6. November 2018
In ihrem zweiten Krimi um das Hobbyermittlerteam Malie Abendroth und Lioba Hanfstängl greift das Autorinnenduo Skalecki/Rist ein hochbrisantes Thema auf, was noch zu mehr Tiefe führt. In Schloss Waldesruh, einem Eliteinternat, stirbt ein junger Lehrer. Malie, die als Gärtnerin im Schloss angestellt ist, glaubt nicht an den natürlichen Tod ihres Freundes aus Kindertagen. Ein Historiker, der sich für das Schloss interessiert, wird kurze Zeit später von Lioba, die im Bauamt arbeitet und ihm bei seinen Recherchen hilft, tot aufgefunden. Auch er soll natürlichen Todes gestorben sein, doch Lioba findet Anzeichen, dass auch dieser Tod nicht natürlich sein könnte. Die beiden Hobbydetektivinnen fangen wieder auf eigene Faust an zu ermitteln. Mali findet im Turm des Internats ein geheimes Zimmer, in dem sie diverse Devotionalien aus der NS Zeit findet. Was hat dieser Raum mit dem Tod des Lehrers zu tun und wer benutzt ihn. Immer tiefer geraten Mali und Lioba in den Strudel wieder aufkeimenden Gedankengutes aus den Jahren 1933/45.
Die Schüler der Lehranstalt verhehlen ihre nationalsozialistischen Anschauungen nicht, obwohl es manchmal nicht ganz klar ist ob sie überhaupt wissen was ihnen da eingepflanzt wird. Dieser Roman wechselt zwischen drei verschiedenen Zeiten, der Vergangenheit, der NS-Zeit mit Verfolgung und Ausreiseise einer jüdischen Familie, und der Gegenwart, Maltes Ankunft 2016 und ersten Eindrücken in Schloss Waldeck, Maltes Tod 2017 und allen danach passierenden Vorfällen, sowie dem Interview mit einem Firmenbesitzer hin und her. Es ist aber gut gehandhabt und durch ein Personenverzeichnis am Anfang des Romans noch verständlicher gemacht. Er beginnt mit einem Rückblick in das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Die Verweise auf die NAPOLA (Nationalpolitische Lehranstalt) sind nicht zu übersehen, in den Beschreibungen über das Internat und seine Bewohner. Durch die Rücksprünge in die Vergangenheit bekommt der Leser den Eindruck, dass das Geschehen sich bis in die Gegenwart hinzieht und noch nicht abgeschlossen ist. Auch dieser Roman ist schon, wie der Erste mit Mali und Lioba als Ermittlerinnen, sehr lebendig geschrieben und bleibt bis zur letzten Seite spannend. Auch hier spürt man, dass sich die Autorinnen sehr eingehend mit dem Thema beschäftigt haben und ihre Recherchen sehr gründlich und intensiv betrieben haben. Da ich mich sehr mit dieser Thematik befasse, ist dieser Krimi mit der vorhandenen Detailgenauigkeit zum Thema NS-Zeit einfach lesenswert. Er stimmt einen sehr nachdenklich und durch seine leider noch immer aktuelle Thematik regt er sehr dazu an sich damit auseinander zu setzen.
Liliane Skalecki/Biggi Rist „Elitewahn“, Gmeiner-Verlag; 2018, 348 Seiten, 14,00 Euro, ISBN-10: 3839223091,