Ausstellung Russenlager und Zwangsarbeit

2. August 2018

Vom 18. September bis zum 18. Oktober werden im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus Vegesack Bilder und Erinnerungen Sowjetischer Kriegsgefangener mit Portraitfotos von Lars Nickel gezeigt.

Gezeigt werden großformatige Portraits ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener. Text- und Bilddokumente bezeugen Rassismus, Brutalität und Rechtlosigkeit, denen die Gefangenen in den Lagern der Wehrmacht und während der Zwangsarbeit ausgeliefert waren. Unter den sowjetischen Kriegsgefangenen waren auch Frauen. Über ihr Schicksal ist nur wenig bekannt. Von den circa 5,7 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen, die ab dem deutschen Angriff am 22. Juni 1941 in den Gewahrsam der deutschen Wehrmacht gerieten, waren am Kriegsende circa 3,3 Millionen in den Lagern gestorben. Eine ausreichende Versorgung der Gefangenen gemäß Völkerrecht war nicht vorgesehen. Der zunehmende Arbeitskräftemangel zwang die deutsche Kriegswirtschaft schon im Juli 1941, sowjetische Kriegsgefangene anzufordern. »Russenlager« wurden eingerichtet. Sie unterstanden der Wehr- macht, die unter Missachtung der Genfer Konvention die Gefangenen als »Untermenschen« behandelte. Als 1999 den zivilen Zwangsarbeitern humanitäre Anerkennungsleistungen für erlittenes Unrecht zugesprochen wurden, gingen die sowjetischen Kriegsgefangenen leer aus. Der gemeinnützige Verein KONTAKTE- KOHTAKTbl in Berlin gab sich damit nicht zufrieden. Er informierte über das Los der Betroffenen, sammelte Spenden und überwies ab 2003 jedem von ihnen einen symbolischen Betrag von 300 Euro, begleitet von der Bitte um Verzeihung. Insgesamt kamen fast 3,8 Millionen Euro zusammen. In eindrucksvollen Briefen, die als »Freitagsbriefe« im Internet nachgelesen werden können, schildern die Empfänger ihr Schicksal. Nach jahrelanger Öffentlichkeitsarbeit des Vereins KONTAKTE-KOHTAKTbl entschloss sich 2015 der Deutsche Bundestag endlich, jedem der damals noch circa 4000 Überlebenden 2500 Euro als »Anerkennungsleistung« auszuzahlen.

Eröffnung: Dienstag, 18. September 2018 um 19 Uhr
, Studiobühne durch Jens Böhrnsen (Bürgermeister a.D.), Dr. Peter Jahn (ehem. Leiter des dt.-russ. Museums Berlin-Karlshorst), Ella Vaisman (Klavier)

Dienstag, 25. September 2018 um 19 Uhr, Studiobühne

Vergessene Opfer des deutschen Vernichtungskrieges in Dnipro, Rostow am Don und Moskau
Studierende des Memory-Wiki-Projekts

Donnerstag, 27. September 2018 um 19 Uhr, Studiobühne

Sowjetische Kriegsgefangene im Stalag X B Sandbostel
Andreas Ehresmann und Ronald Sperling, Gedenkstätte Lager Sandbostel
Ab Herbst 1941 kamen sowjetische Kriegsgefangene auch in das Lager Sandbostel bei Bremervörde. Von hier aus wurde ihr Arbeitseinsatz in der Region organisiert.


Dienstag, 09. Oktober 2018 um 19 Uhr, Raum E03

Vom Bremer Ruderer zum NS-Wehrwirtschaftsführer bei Blohm&Voss: Eine Spurensuche
Dr. Susanne Schunter-Kleemann
Die Hamburger Werft beutete auch sowjetische Kriegsgefangene aus. Der Großvater der Referentin war dort Schiffbaudirektor. Es werden die Lebensumstände der Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge aus Neuengamme und die Hintergründe der Versenkung der Cap Arkona im Mai 1945 untersucht. (Veranstaltung mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Bremen.)

Mittwoch, 17. Oktober 2018 um 19 Uhr, Studiobühne
»Flintenweiber« und »Untermenschen« Szenische Lesung mit Martin Heckmann (Sprecher) und Susanne Schrader (Schauspielerin). Aus Briefen ehemaliger Kriegsgefangener und zeitgenössischen Dokumenten über die Folgen der NS-Rassenideologie für den damaligen Kriegsalltag und unsere heutigen Familiengeschichten.