Der verlorene Kampf … aber er war nicht umsonst!

geschrieben von Willi Gerns

22. September 2013

Lebenserinnerungen des Antifaschisten Willi Meyer-Buer
Im Neue Impulse Verlag, Essen ist die Autobiographie unseres 1997 verstorbenen Kameraden Willi Meyer-Buer erschienen. Darin hat der antifaschistische Widerstandskämpfer, Mitbegründer der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes und kommunistische Parlamentarier auf 220 Seiten seine reichen Lebens- und Kampferfahrungen niedergeschrieben. Vorangestellt ist ein Vorwort des Verlages sowie ein Geleitwort seines Rechtsanwalts und Freundes Heinrich Hannover. Ein Anhang mit Presseberichten über das 1963 gegen ihn inszenierte Gerichtsverfahren sowie eine Broschüre, in der die KPD-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft Rechenschaft über ihre Arbeit ablegt, schließen die Publikation ab.
Am 20. Mai 1963, gerade mal 18 Jahre nach der Befreiung Deutschlands vom Faschismus, verurteilte das Landgericht Bremen Willi zu acht Monaten Gefängnis mit fünfjähriger „Bewährung“. Das einzige „Vergehen“: er hatte trotz KPD-Verbot als Einzelbewerber bei der Bundestagswahl 1961 kandidiert. Dieser erneute Prozess gegen ihn steht am Anfang seiner Lebenserinnerungen. Der Staatsanwalt des Landgerichts hielt dem Antifaschisten vor, “ein unbelehrbarer, fanatischer Anhänger der KPD“ zu sein. Drei Jahrzehnte vorher, 1934 hatte der Staatsanwalt des Nazi-Gerichts in Hamm dem von den Folterknechten der Gestapo geschundenen Häftling Willi Meyer-Buer in ähnlichen Worten vorgeworfen, er sei ein „unverbesserlicher Kommunist“ vor dem die Volksgemeinschaft geschützt werden müsse.
Am 30. April 1911 in Gelsenkirchen geboren, wurde Willi mit 20 Jahren Mitglied des KJVD und der KPD. Schon bald darauf übergab das deutsche Großkapital Hitler die Macht. Der junge Kommunist ging in die Illegalität. Teil 1 seiner Lebenserinnerungen umfasst die Zeit des Faschismus, in der er sieben Jahre in Zuchthäusern und Konzentrationslagern verbringen musste. Die Solidarität seiner kommunistischen Mithäftlinge, aber auch die sozialdemokratischer Leidensgenossen, half ihm diese schweren Jahre zu überstehen, wie seine unter Gefahr für das eigene Leben geleistete Solidarität zum Überleben kranker und gefährdeter Kameraden beitrug.
Nach der Befreiung vom Faschismus engagierte Willi sich sofort in der Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus, beim Aufbau der KPD und der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes. Er wirkte mit bei der Erarbeitung der Bremischen Landesverfassung und in einer Arbeitsgruppe für das Grundgesetz. Von 1946 bis 1959 gehörte er dem bremischen Parlament an, zehn Jahre der Landesbürgerschaft und nach dem Verbot der KPD 1956 noch drei Jahre der Stadtbürgerschaft als „Unabhängiger Sozialist“. In der Literatur über die Bremische Bürgerschaft kommen selbst bürgerliche Chronisten nicht umhin, dem Fraktionsvorsitzenden der KPD zu bescheinigen, er habe „sicher in der Diktion, routiniert und geschliffen, ja mitunter brillant als Redner“ seine Aufgabe erfüllt.
Willi kämpfte von der Parlamentstribüne wie auf der Straße entschieden gegen die Remilitarisierung und die Spaltung Deutschlands durch das Adenauer-Regime. Unermüdlich klärte er über die Verbrechen des Faschismus auf und trat neofaschistischen Umtrieben entgegen. Ebenso unentwegt wirkte er für die sozialen Anliegen der Werft- und Hafenarbeiter, der Kriegsopfer, Parzellenbewohner und kleinen Grundstückseigentümer. Die ersten Nachkriegsjahrzehnte stehen im Zentrum von Teil 2 der Lebenserinnerungen.
Als es 1968 möglich wurde, eine legale kommunistische Partei zu konstituieren, gehörte Willi zu denen, die in Bremen die Initiative zum Aufbau der DKP ergriffen. Viele Jahre brachte er seine reichen Erfahrungen in die Arbeit des Bezirksvorstands der Partei ein.
Mit den Erinnerungen Willi Meyer-Buers liegt ein spannendes und lehrreiches Buch über das Leben eines mutigen antifaschistischen Kämpfers und herausragenden kommunistischen Politikers vor, dem eine möglichst große Verbreitung zu wünschen ist. Dies gerade in einer Zeit, in der die NPD und neonazistische Kameradschaften ihr Unwesen treiben und der Skandal um die Mörderbande NSU deutlich macht, dass die Staatsorgane in unserem Land noch immer auf dem rechten Auge blind sind.
Willi Meyer-Buer, Erinnerungen, Der verlorene Kampf … aber er war nicht vergebens! Neue Impulse Verlag Essen Mai 2013, 277 S. 19,80 Euro ISBN 978-3-910080-79-9

Willi Meyer-Buer