Vergeltungsmaßnahmen der Besatzungsmacht

19. März 2015

Eine eindrucksvolle Ausstellung zu militärischen Vergeltungsmaßnahmen der deutschen Besatzungsmacht im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs wurde am 15. Januar im Hamburger Rathaus eröffnet. Für mehrere Wochen war dort die von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme erstellte Wanderausstellung zu sehen…. Zu sehen ist die Zerstörung Warschaus nach dem Scheitern des Aufstands der polnischen Heimatarmee Oktober 1944, wie auch die Erschießung vermuteter Widerstandskämpfer und die Deportation erheblicher Teile der männlichen Bevölkerung von Murat im Zentralmassiv, Putten in den Niederlanden und Meensel-Kiezegem unweit Brüssels nach Neuengamme und seine Außenlager…In ihrer Eröffnung wies Hamburgs Bürgerschaftspräsidentin darauf hin, dass das Entsetzen über den Holocaust den Blick nicht verstellen dürfe für den millionenfachen Tod von zivilen Opfern in ganz Europa, nicht nur im Osten. Eindrucksvoll war die Rede 87-jährigen Janusz Kahl aus Warschau. Die ganze Familie wurde im Rahmen der Niederschlagung des Warschauer Aufstands Anfang August 1944 in das Durchgangslager Pruszków verschleppt und von dort nach Sachsenhausen,…Am 30. Januar fand im Mahnmal St. Nikolaikirche ein 2 ½ stündiges Gespräch mit Martin Reiter (Gedenkstätte Neuengamme), Oktaaf Duerinckx und Tom Devos (beide Stichting Meensel-Kiezegem 44) statt, bei dem die Hintergründe der Geiselaktionen August 1944 eingehend beleuchtet wurden….Im Mittelpunkt der Gespräche und Fragen sehr interessierter Zuhörer*innen stand die Auswirkung der Ereignisse vom August 1944 auf Erinnerung und Haltung der nachfolgenden Generationen….Unerwartet war die Einschätzung, dass aus der Begegnung mit Deutschen an Orten ehemaliger KZ-Kommandos sehr viel mehr Empathie für das Leiden der Waisenkinder und Witwen hervorgebracht habe als zuhause.
Auszug BAF 04./05.2015