Die Breidbachs

geschrieben von Marlies Böner Zollenkopf

12. Januar 2013

Ich lernte Inge und Herbert Breidbach 2002 bei Recherchen zum Buch über den Buntentorfriedhof kennen.

Ich lernte Inge und Herbert Breidbach 2002 bei Recherchen zum Buch über den Buntentorfriedhof kennen. Breidbachs haben ein Familiengrab auf diesem Friedhof. Dort ist auch ihr Sohn Peter begraben, der knapp 19-jährig tödlich verunglückte. Ich sprach mit Inge und Herbert über das Grab, die Familie, über Peter und über ihre unermüdliche politische Arbeit. Sie erzählten mir von der Zeit, als die KPD illegal war, von der Gründung der DKP, von Reisen in viele Länder und von der Arbeit in „ihrem“ Stadtteil, der Bremer Neustadt. Ich fand es schade, über solch ein erfülltes Leben im Rahmen eines Friedhofsbuches nur wenig schreiben zu können. Herbert und Inge sind weit über 60 Jahre ein Paar und haben eine enge Beziehung zueinander. Was macht diese Beziehung aus? Wodurch hält Liebe mehr als 60 Jahre? Ende 2007 begannen wir mit einer Reihe langer Gespräche und überlegten, ob daraus ein Buch werden könnte. Herbert hat ein unglaubliches Erinnerungsvermögen, Namens und Datengedächtnis. Oft saßen wir am Esstisch in der Herrmannstraße und Herbert erzählte von der Kriegsgefangenschaft in der Sowjetunion, von seiner Rückkehr als Kommunist und seiner Arbeit in der Partei. Wir sprachen über das Ende der DDR, über Herberts Arbeit als Zeitzeuge an Schulen und bei der Verlegung von Stolpersteinen. Ich erfahre auch viel aus Inges Leben. Kindheit in Oberneuland, Arbeitsamtsmitarbeiterin, junge Kommunistin, Mutter. Sie erzählte auch über ihre jahrzehntelange Mitarbeit im Beirat Neustadt. Herbert und Inge sind einen langen gemeinsamen Weg gegangen. Es waren die gleichen Ziele, für die sie sich einsetzten und für die sie sich noch heute engagieren. Nie wieder Krieg, Verbot rechtsradikaler Parteien, Gerechtigkeit und Frieden. Sich etwas zu sagen haben, sich auseinandersetzen, Leserbriefe formulieren, nicht alles hinnehmen, füreinander da sein, wenn im Alter das Leben anstrengend wird – das macht einen großen Teil der Liebe zueinander aus. Ich habe ein „subjektives“ Buch über Herbert und Inge Breidbach geschrieben, das mit Sicherheit nicht alle Facetten im Leben der beiden wiedergibt. Inge und Herbert sind zu Wort gekommen, aber auch Menschen, die sie ein Stück weit begleiteten. Sicher gibt es noch viele weitere Weggefährten, die Inge und Herbert gut kennen und zu ihnen etwas sagen könnten. Das Kriterium für die Auswahl meiner Gesprächspartner war meine persönliche Bekanntschaft mit ihnen. Alle sprachen mit viel Sympathie und Respekt über die Breidbachs. Ich wünsche Inge und Herbert, dass sie sich gegenseitig noch lange erhalten bleiben.

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Marlies Böner Zollenkopf, Die Breidbachs, Kellner Verlag Bremen, 9,90 Euro, ISBN 978-3-939928-94-2