28 Tage lang

15. September 2014

David Safier war bis jetzt eigentlich bekannt für seine humoristischen Bücher. Mit seinem neuen Roman „28 Tage lang“ greift er nun ein ernstes Thema auf, das Leben und den Aufstand im Ghetto von Warschau.
Mira, 16 Jahre, schmuggelt Lebensmittel ins Ghetto, um Schwester, Mutter und sich am Leben zu erhalten. Ihr Bruder dient sich währenddessen den deutschen Besatzern an, versucht aber seine Familie vor dem Schlimmsten zu bewahren. Auf einem ihrer Schmuggeltouren außerhalb des Ghettos lernt Mira Amos kennen, dessen Identität und seine wahren Hintergründe lange im Dunkeln bleiben. Als sie erfährt, dass das Ghetto geräumt und alle Bewohner umgebracht werden sollen, wird ihre Freundschaft zu Daniel, einem jüdischen Waisenjungen, der im Kinderheim bei Janusz Korczak lebt, auf eine harte Probe gestellt, zumal sie auch eine tiefe Zuneigung zu Amos entwickelt hat. Sie schließt sich der Widerstandgruppe an, der es gelingt sich 28 Tage lang der Räumung des Ghettos zu widersetzen.
Einigen wird sicherlich David Safiers Vermischen von Wahrheit und Fiktion zu diesem Thema nicht unbedingt gefallen. Ich bin allerdings der Meinung, dass der Roman mit dieser Mischung sehr gelungen ist. Er zeigt eindringlich das Elend und die Verzweiflung der Menschen im Ghetto auf, die zum Schluss nur noch den Tod vor Augen haben, mit einfühlsamer Offenheit gleichzeitig aber auch den ungebrochenen Lebenswillen einiger Menschen. Die Geschichte um Mira ist zwar erfunden, könnte sich aber so oder ähnlich mit Sicherheit nicht nur im Warschauer Ghetto abgespielt haben. Ein sehr bewegendes Buch, das mich an manchen Stellen mit den Tränen kämpfen ließ und ich gezwungen war, es öfter als gewollt aus der Hand zu legen, um das Gelesene verarbeiten zu können. Es zeigt uns mal wieder, zu welchen Grausamkeiten der Mensch doch fähig ist und dass sich das Geschehene nicht wiederholen darf. Meiner Meinung ist dieses Buch ein Muss für Jeden, der sich mit unserer Vergangenheit auseinandersetzt.
Im Anhang des Buches befinden sich Auszüge aus einem Gespräch zwischen Michael Töteberg und David Safir, was dem Leser David Safiers Beweggründe zum Schreiben dieses Romans näherbringt.
David Safier „28 Tage lang“ Rowohlt Verlag 16,95 Euro ISBN9783463406404

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