Der achte Zwerg

geschrieben von Raimund Gaebelein

10. Dezember 2012

Aus gesundheitlichen Gründen ist Minor Jackson Mitte 1945 aus dem Dienst des OSS, des Nachrichtendienstes des amerikanischen Kriegsministeriums, ausgeschieden.

Aus gesundheitlichen Gründen ist Minor Jackson Mitte 1945 aus dem Dienst des OSS, des Nachrichtendienstes des amerikanischen Kriegsministeriums, ausgeschieden. Ein Jahr später etwa beauftragt ihn Franz Oppenheimer (60), jüdischer Emigrant aus Frankfurt/Main, in Deutschland nach seinem Sohn Kurt zu suchen. Immerhin geht es um 1.500 US-Dollar. Den Oppenheimers gelang 1937 die Flucht in die Schweiz und nach Kriegsbeginn im letzten Moment weiter nach England. Kurt Oppenheimer dagegen setzte aus Überzeugung die Untergrundarbeit im deutschen Widerstand fort. Den Kontakt zu Kurt Oppenheimer und seiner Tochter Leah stellt Nicolae Ploscau her, dem Ex-Agent Minor Jackson in Los Angeles das Leben gerettet hat. Ploscau, genannt der Zwerg, ist offenbar nicht nur dem britischen und amerikanischen militärischen Geheimdienst bekannt, hatte er doch gegen 20.000 britische Pfund zu Kriegsende in Rumänien Verstecke für amerikanische Piloten organisiert und Informationen zur Wirkung der Bombenangriffe auf die Ölraffinerien in Ploeşti beschafft. Mit Unterstützung des OSS gehen Jackson und Ploscau nach Frankfurt/Main, um sich dort mit Leah Oppenheim zu treffen und die Spur ihres Bruders aufzunehmen, der inzwischen Nazis jagt und ermordet. Die Suche nach Kurt Oppenheimer wird immer verwirrender. Auch Otto Boddan, ein befreiter Bergen-Belsen-Häftling, ist im Auftrag des sowjetischen Militärgeheimdienstes in Frankfurt/Main auf der Suche nach ihm. Geht es überhaupt darum, seine Jagd auf untergetauchte Nazis zu stoppen? Warum will der britische Geheimdienst unbedingt verhindern, dass er ins britische Mandatsgebiet Palästina geht? Warum interessiert sich Major Gilbert Baker-Bates so auffällig für die Person Nicolae Ploscaus? Warum ist Leah Oppenheimers Jugendfreundin Eva Scheel eng liiert mit Leutnant LaFollette Meyer vom CIC(US Gegenspionage)? Ross Thomas’ Roman „Der achte Zwerg“ führt den Leser in die Nachkriegssituation und den beginnenden Kalten Krieg mit Schwarzmarkt, Prostitution, Mangel an Brennstoff, Zigaretten als Tauschwährung. Vor den Toren der späteren Bundeshauptstadt Bonn kommt die Suche zum überraschenden Ende.

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Ross Thomas, Der achte Zwerg, 350 S. 14,90 Euro, Alexander Verlag Berlin, erste vollständige deutsche Ausgabe April 2012, ISBN 978-3-89581-251-4