Schäubles Vision

18. September 2017

Der Journalist Martin Schäuble hat in seinem Roman „Endland“, der vornehmlich für Jugendliche geschrieben wurde, eine Vision, die sich schon in Teilen erfüllt hat. Aus der Warnung wurde Wirklichkeit, und zwar in Gestalt von Franco A., dem Bundeswehrsoldaten, der getarnt als syrischer Flüchtling wohl Anschläge verüben wollte. „Das las sich wie ein Kurzabdruck aus meinem Roman“, sagte er im Deutschlandfunk. „Da wurde mir ganz anders“. Leider zeigt sich hier, dass die Bundeswehr sehr wohl ein Spiegel der Gesellschaft ist – inklusive einer Bundeswehr-NSU. Viele ahnten etwas, keiner tat was.

In Schäubles Deutschland hat sich viel verändert. Es wird nun von der Nationale Alternative, einer Mischung aus AfD und NPD, regiert. Rundherum sind Mauern gezogen und Wachen patrouillieren. Zwei von ihnen, Anton – der 100%ige, und Noah – der Zweifler, sind die nationalen Protagonisten. Fana, eine dunkelhäutige Geflüchtete aus Äthiopien, ist die dritte Hauptfigur.

Warum fallen immer wieder Menschen auf die simpel gestrickten Argumente der Rechtspopulisten und Neonazis herein? Ist es die Einfältigkeit, die Weigerung mitzudenken oder dumpfe Voreinstellung? Woher kommt die Angst vor allem Fremden? Wie kommen einige aber von alleine aus dem Teufelskreis wieder heraus? Wie kann sich ein ganzes, doch eigentlich demokratisches, Land so sehr nach rechts verändern? Mögliche Antworten finden sich in dem Buch. Der 100%ige, Arno, soll als ukrainischer Flüchtling getarnt in ein Aufnahmelager gehen, um dort ein Attentat zu verüben. Der Zweifler, Noah, geht in den Widerstand und Fana rettet den, der sie hassen und den sie verachten müsste.

Die ganze Geschichte fängt langsam und vorsichtig an und baut sich mehr und mehr auf. Die Personen werden charakterlich beschrieben. Irgendwann wird es zum Thriller. Schäuble weiß, wovon er spricht, denn er hat viel recherchiert. Parteiprogramme gelesen, Veranstaltungen besucht und gut zugehört. Das könnten viele. Nur kann man dann nicht mehr sagen: „Das habe ich nicht gewusst.“

Seinen ersten (Jugend)-Roman „Der Scanner“ hat er als Robert M. Sonntag geschrieben. Grob umschrieben geht es in dem Buch um totale Überwachung und Bevormundung.

Erschienen ist das Buch „Endland“ von Martin Schäuble im Juli 2017 im Hanser Verlag, München. Es hat 224 Seiten und kostet 15,00 EUR. Unter der ISBN 978-3-446-25702-3 ist es in jeder guten Buchhandlung vor Ort zu finden. Ein lesenswertes Buch – ganz bestimmt nicht nur für Jugendliche.