Abschied von Willy Hundertmark

geschrieben von Der Landesvorstand

28. Dezember 2002

Wir arbeiten in seinem Sinne weiter

Wer ihn kannte, ihn argumentieren hörte, mit ihm zusammenarbeitete mag es kaum glauben: Willy Hundertmark, Ehrenvorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) Bremen ist von uns gegangen. Mit nahezu ungebrochener Vitalität nahm er bis zum Schluss Anteil am gesellschaftlichen Leben unserer Stadt, arbeitete aktiv in demokratischen Organisationen und Institutionen und war bemüht, besonders jungen Menschen Erfahrungen und Lehren seines langen und kämpferischen Lebens zu vermitteln.

Anlässlich seines 85. Geburtstages sagte einer seiner Gratulanten: „Willy Hundertmark ist zu einer festen politischen Institution Bremens geworden, die zu unserer Stadt gehört wie die Bürgerschaft und der Senat. Wie kaum ein anderer Kommunist ist er bekannt und geachtet, davon zeugen auch der ihm verliehene Friedenspreis der Villa Ichon und die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes im Oktober 1989 auf Vorschlag des Senates.“

Was machte ihn zu einer so hochgeachteten Persönlichkeit? Es war seine unermüdliche Aktivität und Solidarität mit den sozial Schwachen, den Unterdrückten und Ausgebeuteten; sein unversöhnlicher Kampf gegen Faschismus und Krieg, für eine friedliche demokratische Welt, in der nicht der Profit, sondern das Wohl des Menschen das Maß der Dinge ist. Es war seine Bereitschaft mit allen zusammenzuarbeiten, die sich für solche Ziele einsetzen, ungeachtet bestehender weltanschaulicher, politischer oder anderer unterschiedlicher Auffassungen. Und es sind solche persönlichen Eigenschaften wie sein Wissensdurst, sein phänomenales Gedächtnis und seine Konsequenz, das für richtig Erachtete auch offen und mutig zu vertreten.

Den Faschisten war der junge Kommunist ein Dorn im Auge. Sie verhafteten ihn am 03. März 1933 und brachten ihn später ins KZ Sonnenburg. Er war nur kurz in Freiheit und wurde 1934 ins Lager Brauweiler verbracht.

1947 gehörte er zu den Mitbegründern der VVN. In der Bremer Landesvereinigung war er seit 1975 Sekretär, von 1983-91 Vorsitzender und seit dem Ehrenvorsitzender. Seine Kollegen und seine Genossen in der DKP wählten den unbeugsamen, nie angepaßten Sprecher ihrer Interessen viele Male in Funktionen. So war er von 1961 bis 1972 Betriebsrat bei der Gewoba und Funktionär seiner Gewerkschaft HBV. Anfang Dezember 2002 wurde er für seine achtzigjährige Gewerkschaftsmitgliedschaft geehrt.

Der ehemalige Präsident der Bremischen Bürgerschaft, Dr. Dieter Klink, sagte von ihm: „Für Willy Hundertmark ist die persönliche Glaubwürdigkeit zum Maß aller Dinge geworden. Das macht ihn zu einem ernst zu nehmenden Gesprächspartner, vor allem auch zu einem wichtigen Zeitzeugen für junge Menschen, für die das von ihm Durchlebte längst zu einem Teil der Geschichte geworden ist.“

Als glaubwürdiger Zeitzeuge und antifaschistischer Widerstandskämpfer war er nahezu unersetzlich in der heutigen Zeit, in der zum Beispiel im Zusammenhang mit der Diskussion um die Ausstellung „VERNICHTUNGSKRIEG – VERBRECHEN DER WEHRMACHT 1941-1944″ von den Neonazis bis hinein in die Spitzen der Bremer CDU nicht nur Verdrängung, sondern sogar Glorifizierung der braunen Vergangenheit betrieben wurde.

Mit dem Namen Willy Hundertmark untrennbar verbunden sind: Seine Ehefrau und treue Mitstreiterin in der politischen Arbeit Tilla; seine Initiative und Mitarbeit an der Broschüre „ANTIFASCHISTISCHER WIDERSTAND 1933 – 1945 IN BREMEN“ und an anderen antifaschistischen Schriften; sein Wirken für Ausstellungen und in Kommissionen zur Erforschung der Geschichte der Arbeiterbewegung Bremens; die antifaschistischen Stadtrundgänge und sein Auftreten vor Schulklassen; die Gedenkmärsche nach Sandbostel und Neuengamme; die Gedenkveranstaltungen auf dem Osterholzer Friedhof und zum 04. Februar auf dem Waller Friedhof; die Mitbegründung und aktive Mitarbeit in der Lidice-Initiative; der langjährige Vorsitz des Ausschusses für Vergessene Opfer und vieles mehr.

Wir arbeiten in seinem Sinne weiter.

Der Landesvorstand