Ansprache

geschrieben von René Thirion, ehemaliger Häftling des Lagers - Nr. B - 45508

4. Mai 2010

es bewegt mich sehr, heute vor Ihnen im Namen aller Toten und ehemaligen Häftlinge dieses Lagers Schützenhof zu sprechen.

Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Freundinnen und Freunde, Widerstandskämpfer und Häftlinge der Konzentrationslager,

es bewegt mich sehr, heute vor Ihnen im Namen aller Toten und ehemaligen Häftlinge dieses Lagers Schützenhof zu sprechen. Schützenhof war ein Unterlager von Blumenthal, das selbst Außenlager von Neuengamme war, dem einzigen großen Konzentrationslager Norddeutschlands, 23 km südöstlich von Hamburg. Dieses Stammlager umfasste ein Gebiet von 340 km von der dänischen Grenze im Norden bis Hildesheim im Süden und 300 km von der holländischen Grenze im Westen bis Schwerin im Osten. Es umfasste mehr als 80 Außenlager, auf die die Häftlinge verteilt waren. ES wurde im Dezember 1938 für Häftlinge aus Sachsenhausen errichtet und im Juni 1940 eigenständiges Lager. 106.000 Häftlinge, darunter 13.500 Juden, waren dort gefangen. Wenigstens 55.000 sind dort ums Leben gekommen. Das Unterkommando Schützenhof entstand Ende 1944/Anfang 1945 und wurde im April 1945 geräumt. Unter den 600 Häftlingen dieses Lagers gab es 71 Belgier. 13 von ihnen haben überlebt. Ich bin der letzte noch Lebende. Wegen einer bewaffneten Widerstandstat gegen die Besatzungsmacht unseres Landes wurde ich am 16. Juni 1944 in der Gegend von Huy festgenommen und in Lüttich inhaftiert. Am 31.08.44 wurde ich nach Neuengamme in Deutschland verschleppt, wo ich am 02.09.44 ankam. Am 6.9.44 erreichte ich Blumenthal. Am 15.01.45 wurde ich in den Schützenhof verlegt. Dieses Lager bestand aus 4 Baracken und dem Krankenrevier sowie mehreren Gebäuden, in denen sich die Küche, die Wäscherei und die Toiletten befanden. Alle diese Gebäude umgaben den Appellplatz. Ich wurde als Schweißer zur A.G.Weser geschickt. Unser Tagesablauf war sehr genau geregelt: – 5.30 Uhr: Aufstehen – Toilette – Bettenbau, Baracke fegen. Wir erhielten nur eine Schale mit schwarzer Brühe, die Kaffee genannt wurde! – 7.00 Uhr: Appell auf dem Lagerplatz – 7.45 Uhr: Abmarsch zu Fuß in 5er-Reihen in Begleitung der Kapos und Vorarbeiter unter Bewachung durch Marinesoldaten und SS. – 8.00 Uhr: Betretten des Werks. Die Arbeit wurde von zivilen deutschen Vorarbeitern eingeteilt. – 12.00 Uhr: Wir erhielten 1 Liter Suppe, die nur aus Wasser mit ein paar Kohlrabi und Steckrüben bestand. – 18.30 Uhr: Rückmarsch ins Lager – 19.00 Uhr: Zählappell auf dem Lagerplatz, der sehr lange dauern konnte. Wenn die Zählung stimmte, wurde das Essen ausgeteilt. Es gab ein Stück Brot, etwas Margarine und manchmal eine Scheibe Wurst. So verliefen sechs Tage in der Woche. Der Sonntag wurde als „Ruhetag“ bezeichnet, aber unsere Wachen fanden immer etwas für uns im Lager zu tun. Wir wurden nie in Ruhe gelassen. Wenn mittags die Suppe verteilt wurde, kämpften die Häftlinge um die vordersten Plätze in der Schlange vor den Kübeln. Die Kapos schlugen mit der Faust zu, manchmal ins Gesicht, oder verteilten Fußtritte, um Ordnung zu schaffen. Wir waren der Willkür der Kapos und vor allem der SS ausgeliefert. Der Lagerschreiber war Belgier, tat aber nichts, um seinen Landsleuten zu helfen. Ganz im Gegenteil, er hatte eine Gruppe Jugendlicher um sich, die im Lager als „Wachhunde“ auftraten. Einmal bin ich nicht mit meinem Kommando ins Werk arbeiten gegangen. Ich habe mich im Lager versteckt, wurde aber von einem dieser „Wachhunde“ aufgespürt. Ich habe die übliche Strafe erhalten: 25 Knüppelhiebe auf das Hinterteil. Als ich ohnmächtig wurde, hat man mir einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet, um mich wieder zu Bewusstsein zu bringen… In diesem Kommando gab es keinen Verbrennungsofen. Die Toten wurden entkleidet und vor dem Waschhaus nackt aufeinandergelegt. Eine Tür verdeckte sie, aber man konnte ihre armen, abgemagerten Körper noch sehen. Ich weiß nicht, was anschließend mit ihnen geschah. Beim Suchdienst zu den Kriegsverbrechen in Bremen gibt es die Zeugenaussage eines Bewohners der umliegenden Häuser vom 9.11.45 über sämtliche Misshandlungen, denen wir ausgesetzt waren. Als sich die alliierten Truppen näherten, wurden am 6. April 1945 die im Revier befindlichen Kranken mit dem Lastwagen zum Bahnhof gebracht und in einen Zug verladen. Am 7. April wurden die anderen, noch für gesund gehaltenen Häftlinge in 5er-Reihen zu Fuß evakuiert. Wir kamen zurück ins Lager Blumenthal. Am folgenden Tag wurde das ganze Lager geräumt: die Kranken mit der Bahn, die anderen zu Fuß in Gruppen zu 100 Häftlingen in Richtung Neuengamme. Sie gingen durch Schwanewede und machten nachts in Hagen, Kirchwistedt und Barchel halt. In Bremervörde wurden wir in einen Zug verladen und fuhren bis Winsen/Luhe. . Schließlich ging es zu Fuß weiter bis Neuengamme, wo wir am 15. April ankamen. Am 18. April wurden wir in Richtung Lübeck evakuiert und auf die Schiffe Cap Arcona und Athen verladen. Wir haben die Bombardierung der Schiffe am 3. Mai 1945 überlebt und am selben Tage durch die Briten befreit. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit

Ansprache zum 65. Jahrestag der Befreiung Neuengammes und seiner Außenlager

geschrieben von Frau Chris Desaever-Cleuren, Bürgermeisterin der belgischen Samtgemeide Tielt-Winge

4. Mai 2010

Heute stehen wir hier zusammen am Fuß eines Erinnerungszeichens zum Gedenken an die Ereignisse in Meensel-Kiezegem (die beiden SS-Razzien im August 1944).

Heute stehen wir hier zusammen am Fuß eines Erinnerungszeichens zum Gedenken an die Ereignisse in Meensel-Kiezegem (die beiden SS-Razzien im August 1944). Unsere ersten Gedanken gelten zunächst unseren Opfern Emiel Reynders, Guillaume Vanhellemont, Oktaaf Janssens, Eduard Vangoidsenhoven, Richard Hendrickx und René Janssens, die von dem Geschehen ereilt wurden und dabei ihr Leben ließen. Standrechtlich ermordet oder verschleppt und dann körperlich und seelisch gefoltert. Unser Besuch der Todeslager hält uns unmittelbar vor Augen, welche Grausamkeit hier herrschte. Völlige körperliche Erschöpfung infolge von Mangelernährung, knallharter Zwangsarbeit und Folterung mussten zweifellos zum Tode führen. In gleichem Maße werden der lang anhaltende seelische Druck, die beständige Erniedrigung, das System von Unmenschlichkeit zum kaum zu ertragenden Elend geführt haben, das unsere Mitbürger erlitten haben. Nur wenige haben diesen Kreuzweg überlebt, sie alleine wissen und können bezeugen, was dort geschehen ist. Ohne jeden Zweifel haben sich diese Ereignisse fest in ihrer Seele eingeprägt. Nie wieder konnten sie ihr Leben auf dieselbe Weise weiterführen. Unsere Gedanken gelten auch denen, die nach diesen Ereignissen (den beiden SS-Razzien) einen oder gar mehrere Familienangehörige verloren haben. Sie blieben fassungslos zurück, ohne zu ahnen, was ihnen und ihren Lieben bevorstehen sollte. Das angstvolle Warten auf Nachrichten, die vielen Fragen, der Aufschrei nach dem Warum haben zweifellos ihr tägliches Leben wie ein Fluch bestimmt. Die Worte, die mir in den Sinn kommen, vermögen dieses Leid nicht annähernd beschreiben. In aller Güte dieser Ereignisse zu gedenken ist eine würdige Form der Ehrung aller Opfer dieser Übeltaten. Bei aller Erinnerungspflege muss diese Gedenkveranstaltung uns auch zur Besinnung und Analyse leiten. Vor allem, um solche Entgleisungen für die Zukunft auszuschließen. Das bringt uns zu der Frage „Wie konnte es soweit kommen?“ Denn in dem angesprochenen Zeitabschnitt des vergangenen Jahrhunderts ist Meensel-Kiezegem nicht das einzige Dorf, das vom Naziregime getroffen wurde. Auch in den Niederlanden, in Frankreich, Italien und unterschiedlichen osteuropäischen Staaten wurden solche Mordaktionen organisiert. Dazu kommt außerdem noch, was Juden, Sinti und Roma, Behinderten und anderen sogenannten Untermenschen zugefügt wurde. Damit möchte ich den Finger auf die Wunde legen, dass besonders das faschistische Gedankengut die institutionalisierte Gewalt in ihrem Schoß birgt. Früher oder später führt das zu solchen Entgleisungen wie sie auch in Meensel-Kiezegem sich zeigten. Die Geschichte lehrt uns, dass quasi alle totalitären Regime ohnehin in gleichem Maße krank sind. Zweifellos ist diese Feststellung die Ursache dafür, dass die Entschuldigung „wir haben es nicht gewusst“ nicht mehr greift. Auf der anderen Seite gibt es uns allen den Auftrag, der in den allgemeinen Menschenrechten festgelegt ist. Wir haben die Aufgabe, unsere Gesellschaft so zu organisieren, dass Ereignisse dieser Art nie wieder geschehen. Nicht nur die Pflege unseres demokratischen Gedankenguts ist wichtig, in gleichem Maße gilt es dafür zu sorgen, dass es im Sinne der Allgemeinen Menschenrechte auch wächst. Wir dürfen nicht davon ablassen, es beständig weiterzugeben, den kommenden Generationen das Erschrecken mit auf den Weg zu geben, darüber, was damals geschehen ist, und ihr den Weg für ein friedliches Zusammenleben zu zeigen. In friedlichen Zeiten ist die Erinnerung der Menschen immer nur von kurzer Dauer, und sie scheinen keine Lehren aus der Geschichte zu ziehen, die uns doch zu einem dauerhaften Frieden bringen könnten. Auf diese Weise müssen wir uns dafür einsetzen, unsere Mitmenschen zu dem zu erziehen, was ich „Kritische Bürger“ nennen möchte. Menschen, die imstande sind einzuschätzen, welche Grundregeln es für ein menschenwürdiges Zusammenleben gibt, und die sich auch unermüdlich dafür einsetzen. Nur so und mit unablässiger Aufmerksamkeit für einander schaffen wir es, eine Gesellschaft zu bauen, in der für jeden Einzelnen eine menschenwürdige Existenz gesichert ist.

Ich danke Ihnen

zum 65. Jahrestag der Befreiung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager

4. Mai 2010

05.05.2010

Gedenkveranstaltung

zum 65. Jahrestag der Befreiung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager

Verlesung eines Grußworts von Bürgermeister Jens Böhrnsen sprechen: Frau Dr. Karin Mathes, Vizepräsidentin der Bremischen Bürgerschaft und René Thirion (Überlebender des Lagers, des Todesmarschs und der Bombardierung der Schiffe)

Mittwoch, 05. Mai 2010, 10:00 Uhr

Schützenhof (Brombergerstraße 117 in Gröpelingen)

Moderation: Raimund Gaebelein (VVN-BdA Bremen) Musikal. Unterstützung: Insa Popken

Der heute 87jährige René Thirion war im September 1943 Zwangsarbeiter im stark bombardierten Essen. Er nutzte seinen Urlaub zum Untertauchen beim Widerstand. Nach der Landung der Alliierten wurde er am 16.6.44 durch Verrat verhaftet und ins KZ Neuengamme verschleppt. Am 6.9.44 kam er nach Blumenthal, am 15.1.45 ins Lager Schützenhof. In einem Interview für Katinka Schröders Film „Die leeren Gräber von Meensel-Kiezegem“ beschreibt er seinen Leidensweg und die Reaktion der Bremer Bevölkerung. Auf dem Weg zum Lager wurden die KZ-Häftlinge beschimpft und geschlagen. Die Toten wurden in den Waschraum gelegt. Die Essensrationen wurden immer kleiner, ein kanten Brot mit etwas Marmelade, gelegentlich etwas Leberwurst. 25 Knüppelhiebe aufs nackte Gesäß waren als Lagerstrafe für geringste Vergehen der Regelfall. Auf der A.G. Weser sollten sie U-Boot-Teile fertigen, während der Bombardierungen in den letzten Tagen vor dem Todesmarsch den Lagerzaun reparieren. Über Blumenthal, Farge, Hagen, Horst und Barkel wurden die KZ-Häftlinge am 7.4.45 nach Bremervörde getrieben, von dort mit einem Zug nach Winsen/Luhe gebracht. Am 15.4.45 kamen sie in Neuengamme an. Mit Tausenden weiterer Häftlinge ging es weiter zur Lübecker Bucht. Auf hoher See wurden René Thirion und Jean-Marie Vanden Eynde mit 2000 weiterer KZ-Häftlinge in der Nacht zum 3.5.45 von der Arcona auf die Athen umgeladen. Die sollte in Neustadt/Holstein weitere KZ-Häftlinge anderer Todesmärsche aufnehmen. So entgingen sie nur ganz knapp der Bombardierung der Schiffe. Bei seiner Befreiung wog der 1,89 m gro0e René Thirion 37 kg.

Mittwoch, 05. Mai 2010, 10:00 Uhr Schützenhof (Brombergerstraße 117 in Gröpelingen) Moderation: Raimund Gaebelein (VVN-BdA Bremen) Musikal. Unterstützung: Insa Popken Der heute 87jährige René Thirion war im September 1943 Zwangsarbeiter im stark bombardierten Essen. Er nutzte seinen Urlaub zum Untertauchen beim Widerstand. Nach der Landung der Alliierten wurde er am 16.6.44 durch Verrat verhaftet und ins KZ Neuengamme verschleppt. Am 6.9.44 kam er nach Blumenthal, am 15.1.45 ins Lager Schützenhof. In einem Interview für Katinka Schröders Film „Die leeren Gräber von Meensel-Kiezegem“ beschreibt er seinen Leidensweg und die Reaktion der Bremer Bevölkerung. Auf dem Weg zum Lager wurden die KZ-Häftlinge beschimpft und geschlagen. Die Toten wurden in den Waschraum gelegt. Die Essensrationen wurden immer kleiner, ein kanten Brot mit etwas Marmelade, gelegentlich etwas Leberwurst. 25 Knüppelhiebe aufs nackte Gesäß waren als Lagerstrafe für geringste Vergehen der Regelfall. Auf der A.G. Weser sollten sie U-Boot-Teile fertigen, während der Bombardierungen in den letzten Tagen vor dem Todesmarsch den Lagerzaun reparieren. Über Blumenthal, Farge, Hagen, Horst und Barkel wurden die KZ-Häftlinge am 7.4.45 nach Bremervörde getrieben, von dort mit einem Zug nach Winsen/Luhe gebracht. Am 15.4.45 kamen sie in Neuengamme an. Mit Tausenden weiterer Häftlinge ging es weiter zur Lübecker Bucht. Auf hoher See wurden René Thirion und Jean-Marie Vanden Eynde mit 2000 weiterer KZ-Häftlinge in der Nacht zum 3.5.45 von der Arcona auf die Athen umgeladen. Die sollte in Neustadt/Holstein weitere KZ-Häftlinge anderer Todesmärsche aufnehmen. So entgingen sie nur ganz knapp der Bombardierung der Schiffe. Bei seiner Befreiung wog der 1,89 m gro0e René Thirion 37 kg.

Paris – Boulevard St. Martin No. 11

26. April 2010

von Peter Gingold

27.04.2010

Ulrich Schneider und Silvia Gingold lesen:

Paris – Boulevard St. Martin No. 11

von Peter Gingold

Dr. Ulrich Schneider (Kassel), Generalsekretär der Fédération Internationale des Résistants (FIR) und Silvia Gingold lesen aus den Erinnerungen des Widerstandskämpfers Peter Gingold, Paris – Boulevard St. Martin No. 11. Ein jüdischer Antifaschist und Kommunist in der Résistance und der Bundesrepublik. Veranstalter sind Naturfreunde Bremen und VVN-BdA Bremen.

Dienstag, 27. April 2010, 19:30 Uhr

Ostkurvensaal des Weserstadions

Herausgegeben von Ulrich Schneider, 2009, Köln: PapyRossa Verlag, 188 Seiten, 14,90 Eur, ISBN 978-3-89438-407-4.

„Er konnte mit seinem rhetorischen Talent besonders junge Menschen ansprechen und begeistern“, vermerkt der Herausgeber Dr. Ulrich Schneider über Peter Gingold. Wer ihn kannte, der findet ihn in diesem Buch live wieder – ohne künstliche Schnörkel und sprachliche Raffinessen. Vielleicht lag darin die Begeisterung beim Zuhören. Schon wer Peter Gingold im Dialog erlebte, der sah bei ihm in Augen, „deren Blick man sucht und wieder sucht, von denen angesehen zu werden man als Erfrischung, als Belebung empfindet“, weil sie trotz seines hohen Alters jugendlichen Eifer und Flexibilität im Denken ausstrahlten. Der Funke sprang über, wenn er als Zeitzeuge des antifaschistischen Widerstands mit und vor Menschen sprach, die von ihm letztlich wissen wollten: „Was kann jeder einzelne tun?“ Peter Gingold lässt der Leserin und dem Leser die Chance, über den eigenen Lebensentwurf in Ruhe nachzudenken, will sie „gefühlsmäßig erreichen“ und ihnen „gleichzeitig Denkanstöße geben“, so wie er es bei einer Rundreise 2005 mit der IG BAU in Nordrhein-Westfalen tat, um sich etwa zweitausend Berufsschülern zu nähern. Doch bei allem Verständnis für Schwächen und Fehler der Handelnden und Zögerlichen „damals“ ist die Botschaft für die Jugendlichen der Gegenwart nicht nur unzweideutig, sondern auch provozierend, weil sie keinen Fluchtweg offenhält: „Sie hatten keine Erfahrung, was Faschismus bedeutet, wenn er einmal an der Macht ist. Aber heute haben wir alle diese Erfahrung, heute muss jeder wissen, was Faschismus bedeutet. Für alle zukünftigen Generationen gibt es keine Entschuldigung mehr, wenn sie den Faschismus nicht verhindern.“

Dienstag, 27. April 2010, 19:30 Uhr Ostkurvensaal des Weserstadions Herausgegeben von Ulrich Schneider, 2009, Köln: PapyRossa Verlag, 188 Seiten, 14,90 Eur, ISBN 978-3-89438-407-4. „Er konnte mit seinem rhetorischen Talent besonders junge Menschen ansprechen und begeistern“, vermerkt der Herausgeber Dr. Ulrich Schneider über Peter Gingold. Wer ihn kannte, der findet ihn in diesem Buch live wieder – ohne künstliche Schnörkel und sprachliche Raffinessen. Vielleicht lag darin die Begeisterung beim Zuhören. Schon wer Peter Gingold im Dialog erlebte, der sah bei ihm in Augen, „deren Blick man sucht und wieder sucht, von denen angesehen zu werden man als Erfrischung, als Belebung empfindet“, weil sie trotz seines hohen Alters jugendlichen Eifer und Flexibilität im Denken ausstrahlten. Der Funke sprang über, wenn er als Zeitzeuge des antifaschistischen Widerstands mit und vor Menschen sprach, die von ihm letztlich wissen wollten: „Was kann jeder einzelne tun?“ Peter Gingold lässt der Leserin und dem Leser die Chance, über den eigenen Lebensentwurf in Ruhe nachzudenken, will sie „gefühlsmäßig erreichen“ und ihnen „gleichzeitig Denkanstöße geben“, so wie er es bei einer Rundreise 2005 mit der IG BAU in Nordrhein-Westfalen tat, um sich etwa zweitausend Berufsschülern zu nähern. Doch bei allem Verständnis für Schwächen und Fehler der Handelnden und Zögerlichen „damals“ ist die Botschaft für die Jugendlichen der Gegenwart nicht nur unzweideutig, sondern auch provozierend, weil sie keinen Fluchtweg offenhält: „Sie hatten keine Erfahrung, was Faschismus bedeutet, wenn er einmal an der Macht ist. Aber heute haben wir alle diese Erfahrung, heute muss jeder wissen, was Faschismus bedeutet. Für alle zukünftigen Generationen gibt es keine Entschuldigung mehr, wenn sie den Faschismus nicht verhindern.“

Landesmitgliederversammlung

19. März 2010

20.03.2010

Landesmitgliederversammlung

Samstag, 20. März 2010, 15:00 Uhr

in den Räumen von Use Akschen im Lichthaus in Bremen-Gröpelingen

Thema Begriffsklärung Faschismus – Rechtsextremismus – Rechtspopulismus

Samstag, 20. März 2010, 15:00 Uhr in den Räumen von Use Akschen im Lichthaus in Bremen-Gröpelingen Thema Begriffsklärung Faschismus – Rechtsextremismus – Rechtspopulismus

„Er tanzte das Leben“

16. März 2010

17.03.2010

Filmvorstellung mit dem Regisseur Kuno Kruse

„Er tanzte das Leben“

Der Dokumentarfilm „Er tanzte das Leben“ porträtiert den jüdischen Tänzer Sylvin Rubinstein. Kuno Kruse begleitete Sylvin auf einer Reise in die Vergangenheit: Im 2. Weltkrieg wird Sylvin als Widerstandskämpfer mit den schlimmsten Widrigkeiten des Lebens konfrontiert. Seine Mutter und Schwester werden durch Nazis ermordet. Nach dieser Schreckenszeit wird er, als Frau verkleidet, ein Flamencostar der fünfziger Jahre. Zu ehren seiner Schwester nennt er sich Dolores.

Mittwoch, 17. März 2010, 20 Uhr

Infoladen Bremen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Mittwoch, 17. März 2010, 20 Uhr Infoladen Bremen / St. Pauli-Str. 10-12 / 28203 Bremen

Info-Tisch am 13.03.2010, 11-13 Uhr, am Brill in Bremen

12. März 2010

Um 12 Uhr herum wollen wir eine Grußbotschaft nach Dessau funken.“

13.03.2010

Info-Tisch am 13.03.2010, 11-13 Uhr, am Brill in Bremen

Um 12 Uhr herum wollen wir eine Grußbotschaft nach Dessau funken.“

Samstag, 13. März 2010, 11:00 Uhr

Am Brill- Bremen

Neben dem mittlerweile bekannten „Trauermarsch“ in Dresden gibt es über das Jahr verteilt dutzende Naziaufmärsche bundesweit. Es ist uns ein Anliegen, nicht nur vor der eigenen Haustür (Bremer Nazitreffpunkt „Sportsfreund“) zu kehren, sondern auch zu überregionalen rechtsextremistischen Vorgängen zu informieren. Da es die Bremer Medien nicht für notwendig halten, über den geplanten, mehrere hundert Personen starken Naziaufmarsch in Dessau im Vorfeld zu berichten, möchten wir Dir einige Informationen hierzu mitgeben.

Am 13.03.2010 wollen in Dessau die „Freien Nationalisten Dessau und Anhalt-Bitterfeld“ sowie andere Nazis und Rechtskonservative einen „Trauermarsch“ anlässlich des 65. Jahrestages der Bombardierung Dessaus während des Zweiten Weltkrieges durchführen und versuchen an diesem Aufhänger nationalistische Geschichtsverdrehung für ihre Zwecke zu betreiben. Neben dem gruppen- und parteiübergreifenden „Kameradschaftsgefühl“, welches ein solcher Marsch vermitteln soll, und der gewünschten Ausstrahlung von Stärke, Entschlossenheit und Präsenz, geht es auch um das Benutzen eines emotional aufgeladenen Themas für rechtsextremistische Propagandazwecke. Uns geht es nicht darum, einem Menschen, der persönlichen Verlust erlitten hat, das Trauern zu verbieten, sondern an die Ereignisse zu erinnern, die zur Bombardierung geführt haben. Der Angriff auf Dessau fällt geschichtlich betrachtet in die Endphase der menschenverachtenden und mörderischen Herrschaft des „Dritten Reiches“ und dessen Bekämpfung und ist nicht, wie von den (Neo-)Nazis gerne behauptet wird, ein alleinstehendes Vorkommnis. So war die ehemalige „Gauhauptstadt“ seit den 20er Jahren eine ideologische Hochburg der nationalsozialistische Bewegung und später größter Produktionsstandort für das Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B, mit dem in den deutschen Tötungsfabriken Millionen Menschen ermordet wurden.

Samstag, 13. März 2010, 11:00 Uhr Am Brill- Bremen Neben dem mittlerweile bekannten „Trauermarsch“ in Dresden gibt es über das Jahr verteilt dutzende Naziaufmärsche bundesweit. Es ist uns ein Anliegen, nicht nur vor der eigenen Haustür (Bremer Nazitreffpunkt „Sportsfreund“) zu kehren, sondern auch zu überregionalen rechtsextremistischen Vorgängen zu informieren. Da es die Bremer Medien nicht für notwendig halten, über den geplanten, mehrere hundert Personen starken Naziaufmarsch in Dessau im Vorfeld zu berichten, möchten wir Dir einige Informationen hierzu mitgeben. Am 13.03.2010 wollen in Dessau die „Freien Nationalisten Dessau und Anhalt-Bitterfeld“ sowie andere Nazis und Rechtskonservative einen „Trauermarsch“ anlässlich des 65. Jahrestages der Bombardierung Dessaus während des Zweiten Weltkrieges durchführen und versuchen an diesem Aufhänger nationalistische Geschichtsverdrehung für ihre Zwecke zu betreiben. Neben dem gruppen- und parteiübergreifenden „Kameradschaftsgefühl“, welches ein solcher Marsch vermitteln soll, und der gewünschten Ausstrahlung von Stärke, Entschlossenheit und Präsenz, geht es auch um das Benutzen eines emotional aufgeladenen Themas für rechtsextremistische Propagandazwecke. Uns geht es nicht darum, einem Menschen, der persönlichen Verlust erlitten hat, das Trauern zu verbieten, sondern an die Ereignisse zu erinnern, die zur Bombardierung geführt haben. Der Angriff auf Dessau fällt geschichtlich betrachtet in die Endphase der menschenverachtenden und mörderischen Herrschaft des „Dritten Reiches“ und dessen Bekämpfung und ist nicht, wie von den (Neo-)Nazis gerne behauptet wird, ein alleinstehendes Vorkommnis. So war die ehemalige „Gauhauptstadt“ seit den 20er Jahren eine ideologische Hochburg der nationalsozialistische Bewegung und später größter Produktionsstandort für das Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B, mit dem in den deutschen Tötungsfabriken Millionen Menschen ermordet wurden.

Die Tasche

geschrieben von Marion Bonk

8. März 2010

Roman von Martin Grotjahn

…..heißt das Romandebüt des Bremer Autors und Sozialwissenschaftlers Martin Grotjahn, der viele Jahre in gemeinnützigen Organisationen in Bremen und Hamburg gearbeitet hat. In Zeitsprüngen beschreibt das Buch, wie es dem Juden Joseph Kohn und seiner Nichte Rebekka gelingt sich gegen die Verfolgung durch die Nazis zur Wehr setzen, zu fliehen und sich in Hongkong eine neue Zukunft auf zu bauen, wie es dem Kommandanten von Auschwitz gelingt sich noch vor Ende des Krieges abzusetzen und jahrelang als Nutznießer jüdischen Vermögens unerkannt in der Schweiz zu leben. Einem Rechtsanwalt, der mit zunehmendem Alter seiner Arbeit immer überdrüssiger wird, fällt durch Fund eines alten Tresors im Bombenkeller des früheren elterlichen Wohngebäudes die Tasche Joseph Kohns und somit sein Vermächtnis in die Hände. In mühseliger Kleinarbeit gelingt es ihm die verstreuten Spuren der Familie Kohn zu finden, um den leiblichen Erben des beträchtlichen Kohnschen Vermögens zu ihrem Recht zu verhelfen. Ein Roman, der trotz oder grade wegen seiner Zeitsprünge nie langweilig wird. Ich konnte es kaum erwarten ans Ende zu kommen. War öfters versucht, einfach hinten ein wenig weiter zu lesen, habe es dann aber doch gelassen und gewartet, bis ich an Ende des 320-seitigen Romans kam. Wer sich mal wieder ein paar unterhaltsame und trotzdem zeitkritische Lesestunden gönnen möchte, dem kann ich diesen Roman nur empfehlen. Die Tasche von Martin Grotjahn erschienen bei tomEICKHORST 320 Seiten ISBN 978-3-9812936-0-9 Preis 19,90 €

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Eine engagierte Diskussion

geschrieben von Raimund Gaebelein/Hartmut Büchsel

8. März 2010

Positiv bewertet wurde allgemein die diesjährige Nordkonferenz am 27./28. Februar in Heideruh.

Bernd Meimberg spann den Roten Faden durch die Entwicklung der globalen Friedensfrage nach Beendigung des Kalten Krieges. Die EU-Osterweiterung sollte Hand in Hand mit einer Vergrößerung der NATO über die Ukraine bis in den Kaukasus betrieben werden. Die Anordnung des Luftangriffs auf Zivilisten an den Tankwagen bei Kundus ist nun ein Versuch gewesen, die Begrenzung des Artikels 26 zu sprengen und die direkte Einflussnahme deutscher Interessen stärker zur Geltung zu bringen. Eingebettet in die friedenspolitischen Themen der Nordkonferenz war ein Workshop zum Thema „Rechte Musik“. Der Referent war Christian Waclawczyk aus Berlin, Das Publikum im Alter von 16-96 Jahren füllte die Kantine von Heideruh bis auf den letzten Platz. Ausgehend von diesen Leitfragen verdeutlichte W., dass die neofaschistischen Musiker ihre Musik und die unterlegten Texte sowohl für die Straße als auch für den „Nadelstreifenanzugträger“ erstellen. Eine wesentliche Rolle spielt auch das Nazi-Frauenbild, das der Referent am Beispiel von Texten Rennickes, aber auch Annett Moecks aufzeigte. Die versammelten AntifaschistInnen sorgten für eine engagierte Diskussion. Die andere Seite globaler Kriegseinsätze der Bundeswehr beleuchtete Ulrich Sander am Sonntag Die Ausweitung der Einsatzgebiete wurde mit den Notstandsgesetzen auf den Spannungs- und Verteidigungsfall erweitert. Am Grundgesetz vorbei wird nun die Bundeswehr in Afghanistan zur Einsatzleitung für die Aktivitäten humanitärer Gruppen. In der Bundesrepublik sind Oberbürgermeister und Landräte gehalten, ihre Verwaltung, Technisches Hilfswerk, Sanitätsdienste, Feuerwehr bei Großereignissen mit den Möglichkeit der Bundeswehr abzugleichen

In deutschem Gewahrsam

geschrieben von Hartmut Stinton

8. März 2010

Bilder und Erinnerungen sowjetischer Kriegsgefangener

Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter aus der Sowjetunion wurden im Faschismus noch übler als die aus allen anderen Staaten behandelt und, so sie überlebten, in ihrer Heimat als mutmaßliche Kollaborateure lebenslänglich weiter diskriminiert. Erhielten noch lebende ehemalige Zwangsarbeiter, wenn auch viel zu spät und zu wenig, vor einigen Jahren Entschädigungen, sind Kriegsgefangene hiervon explizit ausgeschlossen

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