Nie aufgegeben

geschrieben von Raimund Gaebelein

26. November 2006

Am 29. Oktober verstarb in Frankfurt/ Main der Widerstandskämpfer und Kommunist Peter Gingold im Alter von 90 Jahren.

Am 29. Oktober verstarb in Frankfurt/ Main der Widerstandskämpfer und Kommunist Peter Gingold im Alter von 90 Jahren. Vielen, gerade auch jüngeren Menschen ist Peter bekannt durch sein unermüdliches Engagement als „kritischer Aktionär“ im Kampf um Entschädigung der überlebenden Auschwitzhäftlinge durch die „IG Farben in Auflösung“. In einer Schweigeminute gedachten die 4.000 TeilnehmerInnen der antifaschistischen Demonstration am 04. November in Gröpelingen und die Versammlungen von WASG und Linkspartei-PDS am folgenden Tag dieses unbeugsamen Mannes. Am 08. März 1916 wurde Peter Gingold in Aschaffenburg geboren. Der Vater war Konfektionsschneider, Peter machte eine kaufmännische Lehre. Im Mai 1933 ging die gesamte Familie ins französische Exil. Peter blieb und beteiligte sich am Widerstand seiner kommunistischen Jugendgruppe.

Peter wurde nach mehreren Monaten Haft gedrängt Deutschland zu verlassen. Peter fand in Paris Anstellung bei der deutschsprachigen antifaschistischen Tageszeitung „Pariser Tageblatt“. In engem Kontakt mit dem Zentralkomitee der KP Frankreichs beteiligten sich deutsche Kommunisten 1941-44 an der Widerstandstätigkeit innerhalb der Verwaltung der deutschen Besatzungsmacht, des „Travail Allemand“. Peter Gingold wurde im Osten Frankreichs tätig. Illegal erstellte Flugblätter wurden unter deutschen Soldaten verbreitet. Am 03. Februar 1943 wurde Peter Gingold von der Gestapo verhaftet und über Wochen brutal gefoltert und nach Paris gebracht. Karfreitag 1943 konnte er der Gestapo entkommen als er sie zum Schein zu einer Kontaktperson zu führen vorgab. Er beteiligte sich an der Befreiung von Paris 1944 und nahm dann im Auftrag der Bewegung „Freies Deutschland für den Westen“ am Aufstand in Turin teil. Sein Bruder und seine Schwester waren bereits 1943 von den Nazis nach Auschwitz in den Tod geschickt worden.

Peter ging 1945 zurück nach Frankfurt/ Main, die deutsche Staatsbürgerschaft wurde ihm 20 Jahre lang verweigert. Die bekam die Familie Gingold erst, als Tochter Silvia sich 1974 ums Referendariat bewarb. Es folgte ein zäher Kampf gegen das Berufsverbot. Peter Gingold und seine Frau Etty waren unermüdliche Kämpfer für den Frieden, gegen Raketenstationierung und Notstandsgesetze.

Hoch dekoriert vertrat Peter Gingold den Widerstand gegen den Fortbestand der „IG Farben in Auflösung“. Den Widerstand gegen jede Form von Faschismus und Rassismus fortzuführen ist sein Vermächtnis an die kommende Generation.