Was war los in Hohehorst? Ein Buch über die Nazi-Zeit in Leichter Sprache
5. August 2015
Am 23.06.2015 stellte Astrid Felguth ihr Buch „Was war los in Hohehorst? Ein Buch über die Nazi-Zeit in Leichter Sprache“ im Wallsaal unserer Zentralbibliothek vor. Sie will damit Jugendlichen und Erwachsenen mit und ohne Behinderung die „Nazi-Zeit“ näherbringen.
Ende der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts ließ die Familie Lahusen – Besitzer der Nordwolle, damals größter Textilkonzern Europas mit Hauptsitz in Delmenhorst – in Löhnhorst, nördlich Bremens, auf ihrem Sommerwohnsitz Gut Hohehorst ein prächtiges, schlossartiges Gebäude mit großem Park errichten. Gleichzeitig ließen sie in Bremen eine überdimensionierte neue Verwaltungszentrale – das heutige Haus des Reichs bzw. Finanzamt – bauen. Da sie u. a. daran 1931 pleitegingen, mussten sie das Haus Hohehorst noch vor dem Einzug verkaufen. Danach wechselten die Nutzungen: Lebensbornheim „Friesland“, Krankenhaus, Drogentherapie-Einrichtung … Seit einigen Jahren steht es leer.
Im Buch geht es um die Lebensborn-Zeit. Es beginnt mit Jugendlichen in Löhnhorst, wo Frau Felguth geboren und aufgewachsen ist, die 1977 zufällig auf die Geschichte Hohehorsts stoßen und ein Heft finden, das die Tagebuch-Aufzeichnungen von Anni 1944 enthält. Diese ist unverheiratet schwanger und findet ihre „Rettung“ im Haus Friesland. Nach dieser gekonnten Einführung folgen einige Seiten Erklärungen zu Lebensborn und „Nazi-Zeit“.
Hier erweist sich besonders die Problematik der „Leichten Sprache“. Sprache ist doch schwer nicht aus Schikane, sondern weil die Zusammenhänge kompliziert sind. Auf Ursachen und Zusammenhänge wird nicht eingegangen; der Faschismus kam irgendwie über Deutschland; dabei hatte das doch, um es mit Bertolt Brecht zu sagen, „Name und Anschrift“.
Besonders ärgerlich finde ich die Erwähnung des Widerstands: „Einige Menschen sagten etwas gegen die Verbrechen. Das waren oft Menschen von der Kirche.“ (S. 92) Und das, obwohl doch beide Amtskirchen eng mit den Faschisten zusammenwirkten, da sie ja den gleichen Feind, die Kommunisten, hatten.
Bei diesem Konglomerat aus Kindersprache und PowerPoint-Präsentation zeigt sich wieder einmal: „Das Gegenteil von „gut“ ist „gut gemeint“.
Astrid Felguth: „Was war los in Hohehorst? Ein Buch über die Nazi-Zeit in Leichter Sprache“, Mabuse-Verlag, Frankfurt/Main 2015, 16,90 EUR