Zur Geschichte und Aufgabe der VVN-BdA
4. Juli 2025
Ulrich Stuwe
Aus der Rede zur Eröffnung der Neofaschismus-Ausstellung der VVN-BdA an der Berufsschule in Osterholz-Scharmbeck am 17. Februar 2025
Ich bin der Vorsitzende der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten in Bremen. Wir befinden uns heute in einer Situation, die die Gründerinnen und Gründer der VVN immer zu vermeiden suchten:
Wir haben im Bundestag eine Mehrheit von einer in weiten Teilen neofaschistischen Partei und einer konservativen Fraktion. Die VVN, 1947 als Organisation von Menschen aus dem Widerstand, Verfolgten des NS Regimes und ihren Angehörigen gegründet, hatte sich viele Aufgaben gestellt.
Wichtigstes Dokument ihrer Arbeit war der Schwur von Buchenwald, in dem es heißt, dass die „Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln (ist) unsere Losung und der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit (ist) unser Ziel“ sei.
Dieser Schwur beinhaltet, an die Verbrechen der NS-Herrschaft und ihrer Verbündeten zu erinnern und diese Erinnerung wach zu halten, den Opfern – unabhängig davon, aus welchen Gründen sie verfolgt worden waren Hilfe zu leisten, ihnen Entschädigungen vom Staat, aber auch von den Profiteuren der
NS-Herrschaft zu ermöglichen, für die strafrechtliche Verfolgung der Täterinnen und Täter einzutreten und durch z.B. Zeugenaussagen beizutragen, die NS-Verbrechen in Breite und Tiefe möglichst aufzuklären und
für eine richtige historische Einordnung zu sorgen, dem alten und neu aufkommenden Faschismus in Deutschland und überall auf der Welt entgegenzutreten und durch eine Verständigung der Völker und Regierungen der Staaten Frieden zu ermöglichen und zu erhalten.
Unser Eintreten gegen die bedingungslose Übernahme von NS-Tätern und NS-Mitläufern in Politik, Justiz, Verwaltung und Militär der 1949 gegründeten Bundesrepublik, für die strafrechtliche Verfolgung der NS
Täter, das Verbot jeglicher neofaschistischer Betätigung und unser starkes Auftreten gegen Wiederbewaffnung und Aufrüstung, für Völkerverständigung auch im Kalten Krieg, haben schnell zu Verfolgungsmaßnahmen vieler unserer Mitglieder sowie zu Verbotsversuchen und Verboten der VVN in einigen Bundesländern geführt.
Mitte der siebziger Jahre hat sich die VVN zur VVN-BdA erweitert und sich so von einer Organisation der Verfolgten zu einer Organisation aller Antifaschistinnen und Antifaschisten entwickelt. Ziel hierbei war
es aber nie, die VVN auf Kosten anderer zu stärken, sondern in möglichst breiten Bündnissen für unsere Anliegen zu kämpfen.
Die VVN war immer Teil des Kampfes der Gewerkschaften für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer und der– in den fünfziger Jahren entstandenen Friedensbewegung. Wir sind Begleiter und Unterstützer von Menschen, die seit den 70er Jahren die NS-Geschichte in ihrer Region erarbeitet und öffentlich gemacht haben. Wir sind Partner von Organisationen, Bewegungen, Initiativen, die für unsere Ziele eintreten und in Bündnissen mit und manchmal auch ohne uns hierfür arbeiten. Dazu
gehörten und gehören auch Antifa-AGs an Schulen.