Reden vor Gericht, Plädoyers in Text und Ton

geschrieben von Raimund Gaebelein

10. April 2012

Dem Angeklagten konnte bestenfalls die Entwendung des Hammers nachgewiesen werden, mit dem der Einbruch in die Kasse verübt wurde, der wurde schließlich beim Angeklagten in unmittelbarer Umgebung des Tatorts gefunden

Am 02. September endlich wurde in der Buchhandlung Leuwer das langerwartete Buch aus der Feder von Heinrich Hannover vorgestellt. Vor zahlreich erschienenem Publikum präsentierte er Ausschnitte zweier Fälle aus den 60er bis 80er Jahren. Um bei Ehrengerichtsverfahren originalgetreue Aussagen zur Verfügung zu haben, fertigte er mit Genehmigung der Gerichte Tonbandmitschnitte seiner Plädoyers. Diese bemerkenswerten Zeitzeugnisse lassen sich nun dank einer beigefügten CD auch im Originalton verfolgen, sorgfältig eingeleitet und mit Hintergründen kommentiert durch Heinrich Hannover. Der Fall des nigerianischen Medizinstudenten Effi Oku führt uns in die Zeit der sogenannten Studentenunruhen 1967 zurück. Bei einer Demonstration im Hauptbahnhof gegen die Abschiebung Effi Okus, eines nigerianischen Medizinstudenten, nahm die Hamburger Polizei zwei Personen wegen Landfriedensbruchs fest, die ihnen besonders aufgefallen waren. Studenten hatten eine schützende Mauer um Effi Oku gebildet. Um einer Klage wegen exzessiver Polizeigewalt zuvorzukommen, erging Strafanzeige wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt. Anhand von Filmaufnahmen konnten die belastenden Aussagen der Polizisten entkräftet werden. In seinem Plädoyer belegte Heinrich Hannover die Haltlosigkeit der Abschiebung. Die Verfügung wurde Effi Oku zugesteckt, als er in das zum Abflug bereite Flugzeug gebracht wurde. Der gesetzlich vorgesehene Rechtsweg wurde ihm vorenthalten. Er verschwand auf Nimmerwiedersehen. In einem zweiten vorgetragenen Fall führte uns Heinrich Hannover in die Welt eines Kneipeneinbruchs. Trotz einer hinreichenden Fülle an einschlägigen Vorstrafen und trotz zahlreicher Indizien vermochte er es, eine Einstellung des Verfahrens wegen Geringfügigkeit zu erwirken. Dem Angeklagten konnte bestenfalls die Entwendung des Hammers nachgewiesen werden, mit dem der Einbruch in die Kasse verübt wurde, der wurde schließlich beim Angeklagten in unmittelbarer Umgebung des Tatorts gefunden. Unter großem Beifall eines sehr interessierten Publikums trug Heinrich Hannover abschließend mehrere seiner bundesweit berühmten Kindergeschichten vor. Heinrich Hannover, Reden vor Gericht, Plädoyers in Text und Ton, Hardcover mit einer Audio-CD, 250 S., zahlreiche Abbildungen, Papyrossa Verlag Köln, EUR 29,90, ISBN 978-3-89438-438-8 Raimund Gaebelein

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