Nachruf Michel Vanderborght (1925 – 2010)

geschrieben von Dr. Ulrich Schneider Generalsekretär der FIR

12. September 2010

Mit tiefer Trauer müssen wir den Tod des Präsidenten der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten, Michel Vanderborght, vermelden. Am 12. September 2010 verstarb er im Alter von 85 Jahren.

FÉDÉRATION INTERNATIONALE DES RÉSISTANTS (FIR) – ASSOCIATION ANTIFASCISTE

Nachruf Michel Vanderborght (1925 – 2010) Mit tiefer Trauer müssen wir den Tod des Präsidenten der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) – Bund der Antifaschisten, Michel Vanderborght, vermelden. Am 12. September 2010 verstarb er im Alter von 85 Jahren. Schon als Jugendlicher schloss er sich dem Widerstand an und kämpfte aktiv in der Partisanen-Armee in der Region Leuven (Louvain). Die Partisanenarmee leistete einen wichtigen Beitrag zur Befreiung des Landes von der faschistischen Okkupation. Nach der Befreiung Belgiens wurde Michel Vanderborght aktiv in der kommunistischen Jugendorganisation Belgiens und war der belgische Vertreter im Weltbund demokratischer Jugend (WBDJ). Seit 1947 nahm er an allen „Weltfestspielen der Jugend und Studenten“ als Delegierter und später als Gast teil. In den 50er und 60er Jahren arbeitete er für die Kommunistische Partei Belgiens und unterstützte die antikoloniale demokratische MNC (Mouvement National Congolais) von Patrice Lumumba. Im Rahmen dieser internationalen Kontakte kam er auch mit Fidel Castro und anderen Repräsentanten der antikolonialen Befreiungsbewegungen zusammen. 1960 organisierte er in Belgien den ersten Marsch gegen Atomraketen zum Stationierungsort amerikanischer Atomwaffen. Seit dieser Zeit war Michel Vanderborght aktiv in der belgischen Friedensbewegung. Er war Vorsitzender der Gruppe „Vrede“ und Herausgeber der gleichnamigen Zeitschrift. Überregional und in seinem Umfeld organisierte er verschiedene Friedensaktionen. Seit Jahrzehnten arbeitete er im Rahmen der Front l’Indépendance (F.I.) für die Erinnerung an den antifaschistischen Kampf und die Bewahrung des historischen Gedächtnisses an die Okkupation Belgiens. Im Rahmen der antifaschistischen Erinnerungsarbeit trug er viele Jahre die Verantwortung für das „Widerstandsmuseum“ in Brüssel und arbeitet im Aufsichtsrat des „Institut des Vétérans“. Am dem 13. Kongress der FIR in Berlin 2004 wurde er zum Präsidenten der Organisation gewählt. Trotz seines hohen Alters und gesundheitlicher Probleme füllte er diese Aufgabe mit großem Engagement und Ideenreichtum aus. Auf seine Initiative gingen die Konferenz der FIR in den Räumen des Europäischen Parlaments und die Vorbereitung und Umsetzung des großartigen Internationalen Jugendtreffens 2008 in Buchenwald zurück. Er regte weitere Projekte an, die die Lebendigkeit der Organisation und ihre Verbundenheit mit den heutigen Generationen bewiesen. Für seine politische und historische Arbeit erhielt er zahlreiche belgische und internationale Auszeichnungen. Wir verlieren mit ihm einen Präsidenten, der sich mit hoher persönlicher Autorität und großem Engagement für die gemeinsame Sache aller antifaschistischen und Veteranenorganisationen einsetzte. Er verband eine klare politische Überzeugung mit der Fähigkeit, Brücken zu allen demokratischen Kräften zu bauen. Wir verdanken ihm viel und werden ihn sehr vermissen. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau und langjährigen Kampfgenossin Marie-Louise und seiner Familie. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Für den Exekutivausschuss der FIR Dr. Ulrich Schneider Generalsekretär

Gedenken für die Opfer von Faschismus und Krieg

11. September 2010

Es spricht Agnes Alpers (MdB DIE LINKE)

12.09.2010

Gedenken für die Opfer von Faschismus und Krieg

Es spricht Agnes Alpers (MdB DIE LINKE)

Sonntag, 12. September 2010, 11:00Uhr

an der Ehrenanlage für KZ-Opfer auf dem Osterholzer Friedhof

„Die Toten mahnen – damit nicht unsere Kinder demselben Moloch geopfert werden.“ Dies schreibt Eberhard Peters, Gesellschafter des Weserkurier und Kommunist am 9. September 1947 anlässlich der internationalen Gedenktage für die Opfer von Faschismus und Krieg. Fünf Tage später legt Bürgermeister Wilhelm Kaisen den Grundstein für die Ehrenanlage für KZ-Opfer und Soldaten auf dem Osterholzer Friedhof. Im KZ-Ehrenhügel ruhen die sterblichen Überreste von 1.367 Toten. Ihre Todesursache wird bei der Grundsteinlegung ausgespart. Erst in den folgenden Jahren erinnern Namensplatten daran, dass die hier liegenden Menschen in KZ-Außenkommandos und Arbeitslagern umkamen. Dem KZ-Ehrenhügel gegenüber sind 653 deutsche Soldaten in Einzel- und Massengräbern beigesetzt. „…auf jedem Gedenkstein für seine toten politischen Häftlinge und Soldaten (sollte) stehen: ‚Für gewisse Konzerninteressen geopfert’. Das wäre die nackte Wahrheit“, schreibt Eberhard Peters am 9.9.47 im WK. Vier Jahre später mahnt ein weiteres Denkmal an der Stirnseite, sechs in lange Gewänder gehüllte Figuren, „aller Toten zu gedenken, deren Grabstätten … der große Krieg verschlang …“, wie eine Gedenkplatte seit 1957 verkündet. Auf einem 4.000 qm großen Feld in der Nähe der Friedhofskapelle erinnert seit 1996 Gerhard Schreiters Bronzeskulptur „Trauernde Frauen“ an 2.136 Angehörige vieler Nationen, Polen, Ukrainer, Russen, Belgier, vor allen junge Menschen. 1948 wurden sie aus zahlreichen Friedhöfen und Massengräbern in Bremen und Umgebung zum Feld NN überführt, unter ihnen die Opfer der KZ-Außenkommandos Farge und Blumenthal, schamvoll zu Kriegstoten erklärt. Eine Grabplatte spricht von „Opfer(n) der Kriegswirren 1939 – 1945 im Raum von Bremen“.

Sonntag, 12. September 2010, 11:00Uhr an der Ehrenanlage für KZ-Opfer auf dem Osterholzer Friedhof „Die Toten mahnen – damit nicht unsere Kinder demselben Moloch geopfert werden.“ Dies schreibt Eberhard Peters, Gesellschafter des Weserkurier und Kommunist am 9. September 1947 anlässlich der internationalen Gedenktage für die Opfer von Faschismus und Krieg. Fünf Tage später legt Bürgermeister Wilhelm Kaisen den Grundstein für die Ehrenanlage für KZ-Opfer und Soldaten auf dem Osterholzer Friedhof. Im KZ-Ehrenhügel ruhen die sterblichen Überreste von 1.367 Toten. Ihre Todesursache wird bei der Grundsteinlegung ausgespart. Erst in den folgenden Jahren erinnern Namensplatten daran, dass die hier liegenden Menschen in KZ-Außenkommandos und Arbeitslagern umkamen. Dem KZ-Ehrenhügel gegenüber sind 653 deutsche Soldaten in Einzel- und Massengräbern beigesetzt. „…auf jedem Gedenkstein für seine toten politischen Häftlinge und Soldaten (sollte) stehen: ‚Für gewisse Konzerninteressen geopfert’. Das wäre die nackte Wahrheit“, schreibt Eberhard Peters am 9.9.47 im WK. Vier Jahre später mahnt ein weiteres Denkmal an der Stirnseite, sechs in lange Gewänder gehüllte Figuren, „aller Toten zu gedenken, deren Grabstätten … der große Krieg verschlang …“, wie eine Gedenkplatte seit 1957 verkündet. Auf einem 4.000 qm großen Feld in der Nähe der Friedhofskapelle erinnert seit 1996 Gerhard Schreiters Bronzeskulptur „Trauernde Frauen“ an 2.136 Angehörige vieler Nationen, Polen, Ukrainer, Russen, Belgier, vor allen junge Menschen. 1948 wurden sie aus zahlreichen Friedhöfen und Massengräbern in Bremen und Umgebung zum Feld NN überführt, unter ihnen die Opfer der KZ-Außenkommandos Farge und Blumenthal, schamvoll zu Kriegstoten erklärt. Eine Grabplatte spricht von „Opfer(n) der Kriegswirren 1939 – 1945 im Raum von Bremen“.

Rede zum Internationalen Gedenktag für die Opfer von Faschismus und Krieg

geschrieben von Agnes Alpers MdB DIE LINKE

11. September 2010

Als ich klein war, fragte ich meine Familie: Wo ist eigentlich mein Opa? Der Krieg hat deinen Opa genommen, er ist in Russland verschollen.

Vielen Dank, dass ich heute anlässlich des Gedenktages für die Opfer von Faschismus und Krieg vor Ihnen sprechen darf. Als ich klein war, fragte ich meine Familie: Wo ist eigentlich mein Opa? Der Krieg hat deinen Opa genommen, er ist in Russland verschollen. Warum kommt er nicht zurück? Er ist verschollen. Was ist ein Krieg? Das verstehst du nicht, Kind, du bist zu klein und über den Krieg spricht man nicht. Ich durfte nicht darüber sprechen, aber ich hatte zugehört, wenn die Erwachsenen manchmal darüber sprachen. So erfuhr ich, dass mein Opa von einem Nazi im Dorf angeschwärzt wurde, in den Krieg musste und er nie wieder kam. Ich hörte, dass ganz viele Männer nicht wiederkamen, dass einer aber einmal Urlaub hatte und sich dann ganz lange im Wald versteckte, bis die Nazis weg waren. Und die Großen redeten von Frauen, die Brot über den Zaun in Selsingen warfen. Dann kamen aber die Nazis zu den Frauen und sagten, dass sie auch ins Lager müssten, wenn sie es noch einmal machen würden. Ich hörte, dass man Juden, Kommunisten und Menschen aus anderen Ländern auch weiter wegbrachte und sie dann vergaste. Ich durfte damals nicht über Krieg reden, aber ich beschloss, dass ich nie wieder Krieg wollte: Der Krieg war furchtbar, alle redeten ganz leise und hatten Angst vor dem Krieg und er hatte mir meinen Opa weggenommen. Viele Jahre sind vergangen, ich habe viel über Krieg gesprochen und viel gelernt, aber meine Grundeinstellung: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg, hat sich niemals verändert. Am 3. September 2009 orderte Oberst Klein einen Bombenangriff in Afghanistan an. Der Verteidigungsminister zu Guttenberg sprach: Es herrscht kein Krieg. Die Bundeskanzlerin sagte, dass wir Deutschland und die Demokratie verteidigen müssen. Wir als Fraktion DIE LINKE beantragten einen Hammelsprung und forderten eine Stellungnahme des Verteidigungsministers. Ende 2009 sprach der Verteidigungsminister von kriegsähnlichen Zuständen. Er hob die positiven Entwicklungen in Afghanistan hervor und gedachte der deutschen Soldaten, die in Afghanistan gestorben waren. Der UN Bericht legte aber ganz andere Zahlen auf den Tisch: Bildung, Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit hatten sich durch den Krieg verschlechtert, die Toten nehmen zu. Der Bundestag gedachte mehrmals der gestorbenen Soldaten. DIE LINKE forderte, dass man auch der getöteten Afghanen gedenken solle. Im Frühjahr entrollten wir im Bundestag Namen von afghanischen Opfern des Krieges. Wir wurden des Bundestag verwiesen. Über die wahren Gründe von Krieg spricht man nicht, wenn aber doch, wird man auch als Bundespräsident entlassen. Und der Krieg hat viele Gesichter: Ein Herr Sarrazin spricht von integrationsunwilligen Muslimen, die ihre Dummheit weiter vermehren. Er spricht von speziellen Genen bei Juden. So werden Rassentheorien wiederbelebt. Die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Frau Steinbach, stellte heraus, dass Polen ja schon im Frühjahr 1939 gegen Deutschland mobil gemacht hatte… Der Wahnsinn des Krieges, Rassismus, Faschismus kennen bis heute keine Grenzen, weder in Ländern noch in den Köpfen der Menschen. Und immer wieder die Frage, wie der Wahnsinn Krieg beendet werden kann.

Hierzu möchte ich Ihnen zum Schluss meiner Rede eines meiner Lieblingsgedichte gegen Krieg vorlesen.

Erich Kästner: Fantasie von übermorgen Und als der nächste Krieg begann, da sagten die Frauen: Nein! und schlossen Bruder, Sohn und Mann fest in der Wohnung ein. Dann zogen sie, in jedem Land, wohl vor des Hauptmanns Haus und hielten Stöcke in der Hand und holten die Kerle heraus. Sie legten jeden übers Knie, der diesen Krieg befahl: die Herren der Bank und Industrie, den Minister und General. Da brach so mancher Stock entzwei. Und manches Großmaul schwieg. In allen Ländern gab’s Geschrei, und nirgends gab es Krieg. Die Frauen gingen dann wieder nach Haus, zum Bruder und Sohn und Mann, und sagten ihnen, der Krieg sei aus! Die Männer starrten zum Fenster hinaus und sahn die Frauen nicht an…

Lesung zum Antikrigstag

1. September 2010

02.09.2010

Rudolf Bauer und Inge Buck

Lesung zum Antikrigstag

Donnerstag, 02. September 2010, 19:00 Uhr

Staatsarchiv Bremen, Vortragssaal (1.Stock)

Lyrik und historische Textdokumente aus der Publikation „Der Elefant“, eine in diesem Frühjahr erschienene Publikation mit Bildern, Gedichten und Dokumenten zum Anti-Kolonialdenkmal in Bremen.

Donnerstag, 02. September 2010, 19:00 Uhr Staatsarchiv Bremen, Vortragssaal (1.Stock) Lyrik und historische Textdokumente aus der Publikation „Der Elefant“, eine in diesem Frühjahr erschienene Publikation mit Bildern, Gedichten und Dokumenten zum Anti-Kolonialdenkmal in Bremen.

Bunkerführungen

15. August 2010

jeweils am Sonnabend 11.09/18.09./25.9./09.10/16.10/30.10./13.11/27.11./04.12.2010

16.08.2010

Bunkerführungen

jeweils am Sonnabend 11.09/18.09./25.9./09.10/16.10/30.10./13.11/27.11./04.12.2010

Montag, 16. August 2010, nach Absprache

Die Gruppen treffen sich am Mahnmal ‚Vernichtung durch Arbeit‘ vor dem Bunker in Farge.

im ehemaligen U-Boot-Bunker in Farge jeweils am Sonnabend 1.09/18.09./25.9./09.10/16.10/30.10./13.11/27.11./04.12.2010 Die Gruppen treffen sich am Mahnmal ‚Vernichtung durch Arbeit‘ vor dem Bunker in Farge. Die TeilnehmerInnen müssen sich mindestens eine Woche vorher verbindlich im Bürgerhaus Vegesack anmelden unter: Tel.: 0421-659970 / Mo-Do 10h-14h Besuchergruppe in der U-Boot-Schleuse im Bunker ‚Valentin‘ Zur Bunkerführung muß der Personalausweis mitgebracht werden. Das Mindestalter für Besucher beträgt 14 Jahre. Führungen durch Mitarbeiter der Friedensschule dauern ca. 90 Minuten Terminanfragen von Gruppen und Schulklassen: s.Kontaktadresse Initiator der Friedensschule Freundeskreis: Bremen – Marzabotto/Italien

Montag, 16. August 2010, nach Absprache Die Gruppen treffen sich am Mahnmal ‚Vernichtung durch Arbeit‘ vor dem Bunker in Farge. im ehemaligen U-Boot-Bunker in Farge jeweils am Sonnabend 1.09/18.09./25.9./09.10/16.10/30.10./13.11/27.11./04.12.2010 Die Gruppen treffen sich am Mahnmal ‚Vernichtung durch Arbeit‘ vor dem Bunker in Farge. Die TeilnehmerInnen müssen sich mindestens eine Woche vorher verbindlich im Bürgerhaus Vegesack anmelden unter: Tel.: 0421-659970 / Mo-Do 10h-14h Besuchergruppe in der U-Boot-Schleuse im Bunker ‚Valentin‘ Zur Bunkerführung muß der Personalausweis mitgebracht werden. Das Mindestalter für Besucher beträgt 14 Jahre. Führungen durch Mitarbeiter der Friedensschule dauern ca. 90 Minuten Terminanfragen von Gruppen und Schulklassen: s.Kontaktadresse Initiator der Friedensschule Freundeskreis: Bremen – Marzabotto/Italien

Bilder im Krieg

geschrieben von Gerhard Kromschröder, Journalist

15. August 2010

Man braucht nur Kriege nicht mehr Kriege zu nennen, sondern Friedensmissionen;

zivile Kriegstote werden zu Kollateralschäden neutralisiert, zerfetzte Soldaten zu gefallenen Helden veredelt… Ereignisse haben wir weniger in Texten in Erinnerung…Bilder scheinen dort eher haften zu bleiben.Und längst sind moderne Kriege auch Kriege der Bilder. Sie werden durch Bilder gerechtfertigt…Sie können uns gegen den Krieg einnehmen, sie können Öffentlichkeit mobilisieren und so politische Wirksamkeit entfalten…Dabei habe ich mich gefragt, ob es nicht zynisch ist, solche Bilder zu machen, Leichen zu fotografieren…Vielleicht bekommt der Tod dieser Kriegsopfer noch einen klitzekleinen Rest von Sinn, wenn diese geschundenen Körper in meinen Fotos den Schrecken des Krieges bezeugen, seine dunkle Seite zeigen… Und ich glaube, dass die Opfer wollen, dass ihr Leid nicht unterschlagen wird… Kriege brauchen Begründungen… Im Jugoslawien-Krieg musste eine Zeichnung herhalten, der „Hufeisenplan“…Manchmal genügt auch schon ein einzelnes Kleidungsstück, eine Burka zum Beispiel

NPD-Verbotsdebatte

geschrieben von Dr. Axel Holz, Landesvorsitzender VVN-BdA MV e.V.

15. August 2010

Die Debatte um ein NPD-Verbot ist entbrannt.

Hintergrund sind zahlreiche Strafprozesse gegen NPD-Mandatsträger und die Zunahme rechtsextremer Gewalt. Insgesamt acht Innenminister unterstützen bundesweit ein Verbot der NPD. Auf Bundesebene haben sich jetzt neben SPD und den Linken auch die Grünen für ein Verbot der NPD ausgesprochen. Mit ihrer Kampagne für ein NPD-Verbot hat die VVN-BdA 2007 sowie von Januar 2009 bis Mai 2010 zunächst 175.000 Unterschriften und später 5.400 Stellungnahmen für das Verbot der neofaschistischen NPD gesammelt. Die Statements sollen nun in gebundener Form medienwirksam eingesetzt werden. Kernpunkt der Debatte bleibt der Abzug der V-Leute aus den Spitzenpositionen der NPD-Parteigremien Die NPD dürfte nach Artikel 139 des Grundgesetzes ohnehin nicht legal wirken dürfen, weil dieser Artikel in Anlehnung an die Regelungen des Alliierten Kontrollrates die Wiederbelebung oder Neugründung neonazistischer Organisationen verbietet. Leider wird er aber nicht konsequent angewandt.

Alma Müller zum Gedenken

geschrieben von Raimund Gaebelein

15. August 2010

In tiefer Trauer gedenken wir unserer Kameradin Alma Müller

Im „Wahrheitsprozess“ wurde sie am 15.05.1934 mit 87 anderen angeklagt, darunter ihrem späteren Ehemann Willi Müller. Fünf Monate lang dauerte der vergebliche Versuch die Bremer zum Widerstand gegen die Herrschaft der NS-Partei zu bewegen. Anfang September 1933 wurde die Gruppe von der Gestapo zerschlagen, die Beteiligten verhaftet. Alma tippte die Zeitung mit der Schreibmaschine auf Wachsmatrizen in verschiedenen Wohnungen. Ihre politische Haltung entsprang dem Geist ihres Elternhauses. Alma Müller hat nach der Befreiung vom Faschismus die VVN in Bremen mit aufgebaut und über lange Jahre die Buchführung gemacht. Ab den 50er Jahren hat sie sich verstärkt dem Wohn- und Ferienheim Heideruh gewidmet

Irène Némirowsky – Die Biographie

geschrieben von Raimund Gaebelein

15. August 2010

Mit 39 Jahren starb die russisch-jüdische Schriftstellerin Irène Némirowsky…

…Mitte August 1943 in Auschwitz-Birkenau an Typhus. Sechzig Jahre nach ihrem Tode erschien ihr Romanfragment „Suite française“, gespickt mit einer Fülle biographischer Einzelheiten über ihre Kindheit in Kiew. Die Wintermonate verbrachte die Familie in französischen Kurorten wie Vichy, Vittel oder Biarritz, Irène blieb weitgehend sich selbst und der Betreuung durch ein französisches Kindermädchen überlassen, das sie mit 13 verlor. Daher wohl ihre Sehnsucht nach dem Vater, der wegen häufiger Geschäftsreisen für sie nur selten greifbar war, ihr Hass auf die Mutter, die stets auf der Suche nach neuen Liebhabern war. Die Eltern kamen aus Sewastopol, die Mutter entstammte einer großbürgerlichen Familie, der Vater Leonid war ein Emporkömmling, der sein Geld mit Aktienspekulationen und Bankgeschäften machte. Die Oktoberrevolution beendete diese Welt, über Finnland und Schweden floh die Familie unter Mitnahme einiger Reichtümer nach Paris. Iréne schrieb sich 1921 an der Sorbonne für das Studium russischer Literatur ein. Mit 14 begann sie zu schreiben, Französisch beherrschte sie von klein auf fließender als Russisch. Ihre erste Erzählung erschien 1924 sehr stark gekürzt in Le Matin. Skizzen und Erzählungen spiegeln die untergehende zaristische Welt Russlands wider und das großspurige Leben in den mondänen Kurorten im Exil. Der Durchbruch erfolgte 1930 mit dem Roman David Goulder, in dem sie die Zeit der Pogrome in Russland und die Entwurzelung einer jüdischen Familie verarbeitete. Ihre Romanfiguren David und Gloria treibt nicht die Geldgier, sondern die bedrohliche Erinnerung an ihr Elend, macht sie zu Spekulanten, Machtmenschen und Spielern. Irène Némirowskys hat ihre Figuren vorab bis ins Einzelne in Skizzenheften beschrieben, Themen und dargestellte Personen wurden später im Romanwerk ausgearbeitet. Neun Romane, eine Biographie und 28 Novellen hinterließ Irène Némirowsky. Vor dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Besatzung floh sie mit ihrem Mann Michel Epstein, einem jüdischen Bankier, und ihren Töchtern Denise und Babet in die französische Provinz, nach Issy-l’Evêque in Burgund. Trotz Übertritt zum Katholizismus, Bemühungen um die französischen Staatsbürgerschaft, Publikation bei antisemitischen Verlagen, antibolschewistischen Aussagen, war die ganze Familie gezwungen den Judenstern tragen. Dem Publikationsverbot für jüdische Autoren bemühte sie sich durch Veröffentlichungen unter einem Decknamen zu entgehen. Auf verschlungenen Wegen und nach monatelangem Drängen wagte ihr Herausgeber Sabatier im April 1942 den Weg nach Issy-l’Evêque. Kurze Zeit später kamen die Judendeportationen nach Auschwitz in Gang, unterstützt wurde die deutsche Besatzung beim Registrieren, Sammeln und Abtransport über die Durchgangslager Le Pithivier und Drancy durch die französische Polizei. Von Nachbarn denunziert, wurde Irène Némirowsky mit dem 6. Transport nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Ein verzweifelter Appell ihres Ehemanns Michel Epstein an Marschall Pétain endete mit seiner eigenen Verhaftung und Abtransport. Mit Hilfe eines deutschen Offiziers gelang es ihm in letzter Minute, den beiden Töchter den Koffer mit den Manuskripten in die Hand zu drücken und sie nach Ermahnung, ihn nicht aus der Hand zu geben, zur Flucht anzuspornen. Olivier Philipponnat/Patrick Lienhardt, Irène Némirowsky – Die Biographie, 575 Seiten, 29,95 Euro, Knaus Verlag 2010, ISBN 978-3-8135-0341-8

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Entwurzelt

geschrieben von Raimund Gaebelein

15. August 2010

Mit 39 Jahren starb die russisch-jüdische Schriftstellerin Irène Némirowsky Mitte August 1943 in Auschwitz-Birkenau

Die Eltern kamen aus Sewastopol, die Mutter entstammte einer großbürgerlichen Familie, der Vater Leonid war ein Emporkömmling… Mit 14 begann sie zu schreiben… Ihre erste Erzählung erschien 1924 sehr stark gekürzt in Le Matin. Skizzen und Erzählungen spiegeln die untergehende zaristische Welt Russlands wider und das großspurige Leben in den mondänen Kurorten im Exil. Der Durchbruch erfolgte 1930 mit dem Roman David Goulder, in dem sie die Zeit der Pogrome in Russland und die Entwurzelung einer jüdischen Familie verarbeitete… Vor dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Besatzung floh sie mit ihrem Mann Michel Epstein und ihren Töchtern Denise und Babet in die französische Provinz… Nachbarn denunziert, wurde Irène Némirowsky mit dem 6. Transport nach Auschwitz-Birkenau gebracht. Ein verzweifelter Appell ihres Ehemanns Michel Epstein an Marschall Pétain endete mit seiner eigenen Verhaftung und Abtransport

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