Wolfgang Hien: Über Käthe Leichter, Reihe „Befreiendes Denken im Schatten von Auschwitz“

3. März 2024

Reihe Befreiendes Denken im Schatten von Auschwitz – Jüdische Intellektuelle der 1920er und 1930er Jahre für die Befreiung des Menschen aus Ausbeutung und Unterdrückung – von den Nazis ermordet, vertrieben oder vergessen gemacht

Käthe Leichter, Wienerin, Pazifistin, Sozialistin, gehört zu den großen Kämpferinnen für die Befreiung der Arbeiterinnen aus Elend und Abhängigkeit. Sie arbeitete aktiv im Widerstand gegen die Austrofaschisten und die Nazis. Sie wurde verraten, kam ins KZ Ravensbrück und wurde 1942 von den Nazis ermordet. Es wird eine längere Passage aus ihren in der Haft geschriebenen und aus dem KZ herausgeschmuggelten Lebenserinnerungen zitiert.

Der Arbeits- und Gesundheitswissenschaftler Wolfgang Hien beschäftigte sich im Lauf seiner Forschungsarbeiten zur Sozialgeschichte der Industriearbeit in Deutschland und Österreich von der Hochindustrialisierung bis heute intensiv mit der „Zeit“, dem Zeitgeist, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschte und zu der Katastrophe das Nationalsozialismus führte. Es enthüllte sich die Kontinuität eines durchweg brutalen Sozialdarwinismus (der im heutigen Neoliberalismus wieder auf- und fortlebt). Das Leid der arbeitenden Massen, die Thematisierung von Leid und Leiden überhaupt, war und ist verpönt.

Er hat nach „Gegenstimmen“ gesucht, nach Stimmen, die die andere Seite des Fortschritts in den Blick nahmen und fand fast durchweg Stimmen jüdischer Intellektueller. Genau dies scheint ihm zugleich ein Grund für den seit etwa 1870 stetig wachsenden Antisemitismus zu sein. Humanität war in den Augen der Elite der Gegenpol zur Härte und Stärke, die man sich für das „Deutschtum“ wünschte. Es galt, die „Humanitätspropaganda der Juden“ zu bekämpfen und auszumerzen (vgl. Hermann Glaser: Bildungsbürgertum und Nationalismus, München 1993).

Im Verlauf der Vortragsreihe zwischen März und November 2024 stellt Hien sechs jüdische Intellektuelle vor, die ihm als Vertreter*innen von Humanität, Menschenwürde und „Verantwortung von anderen her“ (Levinas) begegneten: Ludwig Teleky / Käthe Leichter / Simone Weil / Edith Stein / Primo Levi / Emmanuel Levinas.

Wolfgang Hien: Über Ludwig Teleky, Reihe „Befreiendes Denken im Schatten von Auschwitz“

3. März 2024

Reihe Befreiendes Denken im Schatten von Auschwitz – Jüdische Intellektuelle der 1920er und 1930er Jahre für die Befreiung des Menschen aus Ausbeutung und Unterdrückung – von den Nazis ermordet, vertrieben oder vergessen gemacht

Ludwig Teleky, ein sozialdemokratischer Arzt und Begründer der modernen Arbeits- und Sozialmedizin in Wien und Düsseldorf, musste 1938 emigrieren. Nach dem Krieg hoffte er auf eine Professur in Wien oder Berlin, doch er war und blieb unerwünscht. Als Beispiele seiner Tätigkeit wird auf die Lungentuberkulose und die Quecksilbervergiftung der Wiener Hutmacher eingegangen.

Der Arbeits- und Gesundheitswissenschaftler Wolfgang Hien beschäftigte sich im Lauf seiner Forschungsarbeiten zur Sozialgeschichte der Industriearbeit in Deutschland und Österreich von der Hochindustrialisierung bis heute intensiv mit der „Zeit“, dem Zeitgeist, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts herrschte und zu der Katastrophe das Nationalsozialismus führte. Es enthüllte sich die Kontinuität eines durchweg brutalen Sozialdarwinismus (der im heutigen Neoliberalismus wieder auf- und fortlebt). Das Leid der arbeitenden Massen, die Thematisierung von Leid und Leiden überhaupt, war und ist verpönt.

Er hat nach „Gegenstimmen“ gesucht, nach Stimmen, die die andere Seite des Fortschritts in den Blick nahmen und fand fast durchweg Stimmen jüdischer Intellektueller. Genau dies scheint ihm zugleich ein Grund für den seit etwa 1870 stetig wachsenden Antisemitismus zu sein. Humanität war in den Augen der Elite der Gegenpol zur Härte und Stärke, die man sich für das „Deutschtum“ wünschte. Es galt, die „Humanitätspropaganda der Juden“ zu bekämpfen und auszumerzen (vgl. Hermann Glaser: Bildungsbürgertum und Nationalismus, München 1993).

Im Verlauf der Vortragsreihe zwischen März und November 2024 stellt Hien sechs jüdische Intellektuelle vor, die ihm als Vertreter*innen von Humanität, Menschenwürde und „Verantwortung von anderen her“ (Levinas) begegneten: Ludwig Teleky / Käthe Leichter / Simone Weil / Edith Stein / Primo Levi / Emmanuel Levinas.

Nachruf Marion Bonk

18. Februar 2024

Am 09. Januar 2024 verstarb unerwartet unsere langjährige 2. Vorsitzende Marion Bonk.

Marion Bonk, die Lebensgefährtin unseres ehemaligen Vorsitzenden Raimund Gaebelein, war bis zu dessen Tod eine fast ständige Begleiterin Raimunds gewesen. So haben wir sie auch kennengelernt.

Sie übernahm auch schnell eigenständig Aufgaben. Zusammen hat sie mit Ulrich, Raimund und Gerold fast immer an Raimunds Küchentisch in der BAF-Redaktion den nächsten Bremer Antifaschisten besprochen. Sie kümmerte sich um den Internetauftritt unserer Landesvereinigung und hat dort für die digitale Archivierung unserer Mitgliederzeitung gesorgt. Auch um die organisatorischen Vorbereitungen vieler unserer Veranstaltungen hat sie sich engagiert. Zusammen mit Raimund war sie im Vorstand in Heideruh und bei „Omas gegen Rechts“ engagiert.
Mit Corona und Raimunds Tod 2020 zog sie sich weitgehend von der VVN-Tätigkeit zurück. Lediglich Online blieb die gesundheitlich angeschlagene Marion für uns und „Omas gegen Rechts“ aktiv.

Marion Bonk war ein warmherziger Mensch, sie pflegte häufig ein offenes und direktes Wort und hatte einen schrägen, sympathischen Humor. Ihre gesundheitlichen Probleme waren in dem Kreis derjenigen, die sie enger kannten, bekannt, doch ihr Tod durch eine spät erkannte Sepsis kam doch für uns alle sehr überraschend.


Der Landesvorstand

Buchvorstellung – Hermann Theisen und Helmut Donat: „Bedrohter Diskurs – Deutsche Stimmen zum Krieg in der Ukraine“

16. Februar 2024

Nordkonferenz der VVN-BdA

16. Februar 2024

Details sind bitte der Einladung zu entnehmen.
Anmeldeschluss ist der 11.03.

Landesmitgliederversammlung

16. Februar 2024

weitere Details sind bitte der Einladung zu entnehmen

30. Januar – Erinnern heißt Kämpfen!

16. Februar 2024

Werdet aktiv gegen Faschismus und Kriegstreiberei!

Am 30. Januar 1933 war es so weit: die Regierungsgeschäfte im Deutschen Reich wurden an den Faschisten Hitler mit seinem Kriegsprogramm übertragen. Und es wurde nicht lange gefackelt das Programm auch in die Tat umzusetzen: um das Volk kriegstüchtig zu machen, musste als erstes die Opposition zum Schweigen gebracht werden. In Bremen wehte ab dem 6. März auf dem Rat­haus die schwarz-weiß-rote Fahne. Ende März wurde das erste KZ einge­richtet, in den ehemali­gen Auswandererhallen Mißler in Findorff.

„Von den in Bremen aus Gründen der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in polizeilicher Schutzhaft befindlichen Marxisten und Kommunisten wurden am Freitag und Sonnabend zunächst etwa hundert Gefangene in ein Konzentrationslager geführt.“

Mitteilung der Polizeidirektion Bremen

Die „Bremer Nachrichten“ (BN) veröffentlichten am 2. April 1933 eine Mitteilung der Polizei­direktion: „Von den in Bremen aus Gründen der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung in polizeilicher Schutzhaft befindlichen Marxisten und Kommunisten wurden am Freitag und Sonnabend zunächst etwa hundert Gefangene in ein Konzentrationslager geführt.“ Sozialdemokraten und Gewerkschafter folgten.

Diese „Schutzhaft“ unter der Leitung des SS-Hauptsturmführers Otto Löblich war brutalst, die Schreie der grün und blau Geschlagenen drangen bis in die umliegenden Wohnungen. Auch aufgrund von Beschwerden aus der Bevölkerung wurde im September 1933 das KZ nach Ochtumsand verlegt.

Heute erinnert ein Denkmal in der Walsroder Straße an die Verbrechen, die hier geschahen. Zu lesen ist folgender Text von Kurt Tucholsky: „Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen NEIN!

Besonders angesichts der aktuellen Entwicklung halten wir, die VVN-BdA Bremen, es für notwendig, auch an diesen Tag der deutschen Geschichte zu erinnern.

Nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen NEIN!

Kurt Tucholsky

Aber bei der Geschichtsbetrachtung darf es nicht bleiben. Die Geschichte wiederholt sich, wenn wir nicht aktiv in sie eingreifen.

Heute sind es Mitglieder einer Ampel-Regierung, die Deutschland wieder „kriegstüchtig“ machen wollen. Wir erleben angesichts des Krieges in der Ukraine und in Gaza eine beispiellose Auf­rüstung und Militarisierung. Ein „Wehr“etat in Rekordhöhe, 100 Milliarden Sonderschulden für die Bundeswehr, Rüstungsexporte auf Rekordniveau und eine generelle Mobilmachung, in der jeder, der den Kriegskurs des deutschen Imperialismus in Frage stellt, zum Feind erklärt wird.

Wir erleben ein Erstarken der faschistischen Bewegung, die auf verschiedenen Ebenen in der Lage ist Massen zu mobilisieren. Gleichzeitig holt die AfD, eine – zumindest in Teilen – offen faschistische Partei, Rekordergebnisse in den Umfragewerten und plant im Hinterzimmer die Deportation von Millionen Menschen, die in ihren Augen nichts in Deutschland verloren haben.
Es ist gut und richtig, dass jetzt massenhaft Menschen gegen die AfD auf die Straße gehen, und wir unterstützen das in jedem Fall. Die Gefahr der AfD darf allerdings nicht darüber hinweg­täuschen, wer gerade dieses Land regiert, Waffendeals macht und die rassistische Abschottungspolitik ganz real durchführt. Der Bundestag beschloss am Donnerstag ein Gesetz, mit dem Geflüchtete schneller wieder außer Landes gebracht werden sollen.

Sieht so Kampf gegen Rechts aus oder kommt man damit nicht eher den Forderungen von AfD & Co. entgegen? 

Gegen den weiteren Ausbau der Festung Europa, die rassistische, kriegstreiberische und unsoziale Politik muss sich unser Kampf richten.

Lasst uns diesen Tag nutzen um daran zu erinnern, dass Hitler kein Betriebsunfall war: den Faschisten wurde damals die Macht übertragen und unterstützt wurden sie damals wie heute vor allem von den Reichen und Mächtigen. Hauptsache, der Profit stimmt. Lasst uns heute aktiv dafür werden dass es nie wieder dazu kommt. Organisiert euch und werdet aktiv für eine schlagkräftige antifaschistische Bewegung.

Premiere der szenischen Lesung „Wenn ich das finstere Bild des Faschismus auftauchen sehe…“.

21. August 2023

Ensemblemitglieder der Bremer Shakespeare Company lesen aus Zeitzeugnissen, z.B. Reden von Salvador Allende, Dokumenten des CIA, Korrespondenz zwischen westdeutscher Botschaft und Auswärtigem Amt, Aussagen von Zeitzeugen, Interviews mit Aktivisten und Journalisten, und Auszügen aus Biographien von Opfern der Diktatur.
Der Eintritt kostet 15 EUR, ermäßigt 8 EUR.
Die Lesung ist das 20. Projekt in der Reihe „Aus den Akten auf die Bühne“, 2007 ins Leben gerufen von Dr. Eva Schöck-Quinteros (Historikerin) und Peter Lüchinger (bsc).

https://www.kirche-bremen.de/veranstaltung/te-recuerdo-chile-1973-2023-50-jahre-nach-dem-putsch-ein-konzert-kulturkirche-st-stephani-bremen-1686256735/
Foto eines Wandgemäldes an der Universität Bremen, ca. 1976, Foto: Marlis Glaser.

Te recuerdo Chile 1973-2023 50 Jahre nach dem Putsch

21. August 2023

Konzert mit dem Trio del Sol um den Musiker und Exilchilenen Ulli Simon, den politischen Folkgruppen Die Grenzgänger und La Kejoca, der iranische Gruppe Saba, der Bremer Kantorei St. Stephani und Solisten wie Can Tufan und Willi Schwarz. Sie präsentieren Lieder von Víctor Jara, Pablo Neruda, Violetta Parra, Mikis Theodorakis u.a. Der Eintritt kostet 21 EUR, ermäßigt 11 EUR, mit Bremen-Pass: 7 EUR.

Lesung im ehemaligen Gefangenenhaus Ostertor

21. August 2023

Gerd Lieberum und seine Tochter Maren lesen aus dem Briefwechsel zwischen seinem Ur-/Großvater Heinrich Buchholz und ihrer Mutter/Großmutter Lore Buchholz. Heinrich Buchholz, als Kommunist ein aktiver Antifaschist, war von der Gestapo unter anderem im Gefangenenhaus Ostertor eingesperrt. Heute sind das Wagenfeld-Museum und die Wagenfeld-Stiftung in dem Gebäude untergebracht. Seine spätere dreijährige Zuchthausstrafe saß er im Zuchthaus Oslebshausen ab und hatte dort die Möglichkeit, in größeren Abständen brieflich mit seiner Familie Kontakt zu halten. Diesen Briefwechsel hütete seine Tochter Lore und veröffentlichte ihn 2011 im Donat Verlag.
Die Lesung findet zum einen als Veranstaltung am Gedenktag für die Opfer von Faschismus und Krieg statt, den verschiedene Landesvereinigungen der VVN-BdA immer am zweiten Sonntag im September begehen. Zum anderen ist sie Teil des Programms am Tag des Offenen Denkmals.
Bereits vor der Lesung, um 10 Uhr, findet deshalb ein kurzes Gedenken an der Skulptur „Freiheitskämpfer“ im Garten des Museums statt, zwischen 10.15 und 12 Uhr wird der Zellentrakt geöffnet sein.

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