wurden als nicht-bunkertauglich befunden und in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg gebracht. Nach zwei bzw. vier Monaten verstarben sie Ende 1944 unterernährt, vorgeblich an Lungenentzündung. Bei der Beerdigung Erikas konnte der Vater Margret kaum wiedererkennen. Der Arzt ließ sich verleugnen.
Friedrich Buhlrich selbst wurde kurz nach seiner Geburt Mai 1946 adoptiert, seine leibliche Mutter war erst 18, sein Vater, polnischer Zwangsarbeiter, arbeitete auf dem Hof der Familie Rosenhagen. Die Familiengeschichte erfuhr Friedrich Buhlrich wenig behutsam mit 21. Mühsam war es, die Familiengeschichte zu verstehen und zu verarbeiten. Er hat Stolpersteine für seine ermordeten Geschwister auf der Lucht und in der Seewenjestraße gestiftet, die er regelmäßig putzt. Über die Umstände der systematischen Tötung von Behinderten wird nach wie vor geschwiegen, die Unterlagen sind nur mit Mühen zugänglich. Von einer Entschädigung ist keine Rede.

Gedenkveranstaltung für die Opfer von Faschismus und Krieg

28. Juni 2017

Sonntag, 10.09., um 10 Uhr Gedenkveranstaltung für die Opfer von Faschismus und Krieg an der Ostertorwache. Anschließend liest Lore Buchholz im Gewölbekeller aus den Briefen ihres Vaters Heinrich Buchholz. Als Kommunist und aktiver Antifaschist war er 1933 im KZ Mißler in Findorff eingesperrt, 1934 im Gestapo-Gefängnis Ostertor und im Untersuchungsgefängnis, bevor er dann verurteilt wegen „Vorbereitung des Hochverrats“ – laut Dr. Heinrich Hannover „die Generalklausel, nach der man damals Kommunisten um ihrer politischen Gesinnung willen verurteilte“ – eine zweijährige Zuchthausstrafe in Oslebshausen absaß. Seine Briefe an Frau und Tochter wurden gut verwahrt und 2011 als Buch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Gröpelinger Sommer

28. Juni 2017

Samstag, 5. August, 14-18 Uhr Gröpelinger Sommer, Informationsstand der VVN-BdA in der Lindenhofstraße. Es besteht die Möglichkeit zu einem 90min. Rundgang durch das Lindenhofquartier auf den Spuren der Stolpersteine. Anmeldung bei Raimund Gaebelein erbeten unter 6163215

Sommerausfahrt der Bremer VVN

28. Juni 2017

Samstag, 12. August um 10 Uhr ab Linkstreff West Gröpelinger Heerstr. 120 Ausfahrt zu den Museen in Fischerhude mit Fahrgemeinschaften.

Otto-Modersohn-Museum In der Bredenau 95 in Fischerhude, sehr nettes Museum in ländlicher Umgebung, Moorlandschaften, geöffnet tgl. 10-18 Uhr, Bilder aus dem Bestand ergänzt durch Leihgaben. Eintritt: 6 Euro.

Kaffee und Kuchen im Café im Rilke Haus In der Bredenau 81.

Portraits der Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek bis 29.10. auf Buthmanns Hof, Im Krummen Ort 2, geöffnet 14:30 -17:30 Uhr.

Kunst am Fluss In der Bredenau 83 präsentiert das Archiv Werner Zöhl, geöffnet Fr-So 14-18 Uhr, Eintritt: 4 Euro. Anmeldung bei Raimund Gaebelein erbeten unter 6163215

70. Jahrestag der Gründung der VVN Bremen

28. Juni 2017

70. Jahrestag der Gründung der VVN Bremen, am Donnerstag, 24. August 2017, um 20:00 Uhrbis ca 22:00 Uhr im St. Pauli Gemeindesaal, Große Krankenstraße 11 (erreichbar über Bus 24 oder Linie 8 Haltestelle Neuer Markt), Es spricht Dr. Ulrich Schneider, Geschäftsführer der Fédération Internationale des Résistants, Internationale Widerstandslieder und Arbeiterlieder mit Aline Barthélémy und dem Roten Krokodil. Wir freuen uns auf den Besuch unserer belgischen Freunde aus Meensel-Kiezegem. Gemeinsam mit ihnen wollen wir am nächsten Tag um 10 Uhr den Bunker Farge besuchen.

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