Vorbereitung auf einen Anschlag?
12. Mai 2016
Die Ermittlerin Louise Boni und ihr Kollege stoßen 2006 in Freiburg einem anonymen Hinweis einer russischen Informantin auf ein illegales Waffengeschäft. Instinktiv befürchtet Louise Boni einen Anschlag auf die Fußball-Weltmeisterschaften. Die Überprüfung infrage kommender Autos führt sie auf die Spur des 31-jährigen Ricky Janisch, der einen Neonazi-Hintergrund hat und bereits früher einen Aussteiger aus der Szene zusammengeschlagen hat. War er der Bote, der die Waffen besorgt hat? Überwachungsaufnahmen belegen ein Treffen in einer Pizzeria, seine Observierung führt zu einer abgelegenen Hütte südlich von Freiburg, wo er dem Hundertraine Thomas Walczak ein großes Paket übergibt. Als Paketbote ist das gar nicht sein Bezirk. Bei Janisch wird ein Umschlag mit 5.000 Euro gefunden. Das Paket enthielt Tiermedizin, was aber die Höhe der Geldsumme nicht erklärt. Auf der anderen Seite des Wäldchens liegt ein Campingplatz, auf dem in unregelmäßigen Abständen ein Stellplatz für einen Campingwagen mit Jenaer Kennzeichen freigehalten wird, der nicht in den Büchern vermerkt ist. Michael Siebert, der Mieter des Campingwagens, hat Kontakte zum Blood&Honour-Netzwerk. Indizien weisen auf Verbindungen zum Universitätsinstitut hin. Innenministerium und Verfassungsschutz drängen darauf, dass das Dezernat den Fall an das Landeskriminalamt abgibt.
Ein Foto führt zu Ludwig Kabangu aus Ruanda, der im Freiburger Universitätsarchiv auf der Spurensuche nach dem Totenschädel des Großvaters seiner Frau ist. Er will ihn nachhause holen. 1908 wurde er von Stabsarzt Feldmann dem Institut für Anthropologie zugestellt, mit Hunderten weiterer Schädel, um dort vermessen zu werden, damit die vermeintliche Überlegenheit einer „weißen Rasse“ wissenschaftlich erhärtet werden konnte. Seit seiner Ankunft wird er auf Schritt und Tritt verfolgt. Er verabredet sich mit Maria Schmidt. einer jungen Deutschen, um ins Archiv zu gelangen. Sie entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Tochter eines Unterstützers der braunen Szene. Auch der intensive Schutz Kabangus kann seine Ermordung nicht verhindern. Schritt für Schritt werden Querverbindungen und alte Seilschaften eines braunen Netzes durch die Ermittlungen offengelegt. Die Spuren lassen sich schwer erhärten, die Zeugen schweigen eisern oder werden unter ungeklärten Umständen tot aufgefunden. Bei der Observierung eines geheimen Treffens der regionalen KuKluxKlan-Gruppe wird Louise Boni zusammengeschlagen und in letzter Minute von ihrer Verstärkung gerettet. Vor Abschluss des Falles werden die Akten sämtlich nach Stuttgart gebracht.
Aufmerksame Mediennutzer beschleicht die sicher wohl überzogene Ahnung, dass Anklänge an laufende Gerichtsverfahren nicht so ganz von der Hand zu weisen sind: Spuren, die sich in Asservatenkartons unter anderen Bezeichnungen auffinden, Zeugen die nicht mehr in der Lage sind sich zu erinnern oder die an ungeklärten Todesfällen sterben, Druck, laufende Verfahren einzustellen oder nach oben abzugeben, Autokennzeichen, die sich nicht hätten in der Nähe des Tatorts befinden dürfen, ungeklärte Fälle mit identischen Tatwaffen, hochrangige verdiente Beamte und ausgewählte V-Leute, deren Schutz oberste Priorität hat, kurz ein schier undurchdringliches Netzwerk, um das Schlimmste zu verhüten: die Aufdeckung dessen, was geschehen ist.
Oliver Bottini, Im weißen Kreis, Dumont Verlag Köln, 2015, 300 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 9-783832-196998