Erklärung der VVN-BdA Bremen zur Reitbrake

7. Dezember 2022

Friedhof an der Reitbrake
Zum weiteren Umgang mit dem Friedhof für sowjetische Kriegsgefangene an der Reitbrake nimmt die VVN-BdA Bremen wie folgt Stellung:
In unserer 1. Stellungnahme vom 23. März 2021 schrieben wir: „Aus Sicht der VVN-BdA kommt die
beabsichtigte Überbauung des Geländes nur in Betracht, wenn sichergestellt ist, das dort keine
sterblichen Überreste von Menschen mehr vorhanden sind und dass die Regelungen des Kriegs-
gräberabkommens mit der Russischen Föderation von 1992 eingehalten werden. Die festgestellte
Differenz zwischen den Totenzahlen am Begräbnisort „Russenfriedhof“ und den Zahlen der nach dem
Krieg dort exhumierten und auf dem Osterholzer Friedhof beerdigten Toten ist kein sicherer Hinweis
auf weitere dort verbliebene Tote. Es kann aber ebenso wenig ausgeschlossen werden, dass von der
Nachkriegsexhumierung sämtliche Überreste der dort unter dem Naziregime verscharrten Menschen
erfasst worden sind. Eine ebenso gründliche wie zeitnahe Überprüfung ist deshalb geboten.“
Was niemand erwartet hat, ist aber eingetreten: neben zahlreichen Einzelfunden hat das Team der
Landesarchäologie auf dem Friedhofsgelände an der Reitbrake 63 vollständige Skelette aus-
gegraben. Damit ist für uns ganz klar, dass eine Bebauung des Geländes nicht in Frage kommt. Wir
unterstützen aber die Forderung nach Einrichtung einer multiprofessionell besetzten Experten-
kommission aus Geschichtsforschung, Völkerrecht, Ethik,…
Nach wie vor besteht eine Differenz zwischen den Totenzahlen am Begräbnisort an der Reitbrake
und den Umgebetteten sowie den nun gefundenen Skeletten. Diese Differenz ist unbedingt aufzu-
klären, bevor weitere Schritte unternommen werden. Nötigenfalls muss die Untersuchung über den
bisher bearbeiteten Bereich hinaus erweitert und die Mittel dafür bereit gestellt werden.
Fast 80 Jahre nach Kriegsende und nach fast 80 Jahren schlampigen Umgangs des offiziellen
Bremen mit den dort begrabenen Leichen von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern aus der
Sowjetunion ist mit aller Sorgfalt und Expertise vorzugehen.
Unabhängig von der Auseinandersetzung um den Umgang mit dem Gelände ist es auch längst an der
Zeit Hinweisschilder auf den Gedenkort anzubringen. Diese müssten in der Riedemannstraße und
„Beim Industriehafen“ stehen.
10. November 2022
Der Landesvorstand