Ausstellung Opfer der Euthanasie
10. August 2017
Vom 16. Oktober bis 2. Dezember wird in der Stadtbibliothek West in Gröpelingen die Ausstellung über Euthanasieopfer in Bremen gezeigt werden. Die Eröffnung ist für Montag, 16.10. um 17 Uhr vorgesehen, mit Andreas Gebauer (Stadtbibliothek West), Ulrike Pala (Ortsamtsleiterin West), Dr. Achim Tischer (Kultur-Ambulanz) und Friedrich Buhlrich (Delmenhorst, aufgewachsen in Gröpelingen).
Die Ausstellung umfasst 14 Tafeln und beleuchtet Schicksale eines systematisch geplanten und ausgeführten Massenmordes an mehr als 300 Bremer Behinderten während des Faschismus. Der frühere KfZ-Sachverständige Friedrich Buhlrich verlor seine Geschwister Hans, Erika und Margret während des Krieges. Hans war sehr aufgedreht und sein Vater wollte ihn im Heim unterbringen, seine Frau war hochschwanger. Das Jugendamt stempelte Hans zum „Schwachsinnigen“. Er wurde ins Kloster Blankenburg gebracht. Nach einer Verlegung ist er 1942 angeblich an Herzschwäche verstorben. Das erfährt Friedrich Buhlrich erst bei Einsicht in die Akten seiner Schwestern. Die beiden jüngeren Schwestern ereilte dieselbe Diagnose. Sie wurden als nicht-bunkertauglich befunden und in die Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg gebracht. Nach zwei bzw. vier Monaten verstarben sie Ende 1944 unterernährt, vorgeblich an Lungenentzündung. Bei der Beerdigung Erikas konnte der Vater Margret kaum wiedererkennen. Der Arzt ließ sich verleugnen.
Friedrich Buhlrich selbst wurde kurz nach seiner Geburt Mai 1946 adoptiert, seine leibliche Mutter war erst 18, sein Vater, polnischer Zwangsarbeiter, arbeitete auf dem Hof der Familie Rosenhagen. Die Familiengeschichte erfuhr Friedrich Buhlrich wenig behutsam mit 21. Mühsam war es, die Familiengeschichte zu verstehen und zu verarbeiten. Er hat Stolpersteine für seine ermordeten Geschwister auf der Lucht und in der Seewenjestraße gestiftet, die er regelmäßig putzt. Über die Umstände der systematischen Tötung von Behinderten wird nach wie vor geschwiegen, die Unterlagen sind nur mit Mühen zugänglich. Von einer Entschädigung ist keine Rede.