EntRüstung!

2. Oktober 2016

Die Hochschule Bremen kooperiert mit der Bundeswehr! Unsere Hochschule ist neben der bereits bestehenden Kooperation im Studiengang „Luft- und Raumfahrttechnik B.Eng.“ eine weitere Zusammenarbeit mit der Bundeswehr im „Internationalen Frauen-Studiengang Informatik B.Sc.“ eingegangen. Diese Entwicklung steht in einem direkten Zusammenhang zu Prozessen, die sich momentan in der gesamten Bundesrepublik beobachten lassen.
Mitte dieses Jahres mussten wir uns durch eine tarnfarbene Werbewelle, von Plakaten und Radiowerbung hin zu beklebten Bussen, Internetbannern und Fernsehspots kämpfen. Nicht nur die unzumutbare Intensität der Werbeaktion der Bundeswehr, sondern auch zynische Slogans wie „Krisenherde löschst du nicht mit Abwarten und Tee-Trinken“, führten bei uns zu Wut und Fassungslosigkeit.
Bundeswehr-Einsätze bedeuten niemals humanitäre Hilfe, schaffen keine Freiheit und sind auch keine Friedenseinsätze – Krieg ist niemals eine nachhaltige politische Lösung; Krieg ist Terror!
Die Bundeswehr versucht durch ihre Werbeaktion gezielt, mehr Akzeptanz in der Bevölkerung zu erlangen und ihre menschenverachtende und zerstörerische Arbeit zu verharmlosen.
Diese Prozesse spiegeln sich nun auch im Handeln der Hochschule und der Stadt Bremen wieder:
Die Hochschule wird seit Jahren von der Stadt unterfinanziert, wodurch sich diese dann wiederum aufgrund dieser Notlage durch Kooperationen billige Ausbildungs- und Studienplätze bei der Hochschule erkaufen kann. Nach diesem Verfahren erschleichen sich immer mehr staatliche Institutionen den Einzug und den damit einhergehenden Einfluss auf Lehre und Forschung. Diese Entwicklung gefährdet im hohen Maße die Autonomie der Hochschule, der Wissenschaft und somit auch unweigerlich die der Student_innen.
Doch auch neben der grundlegenden Kritik an dem Einzug der Bundeswehr in die Lehre und Forschung bemängeln wir den Ablauf der Kooperationsverhandlungen. Durch Intransparenz, schwammige Aussagen und der totalen Verweigerung seitens der Rektorin Frau Luckey und der Senatorin Frau Quante-Brandt, wurde die Partizipation der Studierenden sowie der Lehrenden am Prozess gezielt verhindert.
Diese Entwicklungen können wir als Interessensvertretung der Studierenden, insbesondere in Zeiten einer rechtsoffenen Politikwandlung und Diskussionen um die Legitimation des Einsatzes der Bundeswehr im Inland, nicht hinnehmen.
Wir sind entsetzt über die Scheinheiligkeit, mit der die Hochschule die Vereinbarkeit der Zivilklausel mit der Zusammenarbeit mit der Bundeswehr proklamiert und hoffen, dass die inzwischen überspitzte Visualisierung unserer Kritik, in Form des Transparents, aufsehende Augen trifft, wenn schon die verbale nur auf taube Ohren traf.
Um im Bundeswehr-Slang zu bleiben: „Mach, was wirklich zählt“ und wehr dich gegen die Normalisierung von Kriegszuständen!
Und vielen lieben Dank an Unbekannt für die Inspiration für unser Transparent und die vielen Sticker!