Rede zum 8.Mai

14. Mai 2020

„Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Genossinnen und Genossen,
Am 8. Mai 1945 besiegten die alliierten Westmächte gemeinsam mit der kommunistischen Sowjetunion – das bleibt heutzutage gerne mal unerwähnt – das faschistische Deutschland und besiegelten damit das Ende des deutschen Nationalsozialismus. Ja, dieser Tag war – auch – ein Tag der Befreiung: Der Befreiung all derjenigen, die unter dem nationalsozialistischen System gelitten haben, die dagegen waren, und die Widerstand geleistet haben. Und eine buchstäbliche Befreiung für die, die in den Konzentrationslagern unter unvorstellbaren Bedingungen dem Tode trotzen konnten.
Aber ein immenser Teil der Deutschen wurde nicht befreit, sondern besiegt. Nachdem sie bis zum bitteren Ende und darüber hinaus die Naziherrschaft unterstützt und die menschenverachtende Ideologie weiter verbreitet, die den Nationalsozialismus ihr Leben lang gerechtfertigt haben. So wichtig die Rede von Richard von Weizäcker war, hat er sich doch nicht der deutschen Verantwortung gestellt: „wir“ wurden eben nicht „alle“ befreit. Auch darüber müssen wir am 8. Mai reden.
Wir müssen immer wieder deutlich machen, dass es alltäglicher Rassismus und Antisemitismus waren, die den Weg zur nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und zur Shoah geebnet haben. Es war damals eben nicht nur eine überschaubare Zahl von Nazi-Größen, die allein für den Genozid verantwortlich war.
Heute sind wir alle gefordert, die Mitmenschlichkeit und Solidarität unserer Gesellschaft immer wieder offensiv zu verteidigen.
Alexander Gauland nennt den Sieg der Alliierten über Nazi-Deutshcland eine „große Niederlage“. Das ist gräßlich. Erschreckender ist aber, dass er mit dieser Geshcichtsvergessenheit nicht alleine ist. Auch andere würden anstelle der Erinnerungskultur lieber einen „Schlussstrich“ sehen.
Rechte Gesinnung reicht bis weit in die Mitte unserer Gesellschaft. Rechtsnationale Parteien sitzen in unseren Parlamenten. In vielen europäischen Ländern regieren sie sogar mit. Rechtsextreme Parolen sind salonfähig geworden, und rechtsextreme Rhetorik ist die geistige Saat für rechtsextreme, rassistische, antisemitische und islamfeindliche Gewalttaten. „Wehret den Anfängen“ ist nicht mehr ganz richtig – wir sind schon mitten drin.
Deshalb heißt es für uns als VVN / BDA, für uns Friedensfreundinnen und Friedensfreunde, und für mich als Sozialdemokratin!nicht nur heute am 8. Mai: Nie wieder! Kein Fußbreit den alten und neuen Hetzern, kein Fußbreit dem Faschismus! Hoch die Internationale Solidarität.“
Rede Sascha Aulepp, SPD Landesvorsitzende, zum 8.Mai