Da ich 1997 im alten Dokumentations- und Informationszentrum Emslandlager (DIZ) in Papenburg ein Praktikum absolviert hatte, war ich schon länger sehr gespannt auf die Neuauflage in Esterwegen…gehörte auch ich – noch nicht Rentner – zur 33-köpfigen Gruppe, die am 21. Mai den Tag dort verbrachte…Das einzige neu erbaute Gebäude ist die Eingangshalle zwischen zwei umgebauten Magazin-Hallen Thema ist hier ein Überblick über die 15 Emslandlager sowie ein Modell des Lagers Esterwegen zu sehen….Blick in die Moorlandschaft führt, wo die Gefangenen Schwerstarbeit verrichten mussten…Während Kurt uns den ganzen Tag äußerst kompetent und zugewandt begleitete…Der Kampf um die erste Gedenkstätte, immerhin von den siebziger bis in die neunziger Jahre, kam zu kurz.
588 Stolpersteine
27. Juni 2013
Bis zum 29. Mai wurden in Bremen 588 Stolpersteine für Opfer des Faschismus verlegt. Bewegend waren die letzten sieben Verlegungen von Sebaldsbrück bis Gröpelingen für alle Beteiligten. Erschütternd sich vor Augen zu halten, wie gering zwischen 1933 und 1945 der Wert des Menschen taxiert wurde…Tief bewegend war das Gedenken der Schülerinnen und Schüler des Alten Gymnasiums für Familie Bickart vor dem Steintor. Mit klassischer Musik, Gedichten und einer eindrucksvollen Rede erinnerten sie an die systematische Verfolgung und warnten vor der Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Verfolgten. Dabei schlugen sie den Bogen von der Vergasung des elfjährigen Peter-Arnold Bickart zur Mordserie des sog. NSU, der seine Morde über lange Jahre unter den Augen der Sicherheitsbehörden betreiben konnte.
Die zweite Generation
4. Juni 2013
Oktaaf und Freddy Duerinckx, Fernand Vansevenant und Tom Devos (dritte Generation) schilderten Freidenkern, linken Jugendlichen und VVN-KameradInnen am 28. April in unserer Antifaschistischen Erholungs- und Begegnungsstätte Heideruh ihre Erinnerungen an zwei Razzien der belgischen SS, Feldhüter und Werkschutz unter deutschem Kommando.
… Gefragt wurde, warum kurz vor der Befreiung gerade dieses Dorf ausgewählt wurde, um Geiseln zu einzufangen. ….Alle wurden sehr still, als Oktaaf Duerinckx schilderte, wie sein Vater von Schwarzhemden zusammengeschlagen und abgeführt wurde, als er seiner mit seinem Bruder Freddy hochschwangeren Frau zu Hilfe kommen wollte. …Nein, befreit fühlen sich die einhundert Waisenkinder und ihre Mütter in Meensel-Kiezegem nicht. Es dauerte viele Jahre, bis die heimliche Hoffnung auf Rückkehr der Verschleppten erlosch. …Die Anerkennung blieb den Witwen verwehrt, auch eine Entschädigung gab es nicht, galten sie doch nicht als bedürftig ..SS-Obersturmführer Robert Verbelen wurde zwar 1947 in Abwesenheit zu Tode verurteilt, betätigte sich aber im Dienst des CIA in Österreich als Verhörspezialist. Andere rühmten sich, dass die rechtspopulistische Bewegung „Vlaams Blok/Belang“ ihre SS-Ideale weiter verkörperten. Die Kriegswaisen erlebten, wie die Erben der Schwarzhemden im Verlaufe des Kalten Krieges wieder erstarkten. …Für das Jahr 2014 sind Veranstaltungsreihen zur Mahnung an den Beginn des 1. Weltkriegs geplant. Klar wurde allen im Raum, dass es nur im Zusammenhang mit Faschismus, Kollaboration und Kriegsentfesselung 1939 betrachtet werden kann.
Lese- und Gedenkfahrt nach Leipzig
4. Juni 2013
Am 2. Mai brachen Raimund und ich auf Einladung des BdA-Leipzig zur Lese- und Gedenkfahrt nach Leipzig auf. Am Bahnhof wurden wir von unseren Kameraden Richard und Renate herzlich empfangen.
….Am nächsten Tag übernahm Richard dann die Führung durch die Stadt zu weiteren Orten des Faschismus. Am Abend fand dann unsere Filmvorführung über Meensel-Kiezegem in der „Bäckerei“, einem besetzen Haus in der Josephstr., statt. …Abends war dann die Nacht der Museen angesagt und wir besuchten zusammen mit Richard eine Ausstellung und Lesung zu den Hasag Werken, in denen Zwangarbeiter arbeiten mussten. Die Lesung über die Todesmärsche wurde von jungen Mitarbeitern der Gedenkstätte gehalten. Sie war sehr informativ und gut vorgetragen. …Der Samstag stand ganz im Zeichen der Todesmärsche… Über Bennewitz und Machern, wo wir an Gedenksteinen ein kurzes Gedenken abhielten, ging es dann nach Wurzen auf den Friedhof, auf dem die Abschlusskundgebung mit einer sehr guten Rede der sächsischen SPD Abgeordneten Petra Köpping stattfand. ….Den Montagvormittag verbrachten wir dann mit Dieter im ehemaligen Reichsgericht, wo eine Ausstellung über seine Geschichte zu sehen war…Dann ging es wieder in die Josephstraße zur „Bäckerei“ Dort lasen wir im Kreis von Kameraden und Jugendlichen aus Raimunds Broschüre „Begegnung ohne Rückkehr“ und Gedichte von Ina Staaberg und diskutierten hinterher noch mit den Anwesenden. …An dieser Stelle noch mal ein herzlichen Danke schön an die Leipziger Kameraden für ihre freundliche Aufnahme, die tollen Führungen und den sehr ergreifenden Gedenkmarsch
Neues aus Bremen-Nord
4. Juni 2013
Am 5. Mai fand ab 11 Uhr die alljährliche Gedenkfeier zur Befreiung vom Faschismus auf der Bahrs Plate statt
doch das diesjährige Highlight waren die Belgier der Amicale um Victor Malbecq. …Victor hielt eine kurze Rede auf deutsch, und anschließend legten die Belgier und wir die mitgebrachten Gebinde am Stein der Hoffnung ab. …Am 8. Mai verlieh die Internationale Friedensschule Bremen ebenfalls auf der Bahrs Plate den Franco-Paselli-Friedenspreis an Wiltrud Ahlers. …Unter dem Beifall der ca. 60 Anwesenden erhielt Wiltrud Ahlers den Preis für außergewöhnliches Engangement bei Erforschung der Biographien von NS-Opfern im Rahmen der Stolperstein-Aktion…Am Ende der Veranstaltung wurden drei weitere Plaketten in den Stein der Hoffnung auf der Bahrs Plate eingelassen. Sie sind für die drei Franzosen André Frachon, der auf dem Todesmarsch bei Lübeck umkam, Mario Serpieri und Georges Billatstarben, die auf der „Cap Arcona“ auf der Ostsee bei einem Fliegerangriff starben.
„Und sie werden uns nicht vernichten!“
11. März 2013
Vortrag Jörg Wollenberg
12.03.2013
„Und sie werden uns nicht vernichten!“
Vortrag Jörg Wollenberg
Dienstag, 12. März 2013, 17:00 Uhr
DGB Haus Bahnhofsplatz 22-28
Die letzte freie Rede in der Bremer Bürgerschaft am 10.März 1933 mit den Zeitzeugen Emil Theil (SPD), Hermann Prüser (KPD) und Bürgermeister Donandt
Dienstag, 12. März 2013, 17:00 Uhr DGB Haus Bahnhofsplatz 22-28 Die letzte freie Rede in der Bremer Bürgerschaft am 10.März 1933 mit den Zeitzeugen Emil Theil (SPD), Hermann Prüser (KPD) und Bürgermeister Donandt
Shoa aus Rassenwahn
10. März 2013
Der Frage nach den Ursachen für die Shoa, den millionenfachen Völkermord am europäischen Judentum, ging Prof. Kurt Pätzold vor 50 interessierten ZuhörerInnen am 19. Februar in einem Vortrag in der Villa Ichon nach.
Der Frage nach den Ursachen für die Shoa, den millionenfachen Völkermord am europäischen Judentum, ging Prof. Kurt Pätzold vor 50 interessierten ZuhörerInnen am 19. Februar in einem Vortrag in der Villa Ichon nach….Antisemitismus begleitete den Faschismus an die Macht. Öffentliches Aufsehen erregen vor allem Bilder vom Geschäftsboykott gegen kleine Geschäfte am 1. April 1933. …Mit den Nürnberger Rassegesetzen 1935 wurden die Kriterien auf Menschen ausgedehnt, deren Vorfahren nicht schon 1811 oder 1848 ihr Bekenntnis wechselten, um in Preußen oder anderen deutschen Bundesstaaten berufliche Aufstiegsmöglichkeiten zu erlangen. Erst nach der Novemberrevolution 1918 war es Juden in Deutschland möglich in höchste Staatsämter zu gelangen. Die so genannte Arisierung der Betriebe sei bis zum 9. November 1938 eher schleichend vonstatten gegangen, der Schein der Legalität sei gewahrt worden, alleine schon wegen Befürchtungen um das Ansehen im Ausland. ….Kurt Pätzold verwies darauf, dass es Rassismus und Sozialdarwinismus auch in anderen Gesellschaften gab….die Dimension der Shoa aber einmalig gewesen sei
Lesung zum Buch „Die Breidbachs…“ in der Zionsgemeinde
10. März 2013
Auf Initiative der Pastorin und bekannt gemacht durch den Gemeindebrief fand am Abend des 17. März im kleinen Saal der Zionsgemeinde eine Lesung des Buches „Die Breidbachs – Lebenslang politisch aktiv! statt.
Auf Initiative der Pastorin und bekannt gemacht durch den Gemeindebrief fand am Abend des 17. März im kleinen Saal der Zionsgemeinde eine Lesung des Buches „Die Breidbachs – Lebenslang politisch aktiv! statt. …Darunter einen „Feldpostbrief“ des damals zwanzigjährigen Neustädter Jungen Herbert Breidbach, dessen Bericht über die fast fünf Jahre währende Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion, den Besuch der dortigen Antifaschule im Jahr 1947 und die Freude über das Wiedersehen mit den Eltern und der Omi, die nach der Zerstörung ihres kleinen Hauses in der Hermannstraße 1944 in einer Mansardenwohnung in Gröpelingen untergekommen waren. …Die Autorin las dann Auszüge über den unermüdlich Einsatz der Beiden für ein antifaschistisch-demokratisches, friedliebendes und sozial gerechtes Deutschland vor. So z.B. in den Bewegungen „Remilitarisierung ohne uns“, gegen das drohende KPD-Verbot, im Ostermarsch gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr, gegen die Notstandsgesetze und den Vietnam-Krieg….Herbert seit 1969 als DKP-Vorsitzender im Bezirk Bremen-Niedersachsen/Nord und Inge zunächst als ehrenamtliche Mitarbeiterin für Kommunalpolitik und als „Motor“ der Arbeit im Stadtteil Neustadt/Buntentor….Es gab eine lebhafte Diskussion. Das Buch – so einige der Teilnehmer – ist so „gefühlvoll“ geschrieben. Es ist wirklich eine Lebensgeschichte vor dem Hintergrund des politischen Geschehens. In diese Richtung zielten auch die meisten Fragen an Inge und mich. z.B.
Flagge zeigen
10. März 2013
Ein gehaltvolles und interessantes Bildungsseminar bot die diesjährige Nordkonferenz in Heideruh am 1./3.
Ein gehaltvolles und interessantes Bildungsseminar bot die diesjährige Nordkonferenz in Heideruh am 1./3. …Kompetente Vortragende vermittelten ein breites Spektrum an Informationen zum Zustand der Bundesrepublik. Monty Schädel (polit. Geschäftsführer DFG/VK) hielt aus friedensbewegtem Blickwinkel ein eindringliches Plädoyer für eine Verstärkung der antimilitaristischen Arbeit insbesondere in der Jugend….Monty Schädel wies auf die Umstellungsproblematik hin, die einem deutschen Wehrbeitrag durch die Schaffung einer Freiwilligenarmee erwachsen sind. ….Im Nachmittagsprogramm …erlebten wir eine spannende Podiumsdiskussion mit Axel Holz (Bundessprecher), Conny Kerth (unserer Bundesvorsitzenden), André Aden (Recherche Nord) und Monty Schädel zur Aktualität von Faschisten ausgehender Gefahren. Axel Holz stellte die Strukturbedingungen und Veränderungen im Auftreten von NPD und sog. Freien Kräften in Mecklenburg-Vorpommern dar. Conny Kerth wies auf Erfolge im antifaschistischen Widerstand gegen die NPD, auf Blockadebewegung gegen Naziaufmärsche insbesondere in Dresden und die NPD-Verbotskampagne hin. Monty Schädel wies auf höchstrichterliche Veränderungen in den Rechtsauffassungen zu Blockaden hin, zugunsten einer erweiterten Meinungsfreiheit…In einem weiteren Themenkomplex wurde die Bedeutung staatlicher Begünstigung der NPD diskutiert…Bei aller Bemühung um Offenlegung der braunen Mordspur wird leicht übersehen, dass die NSU-Mordserie in historischer Tradition der Stay-Behind-Strategie im Kalten Krieg, der Operation Gladio, steht, mit dem fortschrittliche politische Entwicklungen in Europa durch militärische Putsche und Wehrwolf-Aktionen verhindert werden sollten. …In der Auswertung der Nordkonferenz wurde festgehalten, dass bei weniger Hauptreferaten deutlich mehr Zeit zur Diskussion blieb, dass das offene Podiums-Publikums-Gespräch intensivere Beteiligung ermöglicht
Zwischen Fortschritt und Reaktion
10. März 2013
Wie angekündigt präsentierte der Senator für Inneres nach der Ausstellung „Polizei.Gewalt
Wie angekündigt präsentierte der Senator für Inneres nach der Ausstellung „Polizei.Gewalt…auch die Ausstellung „Bürger. Polizei.“ in der Unteren Rathaushalle. ….„Bürger. Polizei.“ setzt 1945 an und endet bei der Entwicklung der Polizei unter der Großen Koalition in Bremen. In großen Zügen zeigt die Ausstellung, wie die US-Militäradministration den Neuaufbau der Polizei Bremens und Bremerhavens unter den Schlagworten Demokratisierung, Dezentralisierung, Demilitarisierung und Denazifizierung begonnen hatte …Am schnellsten gerät die Entnazifizierung auch bei der Polizei unter die Räder…doch den überwiegenden Teil der Polizisten nach 1945 stellten ehemalige NS-Polizisten ….Ab 1952 gibt es in Bremen bereits wieder eine kasernierte Bereitschaftspolizei (Bepo), bei der jeder neuausgebildete Polizist vier Jahre tätig sein musste…Die Demokratisierung der Polizei sei – folgt man der Ausstellung – gelungen. Dazu hätten insbesondere die Polizeireformen seit den 68-er Jahren in Bremen geführt. ….Doch die Ausstellung enthält selbst ein paar Hinweise darauf, dass die Ausstellungsmacher nicht so ganz verstanden haben, was Polizei in einem demokratischen, mit Grundrechten versehenen Rechtsstaat in der Realität bedeuten sollte…Kein einziger Fall von polizeilichen Übergriffen auf BürgerInnen in Bremen wird erwähnt. Dagegen werden abstrakte „Programme“ gelobt, ohne deren Realitätsbezug zu prüfen. …Meines Erachtens ist es vorbildlich, dass die Polizei/Innenbehörde inzwischen nicht nur ihre NS-Geschichte untersuchen lässt, sondern auch ihre Nachkriegsgeschichte. …Dass es aber auch im Rahmen der so genannten Terrorbekämpfung einen umgekehrten Prozess im ganzen Staat und auch bei der Polizei gibt, wird für das hier und heute nicht erkannt.