Hohe Todesrate in kurzer Zeit

7. Mai 2019

Außenlagertagungen der Gedenkstätte Neuengamme sind stets informative Besuche wenig bekannter und meist abgelegener Orte. Sie erlauben Einblicke in mühsam erarbeitete Forschungstätigkeiten und pädagogische Konzepte mit neu erschlossenen Zielgruppen. An einem nasskalten, stürmischen und verregneten 15.03.19 erreichten wir, Marion Bonk, Monika Eichmann, Raimund Gaebelein und Ulrich Stuwe, mittags die Gedenkstätte Husum-Schwesing… Die neun Baracken waren schon 1939 zur Unterbringung von bis zu 600 Bausoldaten zum Bau eines Scheinflugplatzes errichtet worden. Nachdem Stacheldraht und Wachtürme errichtet waren, kamen Ende September 1944 die ersten etwa 1500 Menschen aus dem Hauptlager Neuengamme in Engelsburg an, weitere 1000 folgten drei Wochen später. Anfang November wurden ca. 1000 aus dem völlig überfüllten Lager in das neu eingerichtete Außenlager Ladelund transportiert… Erst 1987 wurde ein Ort des Gedenkens auf dem ehemaligen Lagergelände errichtet, nach und nach das gesamte Gelände des ehemaligen Außenlagers durch den Kreis Nordfriesland aufgekauft… Am folgenden Tag führte Katja Happe die TeilnehmerInnen durch die Gedenkstätte Ladelund. Hier kamen in nur sechs Wochen zwischen 01.11. und 16.12.44 mehr als 300 KZ-Häftlinge aus 12 Nationen beim Ausheben fünf, sechs Meter tiefer Panzergräben, bis zu den Knien im Wasser stehend, durch Aushungern, Erschlagen oder Erschießen durch die Wachmannschaften ums Leben. In neun Massengräbern wurden sie am Rande des Dorffriedhofs beigesetzt, ihre Namen und Lebensdaten in Listen festgehalten. 110 der Toten kamen aus Putten, wurden als Vergeltung für einen Anschlag auf ein Wehrmachtsfahrzeug Anfang Dezember 1944 über Neuengamme nach Ladelund gebracht… Schon vor Auflösung des Lagers hielt Gemeindepastor Johann Meyer, NSDAP-Mitglied und „Deutscher Christ“, in der Kirchenchronik die Ereignisse im Lager fest. Wollte er sich entlasten, weil er nicht mehr an einen Sieg glaubte? Jedenfalls suchte er nach der Befreiung den Kontakt zu Angehörigen ermordeter KZ-Häftlinge aus Putten. In Trägerschaft der lutherischen Kirchengemeinde entstand 1989 das Dokumentenhaus, das 2006 erweitert wurde. November 2017 wurde die überarbeitete Ausstellung mit Schautafeln in vier Sprachen, Biografien, Hör- und Filmstationen eröffnet…
Auszug BAF 08/09.2019