das Alphabethaus
14. März 2012
Klappentext: Der Absturz zweier britischer Piloten hinter den feindlichen Linien … Ein Krankenhaus im Breisgau, in dem psychisch Kranke als Versuchskaninchen für Psychopharmaka dienen … Die dramatische Suche eines Mannes nach seinem Freund, den er dreißig Jahre zuvor im Stich gelassen hat …
Nach drei Kriminalromanen, Erbarmen, Erlösung und Schändung, hat sich Jussi Adler-Olsen in seinem Roman „Das Alphabethaus“ einem ganz anderen Thema zugewandt. Der erste Teil des Buches beginnt im Jahre 1944. Bei einer Mission über Deutschland stürzen James und Brian, zwei seit ihrer Kindheit engbefreundete englische Piloten, über feindlichem Gebiet ab. Verletzt können sie sich vor ihren Verfolgern in einen deutschen Lazarettzug aus den Osten retten. Mit falscher Identität kommen sie in ein Sanatorium für physisch und psychisch belastete, verwundete höhere Waffen-SS-Offiziere der Ostfront in der Nähe von Freiburg. Nicht nur die an ihnen und anderen vorgenommenen Versuche der Ärzte, sondern auch die Übergriffe einiger Mitpatienten bringen ihr Leben im sogenannten Alphabethaus mehr als einmal in Gefahr. Mit jeder Seite wird man in den Sog der Geschehnisse hineingezogen. Man fiebert mit ihnen, ob ein Entkommen aus dieser Hölle gelingt. Im zweiten Teil des Buches, 28 Jahre später, begibt sich einer der Beiden auf die Suche nach seinem Freund, den er seit Anfang 1945 nicht mehr gesehen hat. Er muss sich in Freiburg seiner nicht aufgearbeiteten Vergangenheit stellen und gerät erneut in einen Strudel aus Schrecken und Grausamkeit. Fast bis zum Ende des Buches fragt sich der Leser, was drei so ehrenwerte und unbescholtene Bürger Freiburgs mit James und Brian zu tun haben. Es ist Jussi Adler-Olsen mit diesem Werk auf eindrucksvolle und manchmal sehr zu Herzen gehende Weise gelungen, nicht nur einen Einblick in die Verbrechen medizinischer Versuche im Dritten Reich zu geben, sondern auch dem Leser auf dem Hintergrund des leider nicht nur erfundenen Untertauchens höherer Waffen-SS-Offiziere nach 1945, das Drama einer Freundschaft nahe zu bringen. Im Anhang des Buches befindet sich eine Aufschlüsselung der im Dritten Reich benutzen Abkürzungen für die verschiedenen Erscheinungsbilder psychischer Erkrankungen. Für dieses Thema sensibilisiert ist Jussi Adler-Olsen wohl aufgrund der langjährigen beruflichen Tätigkeit des Vaters. Außerdem ist es sehr beeindruckend, mit welch akribischer Kleinarbeit Jussi Adler-Olsen das Thema Psychiatrie im Dritten Reich recherchiert hat. Dadurch wirkt der Roman fast wie ein Tatsachenbericht. Ich kann dieses Buch nicht nur jedem Jussi-Fan, sondern auch allen anderen nur sehr empfehlen. Dank der Spannung und des flüssigen Schreibstils mag man es gar nicht mehr aus der Hand legen, wenn man erst einmal damit begonnen hat. Jussi Adler-Olsen „Das Alphabethaus“ erschienen im DTV ISBN 978-3-423-24894-5 589 Seiten 15.90