Am 18. November fand in einem gut gefüllten Wall-Saal der Stadtbibliothek Bremen eine Podiumsdiskussion über die Abschaffung des Verfassungsschutzes (VS) als Geheimdienst statt. Es diskutierten unter Leitung des emerierten bremischen Jura-Professors Dian Schefold: Ulrich Mäurer (Innensenator), Matthias Güldner (Fraktionssprecher Bündnis 90 / Die Grünen in der bremischen Bürgerschaft), Till Müller-Heidelberg (Humanistische Union) und Rolf Gössner (Internationale Liga für Menschenrechte). Die beiden letzteren plädierten für, ihre Mitdiskutanten gegen die Abschaffung des bremischen Geheimdienst. ….Till Müller-Heidelberg stellte als erstes das Memorandum „Brauchen wir den Verfassungsschutz? Nein!“ vor. ….Ulrich Mäurer verwies darauf, dass die Verfassungsschutzämter (in Deutschland gibt es 17) ein Relikt des Kalten Krieges seien und verwies in seinem kurzen Rückblick darauf, dass auch er selbst in den 70zigern vom VS beobachtet wurde. Heute seien die Aufgaben des VS aber klarer geregelt. ….Matthias Güldner stellte bei seinem Beitrag klar, dass der VS zu mindestens bis 2008 eindeutig kritikwürdig gewesen sei. Trotzdem würde den Geheimdienst bundesweit niemand abschaffen. ….In der abschließenden stark genutzten Fragerunde ging es u.a. ums NPD-Verbot ….
Auszug BAF02./03.2014
Bremischer Geheimdienst ?
20. Januar 2014
Bremer Kulturinstitutionen unterm Hakenkreuz
20. Januar 2014
Wenig Neues im Verlauf der wissenschaftlichen Tagung „Verstrickt. Bremer Kulturinstitutionen unterm Hakenkreuz“ im Himmelssaal vom Haus Atlantis in der Bremer Böttcherstraße! Laut Programm sollte nicht nur die Rolle dieses Hauses aufgehellt werden, sondern ebenso die der Nordischen Kunsthochschule, der Kunsthalle, des Paula-Becker-Modersohn-Hauses und des Focke- sowie „Väterkunde“-Museums. 68 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein überfälliger Schritt, der das Ziel jedoch mehrfach verfehlte. Wissenschaftlich voll überzeugen konnte nur der Vortrag von Dirk Mahsarski über den Bremer Bildungssenator und SS-Oberführer Richard von Hoff. ….Im Auftrag der Hochschule für Künste Bremen, so der Name der Lehranstalt heute, erforschte Susen Krüger Saß deren Geschichte. In ihrem Vortrag behandelte sie vor allem Gründung sowie Machtkämpfe innerhalb der Institution….Kai Artinger gezeigt, wie stark die Bremer Kunsthalle in den NS-Kulturbetrieb eingebunden war….Auch der Direktor der Kunstsammlungen Böttcherstraße, Frank Laukötter, konnte mit seinen Ausführungen über das Paula-Becker-Modersohn-Haus und das Haus Atlantis nicht punkten, da er – um wieder nur ein Beispiel zu nennen – ein äußerst unvollständiges Bild von Bernhard Hoetger zeichnete
Auszug BAF 02/03.2014
Geschichte live erzählt
20. Januar 2014
Weimarer Republik und Nationalsozialismus sind Themen der mündlichen Realschul¬abschluss¬prüfung im Fach Geschichte. Für die jungen Erwachsenen zwischen 18 und 25 Jahren, die sich bei bras e. V. im Projekt AuRa auf ihre Realschulabschlussprüfung an der Erwachsenen¬schule Bremen vorbereiten, sind diese Themen eine Vergangenheit, zu der sie wenig persönlichen Bezug haben. …Die Führung von Inge Breidbach wurde von allen mit viel Interesse und Aufmerksamkeit angenommen. …Inge und Herbert Breidbach sind Zeitzeugen und für die jungen Leute hat es einen ganz besonderen Wert, sagen zu können: „Das hat mir Inge erzählt, die war dabei, die hat das selbst erlebt. Und sie ist schon über 80 Jahre alt und macht das freiwillig und ohne Geld und ist noch so fit.“
Auszug BAF02./03.2014
Geschichte und Gedenken
23. Dezember 2013
Unter diesem Titel eröffnete der Verein „Dokumentations- und Geschichtslehrpfad Lagerstraße/U-Boot-Bunker Valentin“ in der „Baracke 27“ am 25. Oktober eine dokumentarische Fotoausstellung über die Geschichte des KZ Neuengammes und seine bremischen Außenlager. Anlass war der siebzigste Jahrestag der Errichtung des Außenlagers in Farge. …Die Ausstellung selbst kann ich nur sehr empfehlen. Sie behandelt eine beachtliche Themenbreite, angefangen von der Topographie des KZ und der Gedenkstätte, der Häftlingsstruktur, Leitung und Bewachung, den Häftlingen als Wirtschaftsfaktor, Beherrschung durch Gewalt und Hierarchisierung, Räumung der Lager, das Außenlager Farge, dem Gedenken an die Opfer und eine – leider festinstallierte – Übersicht über die zehn Außenlager im Großraum Bremen.
Auszug BAF 12.13/01.14
Kinder und Enkel stärker einbinden
23. Dezember 2013
Welche Kontakte zu KZ-Häftlings-Angehörigen der 2. und 3. Generation gibt es, wie gehen sie mit der NS-Vergangenheit um, wie können sie stärker in die Gedenkstättenarbeit eingebunden werden? Diese Fragen waren Thema eines sehr informativen, für die weitere Arbeit anregenden Außenlagertreffens am 25. Oktober in der Gedenkstätte Neuengamme.
Auszug BAF 12.13/01.14
Schwarzbraune Mordbrenner
23. Dezember 2013
Er habe sich vor einem Jahr nicht wirklich vorstellen können, wie aktuell der Titel seines Vortrags sein werde, sagte unser Kamerad Dr. Ulrich Schneider zur Eröffnung seines Vortrags am 13. Oktober in der Antifaschistischen Bildungs- und Begegnungsstätte Heideruh.
Auszug BAF 12.13/01.14
Das Ausmaß des Leids erfassen
23. Dezember 2013
16 Stolpersteine verlegte Gunter Demnig am 11. Oktober in Bremen, von der Löningstraße, durch Schwachhausen bis nach Gröpelingen. Paten wie Angehörige erfuhren einen Einblick in die Strukturen von Ausgrenzung, Entrechtung, Enteignung und Deportation von Juden wie Euthanasieopfern. Schwer begreifbar erscheint uns heute das Ausmaß der behördlichen Einschränkungen, die mit dem Verbot der Berufsausübung begann und zur Einweisung in gekennzeichnete Häuser als Vorstufe für die Deportation in die Vernichtung führte.
Auszug aus BAF 12.13/01.14
Antirassismus-Tag
23. Dezember 2013
Zum 75. Jahrestag der Pogromnacht veranstaltete die Schule Eggestedter Str. am 8. November einen Projekttag unter dem Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Neben anderen vielfältigen Angeboten (Vorträgen, Workshops, Filmen, Stolpersteinführungen durch Wiltrud Ahlers usw.) wurde dank dem Engagement der Lehrerin und unserer Kameradin Monika Eichmann auch unsere Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ vom 8. bis 14. November gezeigt. …Auch das positive Echo auf die Ausstellung und unserer Begleitung legen nahe, dass sich nächstes Jahr eine Neuausleihe unserer dann neugestalteten Neofa-Ausstellung anbahnt.
Auszug aus BAF 12.13/01.14
Brandbücher
23. Dezember 2013
Nach dem Tod ihrer Großtante findet Karina beim Ausräumen des Hauses auf dem Dachboden geheimnisvolle, beschriebene Postkarten. Bei ihrer Suche nach dem Verfasser und dem Sinn der Karten wird sie in das Jahr 1933 zurückgeführt. Ihre Großtante, damals Haushälterin im Haushalt eines jüdischen Buchhändlers, erlebt, wie die Bücherverbrennung in Münster vorbereitet wird. Karin sticht mit ihrer Suche in ein Wespennest der „ehrbaren Bürger“ Münsters und begibt sich dadurch selber in Gefahr, weil sie den gut gehüteten Geheimnissen der NS-Zeit immer näher kommt.
Meine Meinung: Birgit Ebbert hat es geschafft eine dunkle Seite der deutschen Geschichte mit viel Einfühlungsvermögen und sehr guter Sachkenntnis in einen spannenden Krimi zu verarbeiten. Der Wechsel zwischen dem Inhalt der Postkarten, Szenen aus dem Jahr 1933 und der Gegenwart ist sehr gut gelungen und vermittelt dem Leser doch eine ineinander übergehende Handlung. Gute Recherchen zu dem Thema und Original-Aussprüche oder –Verordnungen aus dieser Zeit, die im Text markiert sind, machen das Ganze noch interessanter. Die Veränderungen mancher Personen im immer weiter greifenden Aufbau des Naziregimes sind so realistisch dargestellt, dass man an manchen Stellen des Buches zu gern die Charaktere schnappen und schütteln möchte, um sie aufzuwecken. Der sich im Anhang befindende jüdische Kalender macht es dem Leser leichter mit den Daten der Postkarten umzugehen. Besonders beeindruckt mich das Nachwort der Autorin, in dem sie sehr gut ihre Gefühle und Beweggründe zur Entstehung des Buches wiedergibt. Ich weiß nicht, ob ich es unbedingt als Krimi bezeichnen würde, eher als einen Roman, der sich mit der Aufarbeitung unserer Vergangenheit beschäftigt, mit Spannung wegen der Bedrohung der Hauptperson. Auf alle Fälle wieder mal ein sehr gelungenes Werk zu einem leider nie endenden brisanten Thema, ein Muss für Jeden, der sich mit diesem Thema befasst und gleichzeitig die Spannung liebt.
Brandbücher, von Birgit Ebbert, Gmeiner Verlag, ISBN 978-3-8392-1448-0, 281 Seiten, 11,99 Euro
Hinter Gottes Rücken
23. Dezember 2013
Als Antikriegsroman erlebte Bastian Müllers „Hinter Gottes Rücken“ in den ersten Nachkriegsjahren vier Auflagen. Vom Stil her erinnert er an die „Schwarze Reihe“ in der französischen Existentialistenszene. Wilhelm, die beherrschende Figur des Romans, versucht in schweik’scher Manier einer Beteiligung am Krieg zu entgehen. Er hasste nach eigenen Aussagen das Militär, konnte sich nicht vorstellen, „eingekleidet, gedrillt, abgerichtet“ zu werden. Fürs erste war er bei der Musterung für untauglich befunden worden. September 1939 begann der Krieg, gleich zu Beginn seiner Hochzeitsreise nach Ostpreußen. In Berlin holt er sie ein. Als Transportführer wird Wilhelm 1941 nach Antwerpen geschickt. Auf ironische Weise werden die Widersinnigkeit von Befehlen dargestellt und die Pannen in der Kriegsmaschinerie. Die Unmenschlichkeit des Besatzungsregimes wird durch groteske Übertreibungen der Schilderung deutlich. Wilhelm träumt während der Versorgungsfahrten quer durch Europa von einer heilen Welt ohne Krieg. Ausgiebig erlebt er Gespräche mit unterschiedlichsten Leuten in Lokalen. Er will den Krieg vergessen, an den er nicht glaubt. Anfang 1944 soll Wilhelm als Dramaturg bei den Dreharbeiten zu Durchhaltefilmen mitwirken. Auf der Flucht vor den Bomben flüchtet Wilhelm auf Land, wo er mithilfe von Zwangsarbeitern Unterkünfte wohnfertig macht. Die weitere Flucht führt ihn nach Thüringen, wo er für sich, seine Frau und weitere Flüchtlinge eine Mühle requiriert. Dort warten sie die Befreiung ab. Ihr weiterer Weg führt sie in den Westen. Für den Schwarzmarkt war Wilhelm wahrlich nicht gemacht. Ausführlich beschäftigt er sich damit das Leben nach dem Kriege wieder in Gang zu bringen. Die neuentworfenen Vorschriften, das Auftreten der Besatzungsbehörden in Ost und West, den Kleinkrieg um Lebensmittel und Baumaterialien nimmt Wilhelm in seiner gewohnt schicksalsergebenen Art. Wilhelm, die Hauptfigur des Romans, spiegelt die persönliche Erfahrungswelt des Verfassers wider und schildert zugleich, was er in der Zeit des Krieges nicht zu schreiben, nicht zu sagen wagte.
Bastian Müller, Hinter Gottes Rücken, Donat Verlag Bremen 228 S., 14,80 EUR, ISBN 978-3-943425-12-3






